Von 04.3. – 12.6.2016 um Ferdinandeum
Innsbruck (tlm) - Seit über zehn Jahren beschäftigt sich Sabine Groschup mit den Pionieren der
Klangkunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Einen wichtigen Stellenwert nimmt dabei John Cage ein.
Seine Komposition Organ²/ASLSP, die in Halberstadt auf einer Orgel über eine Dauer von 639 Jahren aufgeführt
wird, inspirierte die Künstlerin zu einem Experimentalfilm. Der Film setzt sich aus 89 Einzelszenen zusammen.
Mittels Zufallsoperationen werden die Szenen zu immer neuen Filmfassungen aneinander gereiht. 45 Filmversionen
sind bislang fertiggestellt und gelangen im Ferdinandeum zur Ausstellung. Mit Groschups Installation wird das Orgelprojekt
in Sachen-Anhalt ortsunabhängig sinnlich erfassbar.
„Sabine Groschups Ausstellungsprojekt über das John-Cage-Orgelprojekt Halberstadt trägt dazu bei, dass
wir uns mit Aspekten befassen, die die knappe Spanne eines Menschenlebens überschreiten“, erklärt PD
Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, und fährt fort: „Es ist eine vielschichtige
und Grenzen überschreitende Arbeit, die die Künstlerin im Ferdinandeum vorstellt.“
Sabine Groschup befasst sich seit mittlerweile zehn Jahren mit dem John-Cage-Orgelprojekt Halberstadt. „Hervorgegangen
aus einer Auseinandersetzung mit der künstlerischen Methodik von Cage, verbindet die Künstlerin in ihrem
Ausstellungsprojekt Stilmittel der filmischen Dokumentation mit künstlerischer Montage und strenge strukturale
Vorgaben mit einem spielerischen Zufallsprinzip“, betont Dr. Günther Dankl, Kurator der Ausstellung und Kustos
der Kunstgeschichtlichen Sammlungen ab 1900 & Graphischen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen. In Anspielung
auf das in Halberstadt erklingende Orgelstück gestaltete die Künstlerin aus dem seit 2006 gedrehten Material
89 Einzelszenen, welche wie in Cages ASLSP per Zufallsoperation aneinander gereiht werden. In zufällige Reihenfolge
gebracht, ergeben die Szenen eine dynamische Montage, die Einblick in das Projekt gewährt. Groschup thematisiert
in ihrem Projekt nicht nur das Prinzip des Zufalls, sondern setzt ihn als künstlerisches Mittel ein. Ihre
Filmversionen dauern jeweils 29 Minuten und 14 Sekunden, genau gleich lang wie die Uraufführung der Cage-Komposition.
Das Ziel ist es, bis 2020, wenn der nächste Klangwechsel in Halberstadt ansteht, die 89 Variationen des Films
zu vollenden.
(JC{639}) ½ EDITION ETC.
Auf 45 Monitoren zeigt Groschup im Ferdinandeum die ersten 45 Filmversionen des Experimentalfilms (JC{639}). Auf
dem Boden stehend, laden die Bildschirme dazu ein, sich unterschiedliche, zufällig generierte Versionen des
Films über das Orgelprojekt in Halberstadt anzusehen. Den gesamten Raum miteinbeziehend, konstruiert Groschup
in „(JC{639}) ½ EDITION ETC.“ ein installatives Gesamtkunstwerk. Vom Lift kommend werden die BesucherInnen
von 45 Teppichfließen in die Ausstellung geführt. Die Installation umfasst neben den Filmversionen auch
Kies aus der Burchardikirche in Halberstadt, handschriftliche Protokolle der 45 Zufallsoperationen sowie vier Sätze
signierter Clip-Karten, die bei den Zufallsoperationen (Szenenziehungen) verwendet wurden. Während der Laufzeit
der Ausstellung wird die 46. Filmversion (JC {639} #46) in einer weiteren Ziehung ermittelt.
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