Kuba hat Nachholbedarf auf fast allen Ebenen – gute Chancen bei erneuerbaren Energien, Bahninfrastruktur
oder Lebensmittelverarbeitung
Havanna/Wien (pwk) - Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) organisierte
vom 01. bis 03.03. die zweite Marktsondierungsreise österreichischer Firmen nach Kuba innerhalb weniger Monate.
Unter der Leitung von WKÖ-Vizepräsident Christoph Matznetter machten sich 36 Unternehmensvertreter aus
Anlass des offiziellen Besuches von Bundespräsident Heinz Fischer ein persönliches Bild von den mit großen
Erwartungen verbundenen Veränderungen auf Kuba.
„Ohne Unterbrechung, aber ohne Eile“ – nach diesem 2011 von Präsident Raul Castro vorgegebenen Motto beginnen
wirtschaftliche Liberalisierungsmaßnahmen zu greifen und öffnet sich das Land sukzessive für Auslandsinvestitionen.
Dieses Motto sollte laut Walter Koren, Leiter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA der WKÖ, auch Leitlinie für
die Anstrengungen österreichischer Firmen auf diesem Markt sein. „Kurzfristig sind nämlich noch keine
großen Sprünge zu erwarten. Noch fehlen einige wesentliche Schritte: der volle Zugang zu internationalen
Finanzquellen sollte aber bald möglich sein“, so Koren. An den Vorbereitungen der Währungsvereinheitlichung
als Voraussetzung für verstärkte ausländische Direktinvestitionen wird intensiv gearbeitet. Die
Beziehungen mit den USA verbessern sich auch schrittweise, ohne jedoch ein Datum für die Aufhebung des Embargos
zu haben.
Zentraler Teil der Marktsondierungsreise war ein österreichisch-kubanisches Wirtschaftsforum. Die österreichischen
Teilnehmer erhielten dabei detaillierte Informationen über für Kuba prioritären Geschäftschancen
und zum kubanischen Auslandsinvestitionsgesetz. In über 100 Einzelgesprächen mit potenziellen kubanischen
Geschäftspartnern aus Ministerien und verbundenen Wirtschaftseinheiten konnten die Teilnehmer erste persönliche
Kontakte knüpfen, und in einigen Fällen den Grundstein für vertiefte Kontakte in den kommenden Monaten
legen. „Kuba hat einen gigantischen Nachholbedarf auf fast allen Ebenen. Als prioritär kristallisierte sich
das Interesse an erneuerbaren Energien, Infrastrukturlösungen insbesondere im Bereich Eisenbahn und an der
Modernisierung der Großteils völlig veralteten Industrieanlagen mit besonderem Augenmerk auf die Agrarindustrie
und Lebensmittelverarbeitung heraus“, berichtet Friedrich Steinecker, für Kuba zuständiger österreichischer
Wirtschaftsdelegierter.
ÖKB-Generaldirektor Rudolf Scholten unterzeichnete im Rahmen der Reise den ersten wichtigen Teil des bilateralen
Umschuldungsabkommens auf Basis der Einigung Kubas mit dem Club von Paris im vergangenen Dezember. Damit kann in
wenigen Wochen die Österreichische Kontrollbank den Rahmen für Garantien und Finanzierungen für
Lieferungen nach Kuba voraussichtlich schon etwas ausweiten. „Kuba hat mittelfristig ein gutes Wachstumspotenzial.
Unsere Lieferungen könnten sich in fünf Jahren von derzeit rund zehn Millionen Euro auf 50 Millionen
hinbewegen. Die ganze Welt gibt sich derzeit in Havanna die Türklinke in die Hand. Es ist wichtig, jetzt die
ersten Schritte zu setzen und unter den ersten mit dabei zu sein, selbst wenn sich der Erfolg erst in einigen Jahren
einstellen sollte“, so Steinecker abschließend.
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