Die Ausbildung von christlichen, muslimischen und jüdischen ReligionslehrerInnen für
die Volksschule findet ab Herbst 2016 gemeinsam an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems statt.
Wien (pew) - Die interreligiöse Zusammenarbeit bei der Ausbildung der ReligionslehrerInnen in Österreich
wird vertieft: An der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule (KPH) Wien/Krems, die derzeit schon katholische,
evangelische, orthodoxe, orientalisch-orthodoxe und altkatholische sowie freikirchliche und alevitische ReligionslehrerInnen
ausbildet, wird ab Herbst 2016 auch die Ausbildung der jüdischen und muslimischen ReligionslehrerInnen der
Primarstufe (Volksschule) angesiedelt sein. Die studierenden Mitglieder der unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften
werden dabei in den allgemeinpädagogischen Fächern wie Pädagogik, Didaktik oder Erziehungswissenschaften
gemeinsam unterrichtet, die entsprechenden fachlichen Inhalte stellt jede Glaubensgemeinschaft selbst.
„Durch diese Kooperationen wird eine neue Qualität in der Ausbildung aller ReligionslehrerInnen ermöglicht.
Dieser Schwerpunkt in der LehrerInnenbildung führt zu mehr Verständnis anderer Kulturen und Religionen
und trägt zu einem respektvollen Miteinander bei. Ich bin stolz darauf, dass wir in Europa Vorreiter sind:
Nirgends sonst gibt es eine gemeinsame Ausbildung der ReligionslehrerInnen unter einem Dach“, sagte Bildungsministerin
Gabriele Heinisch-Hosek 01.03. bei der feierlichen Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung zwischen den Religionsgemeinschaften.
„Diese Zusammenarbeit von Christen und Muslimen fördert den Dialog. Die eigene Identität der Glaubensgemeinschaften
wird gewahrt, das Gemeinsame in den Mittelpunkt gestellt, die Unterschiede werden ernstgenommen. Durch die Bildung
von interkulturellen und interreligiösen Kompetenzen wird eine Praxis des Miteinander und Voneinander Lernens
in Schule und Gesellschaft selbstverständlich“, betont Mag. Andrea Pinz, Hochschulratsvorsitzende der KPH
Wien/Krems.
Alle monotheistischen Religionen unter einem Dach
Heinisch-Hosek:„Die interreligiösen Kompetenzen sind heute bereits Teil der neuen Lehramtsstudien. Dafür
stellen wir an der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems eine eigene Professur für den Spezialforschungsbereich
Interreligiosität zur Verfügung“.
Kardinal Schönborn begrüßt die Kooperationen: „Es ist gut und wichtig, dass sich in Österreich
der Religionsunterricht und die Ausbildung der Pädagogen nicht hinter verschlossenen Türen abspielen,
sondern im öffentlichen Bereich. Wir freuen uns, dass wir die erprobte Zusammenarbeit zwischen öffentlicher
Schulaufsicht und den Glaubensgemeinschaften in unserer KPH nun auch für die Ausbildung islamischer und jüdischer
Religionslehrer öffnen können.“
Für die Ausbildung muslimischer ReligionslehrerInnen wird der bisher private Studiengang „IRPA – Islamische
Religionspädagogische Ausbildung“ zu einem Institut an der KPH. Dazu Dr. Fuat Sanac, Präsident der Islamischen
Glaubensgemeinschaft in Österreich: “Die Ausbildung unter einem Dach öffnet den Blick für Gemeinsamkeiten
und bedeutet eine weitere wichtige Belebung des interreligiösen Dialogs, der in Österreich in vielen
Bereichen längst eine interreligiöse Kooperation geworden ist. Die IRPA bleibt in diesem Rahmen mit ihrer
fachlich-theologischen Ausbildung erhalten. Gerade in unserer Zeit der Ängste und kriegerischen Konflikte
ist die sichtbare Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften eine Botschaft für das friedliche und konstruktive
Zusammenleben“.
Auch für die Ausbildung der jüdischen ReligionslehrerInnen wird es ein eigenes Institut geben. Der Präsident
der Israelitischen Kultusgemeinde, Dr. Oskar Deutsch sieht in der Religionslehrerausbildung an der KPH „einen sehr
positiven Schritt in Richtung einer von gegenseitiger Akzeptanz der einzelnen Religionsgemeinschaften gekennzeichneten,
qualitativ hochwertigen Ausbildung“.
Die KPH als Kompetenzzentrum für die ReligionslehrerInnenausbildung der Primarstufe
Die Kirchliche Pädagogische Hochschule (KPH) Wien/Krems ist Österreichs größte Private Pädagogische
Hochschule mit fünf Standorten in Wien und Niederösterreich. Sie bildet unter anderem LehrerInnen für
die Primarstufe aus und bietet diesen unter anderem Schwerpunktsetzungen für das Fach Religion in der jeweiligen
konfessionellen Ausprägung an.
Derzeit gilt die Kooperation der KPH mit den erwähnten Glaubensgemeinschaften für die Primarstufe. Eine
Ausweitung auf die Sekundarstufe (Neue Mittelschulen, Gymnasien, berufsbildende mittlere und höhere Schulen)
ist angedacht, die Verhandlungen zwischen KPH, Glaubensgemeinschaften und Universitäten sind bereits im Gange.
Dr. Christoph Berger, Rektor der KPH, freut sich auf die Zusammenarbeit: „Wir sind uns der Verantwortung und der
großen Chance bewusst, die dieser Schritt mit sich bringt. Die Kooperation hat Modellcharakter für ganz
Europa“.
|