Rhein-Stadt 2024: Eine Lizenz zum Träumen

 

erstellt am
07. 03. 16
11:00 MEZ

Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und die „Regio Bregenzerwald“ diskutierten die Europäische Kulturhauptstadt 2024 im Festspielhaus Bregenz
Bregenz (stadt) - Mehr als 100 Interessierte aus Politik, kommunaler Verwaltung und Kulturszene besuchten am 04.03. das von Bregenz Tourismus & Stadtmarketing veranstaltete Symposium „Kultur vor Ort – Ideen für Europa“. Eine Fachtagung, die sich an zwei Tagen mit Fragen zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 beschäftigte, brachte Menschen aus ganz Österreich, Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein mit ProtagonistInnen der Kulturhauptstadtinitiativen Graz 2003, Liverpool 2008, Linz 2009, Ruhr 2010, Sönderborg 2017, Pafos 2017, Plovdiv 2019, Cluj-Napoca 2021 und Kalamata 2021 zusammen.

„Rhein-Stadt 2024“, ein Arbeitstitel, der immer schärfere Konturen annimmt, ist eine gemeinsame Initiative der Städte Bregenz, Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und der „Regio Bregenzerwald“. Die Rheintalstädte werden ein Modell entwickeln, wollen diese kulturelle Initiative nutzen, Europa zu thematisieren. „Wir reden über Grenzen, über Zäune. Melina Mercouri und Jack Lang wollten 1985 die Vielfalt der Kulturen aufzeigen, wir wollen Europa über die nächsten zehn Jahre positiv aufladen“, bringt es der Bregenzer Kulturhauptstadtbeauftragte und Stadtmarketing-Geschäftsführer Christoph Thoma auf den Punkt.

„Wir müssen den Zug steuern, wir dürfen keine Passagiere sein“, gab der Grazer Stadtmarketing- und Tourismusdirektor Dieter Hardt-Stremayr ganz zu Beginn die Richtung vor. Hardt-Stremayr berichtete zudem von den positiven Effekten von Graz 2003, eine Entwicklung, welche die Wahrnehmung der steirischen Landeshauptstadt auf der Weltkarte deutlich gestärkt hat, und die bis heute einen messbaren Mehrwert bringt.

Else Christensen-Redzepovic, heute Direktorin des Dänischen Kulturinstituts in Brüssel, war vor einigen Jahren noch für die Bewerbung von Sönderborg 2017 mitverantwortlich. Die Bewerbung sei von Visionen und Ideen getragen gewesen, die einen Plan B mit ins Kalkül zog. „Aus dem Scheitern lernen“, brachte es die dänische Kulturmanagerin auf den Punkt.

Klare Zuständigkeiten, internationale Netzwerke, die insbesondere den Künstlerinnen und Künstlern vor Ort zu Gute kommen sollen, ein Spotlight auf das Rheintal, das auch 2025 noch relevant sein soll. „Die Region ist stark, wir wollen und können auf der europäischen Bühne mitspielen“, erläuterte der Dornbirner Kulturamtsleiter Roland Jörg seinen Zugang. Kultur sei wichtig, um ein Land interessant zu halten, nicht nur die Hochkultur, sondern auch das schräg gedachte, jene Impulse, die von unten und von der Seite in das Leben strömen, erläuterte Friederike Lutz von der Stadt Friedrichshafen einen essentiellen Aspekt, der einmal mehr den weit gefassten Kulturbegriff thematisierte.

Es gehe in erster Linie darum, kulturelle Identität zu entwickeln, Vertrauen in die Region zu haben, zitierten Harald Petermichl (Feldkirch) und Martin Hölblinger (Hohenems), die mit Thoma und Jörg die Verantwortung für die Vorbereitung einer möglichen Bewerbung haben, aus dem Dossier, das im Juni die inhaltliche Basis für einen Grundsatzbeschluss der Stadtvertretungen bilden wird. Am Rande der Tagung beschlossen die BürgermeisterInnen Markus Linhart (Bregenz), Andrea Kaufmann (Dornbirn), Wilfried Berchtold (Feldkirch) zusammen mit Kulturstadtrat Johannes Drexel (Hohenems) sowie Guido Flatz (Gemeinde Doren, Obmann der Regio Bregenzerwald), eine Bewerbung konkret ins Auge fassen zu wollen und die Stadtvertretungen und Ausschüsse in den kommenden drei Monaten intensiv mit der Thematik zu befassen.

„Eine Europäische Kulturhauptstadt sei eine Lizenz zum Träumen“, schloss Neil Peterson, der maßgeblich am Erfolg von Liverpool 2008 beteiligt war, seinen Vortrag. Dieter Hardt-Stremayr stellte dann nochmals die Frage „Why not?“. Man könne den Zugang auch umdrehen. Eine reiche Region, keine wirklichen Probleme, Vollbeschäftigung, ein wunderbares öffentliches Verkehrsnetz, fantastische kulturelle Infrastruktur, wären das nicht ideale Voraussetzungen für eine Bewerbung?

Der Wissenstransfer der beiden Tage machte Mut, so die Wahrnehmung vor Ort. Die vier Städte werden in den kommenden Wochen das politische Dossier mit künstlerischen Zugängen und dem Ansatz eines roten Faden befüllen, werden eine finanzielle Grundlage, eine Prozesslandkarte sowie einen Plan mit Meilensteinen bis 2019 erarbeiten. Dies wird dann die Basis für diese richtungsweisende Entscheidung darstellen, die als Prozess die Region maßgeblich weiterbringen kann.

 

 

 

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