Ostermayer: "Schriftsteller Gerhard Roth erhält den Großen Österreichischen
Staatspreis 2016"
Wien (bpd) - "Ich gratuliere Gerhard Roth ganz herzlich zum Großen Österreichischen Staatspreis
2016 und freue mich, erstmals seit 2012 einen Vertreter der zeitgenössischen Literatur damit auszeichnen zu
können. Gerhard Roth ist ein Autor, der wie viele andere seiner Generation von Graz – dem Forum Stadtpark
und den 'manuskripten' – aufgebrochen ist, um die deutschsprachige Literatur zu erobern. Mit seinen beiden Romanzyklen
'Archive des Schweigens' und 'Orkus' hat er zwei zentrale Werke der österreichischen Nachkriegsliteratur geschaffen,
in denen er einen kritischen Blick auf die österreichische Geschichte und den versteckten Alltag gelenkt hat.
In immer wieder neuen literarischen Formen umkreist er die Vergangenheit Österreichs und schreibt damit nicht
nur eine etwas andere Geschichte unseres Landes, sondern unternimmt mit seiner Erinnerungsarbeit eine Abenteuerreise
in die menschliche Seele", so Kulturminister Josef Ostermayer am 03.03.
Der Kunstsenat betont in seiner Empfehlung für die Vergabe des Großen Österreichischen Staatspreises
an Gerhard Roth, dass er "einer der bedeutendsten und international bekanntesten österreichischen Schriftsteller
ist. Bereits im Jahr 1983 erhielt er für seinen großen Roman 'Landläufiger Tod' den von Günter
Grass gestifteten Alfred-Döblin-Preis. Seit über vier Jahrzehnten arbeitet er als Erzähler, Dramatiker
und Essayist unbeirrt und mit großer Besessenheit an seinem vielschichtigen und umfangreichen Werk, einer
bereits in viele Sprachen übersetzten 'Prosa der Aufmerksamkeit', wie sie genannt wird. Gerhard Roth meldet
sich immer wieder kritisch zur österreichischen Vergangenheit und politischen Gegenwart zu Wort. Mehrere seiner
Romane wurden für Kino und Fernsehen verfilmt. Die Verfilmung seines Romans 'Der Stille Ozean' von Xaver Schwarzenberger
wurde 1983 bei den Filmfestspielen in Berlin mit dem 'Silbernen Bären' ausgezeichnet."
Erstmals seit 2012 geht der Große Österreichische Staatspreis, auf Vorschlag des Kunstsenates, an einen
Preisträger in der Kategorie Literatur. Der Große Österreichische Staatspreis ist die höchste
Auszeichnung der Republik für künstlerische Leistungen und ist mit 30.000 Euro dotiert. "Es ist
eine große Ehre für mich, dem Vorschlag des Kunstsenats zu folgen, und ich freue mich sehr darüber,
Gerhard Roth diesen Preis für sein umfangreiches literarisches Oeuvre zuerkennen zu können", so
Ostermayer abschließend.
Gerhard Roth wurde im Jahr 1942 in Graz geboren und lebt als freier Schriftsteller in Wien und der Südsteiermark.
Er veröffentlicht zahlreiche Romane, Erzählungen, Essays, Theaterstücke und Drehbücher. Viele
seiner literarischen Werke wurden verfilmt. Gerhard Roth wurde für sein künstlerisches Schaffen vielfach
ausgezeichnet: So erhielt er unter anderem den Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz
in Denken und Handeln (1994), den Bruno-Kreisky-Preis (2003), den Jakob-Wassermann-Preis (2012) und den Jean-Paul-Preis
(2015).
Der Österreichische Kunstsenat ist eine Gemeinschaft von 21 Künstlerpersönlichkeiten aus den Bereichen
Architektur, Bildende Kunst, Literatur und Musik. Seine Aufgabe besteht darin, die Anliegen der Kunst in der Öffentlichkeit
zu vertreten und die öffentlichen Stellen in wichtigen Fragen der Kunst zu beraten. In die Kompetenz des Kunstsenats
fällt auch das Vorschlagsrecht für den Großen Österreichischen Staatspreis und für die
Berufung der Staatspreisträger in den Kunstsenat.
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