Malerei Reloaded

 

erstellt am
14. 03. 16
11:00 MEZ

Die Kunsthalle Krems setzt den Schwerpunkt auf die Malerei mit den Ausstellungen „ABSTRAKT – SPATIAL“, „Stefan Sandner. Farben“ und „Saint Genet“
Krems an der Donau (kunsthalle) - Die Eröffnung der Frühjahrsausstellungen „ABSTRAKT – SPATIAL. Malerei im Raum“, „Stefan Sandner. Farben“ und der donaufestival-Kooperation „Saint Genet. Who With Their Fear Is Put Beside Their Part“ lockte am 12.03. eine illustre Gästeschar aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft in die Kunsthalle Krems. Das Team der Kunsthalle Krems rund um die Ausstellungskuratorinnen Verena Gamper und Julianne Feldhoffer konnte neben Landesrätin Barbara Schwarz, auch den künstlerischen Leiter des donaufestival Tomas Zierhofer-Kin sowie zahlreiche beteiligte KünstlerInnen begrüßen.

„Mit starken zeitgenössischen Positionen zur Malerei gibt die Kunsthalle Krems vor der ein Jahr dauernden Sanierungspause ab Ende Juni noch ein kräftiges und unübersehbares Signal. Unser Kuratorinnenteam hat Werke von renommierten Künstlerinnen und Künstlern vereint, die die traditionellen Grenzen der Malerei sprengen und den Malereibegriff so auf weitere Disziplinen ausdehnen. Alles in allem bringen die Ausstellungen zu Stefan Sandner und ‚ABSTRAKT – SPATIAL‘ einen gelungenen Einblick in das aktuelle Schaffen der österreichischen Kunstszene“, resümiert Gottfried Paulus, der operative Geschäftsführer der Kunstmeile Krems und fügt hinzu: „Erstmals begleitet uns unser jahrelanger Partner donaufestival während der gesamten Ausstellungsperiode mit einem Installationsprojekt von Saint Genet, das für zusätzliche Spannung sorgt.“

Landesrätin Barbara Schwarz zeigte sich über die hochkarätigen Frühjahrsausstellungen in der Kunsthalle Krems begeistert: „Die Kunsthalle Krems als Teil der Kunstmeile macht die Stadt seit Jahren zum Hotspot der österreichischen und internationalen Kunstszene. Die hohe qualitative Ausgestaltung bestätigt die Ausrichtung dieses Kunsthauses als Institution, die mit dem Zeitgeist geht und ihresgleichen sucht.“

Die Ausstellung „ABSTRAKT – SPATIAL. Malerei im Raum“, kuratiert von Verena Gamper, zeigt Malerei jenseits der traditionellen Grenzen der Bildfläche die in teilweise speziell für die Kunsthalle Krems konzipierten Werken (auch) in der Verwendung anderer Medien reflektiert. Die Ausstellung versteht sich als Agglomerat künstlerischer Positionen, die jeweils auf spezifische Weise Malerei im Raum praktizieren und einander dabei auf der Ebene abstrakt-geometrischer Formensprache begegnen. Ihr gemeinsamer Nenner ist sowohl in einer diskursiven, den Malereibegriff zu Skulptur und Installation hinausdehnenden Herangehensweise als auch im räumliche Parameter spiegelnden Vokabular zu finden. In den präsentierten Arbeiten ist die Malerei und die mit ihr verbundenen Konventionen jene Referenzgröße, an die im intermedialen Dialog erinnert wird.

Heimo Zobernigs „ins Dreidimensionale gekippte Bilder“ (Isabelle Graw) eröffnen den weit gefassten malerischen Raum der Ausstellung, der hier auf jeweils spezifische Weise verhandelt wird. So werden Auseinandersetzungen mit Fragestellungen modernistischer Formgebung und deren Reflexion räumlicher Dispositive wie im Werk Sofie Thorsens neben den konstruktiven Materialschichtungen von Michael Kienzer und den raumgreifenden Assemblagen von Luisa Kasalicky zu sehen sein, die klassische Fragen der Bildkomposition in Erinnerung rufen. Der erweiterte Malereiansatz von Gerwald Rockenschaub schlägt sich in skulpturalen Objekten nieder, die mit der Formensprache konstruktivistischer Malerei korrespondieren, während Ernst Caramelles Wandmalereien strukturelle Vorgaben der Architektur reflektieren. Heinrich Dunsts „Malerei im Zeichen der Spatialität“ (Peter Weibel) operiert mit einer offenen Anordnung des bildnerischen Vokabulars und aktiviert damit auch die Leerstelle der Wand als gleichberechtigtes Gestaltungselement. An die Stelle einer geschlossenen Form setzt Helga Philipp eine flexibel wuchernde, expansive Wandarbeit und funktionalisiert Malerei in Form eines Paravents. In seinen immersiven Installationen mit leeren Bic-Kugelschreibern scheint Herbert Hinteregger den Ausstellungsraum als Negativraum der Malerei zu markieren, demgegenüber changieren Peter Sandbichlers modulare Faltungen zwischen skulpturalem Objekt und Wandbild. Esther Stocker erzielt mit ihren fragmentierten, räumlichen Rasterstrukturen mit minimalen bildnerischen Mitteln eine maximale Aktivierung des Realraumes und Ingo Nussbaumer speist mit so reiz- wie anspruchsvollen Lichtinstallationen seine malerischen Bildfindungen. Die Zusammenschau dieser heterogenen Ansätze, die eine mitunter starke formale Nähe auszeichnet, ermöglicht eine Reflexion des spannungsreichen Beziehungsfeldes zwischen der Malerei und ihren dreidimensionalen Nachbardisziplinen.

Der Wiener Künstler Stefan Sandner macht die Leinwand zum Austragungsort seiner vielschichtigen, kritischen Befragung malerischer Produktions- und Rezeptionsmechanismen. Wie flüchtig auf einem Stück Papier festgehalten, breiten sich handgeschriebene Sätze samt Korrekturen oder abstrakte Kritzeleien auf großformatigen Leinwänden aus. Notizen ganz unterschiedlichen Bedeutungsinhalts und Ursprungs oder beiläufig zu Zeichnungen geronnene Linien sind zentrales Arbeitsmaterial von Sandner. Seine Motive sind aber keine Spuren spontaner Gedankengänge, sondern Bilder vorvergangener Handlungen. Durch die Imitation des Flüchtigen artikuliert das Bild bei Sandner keine künstlerische Vollendung, sondern setzt dieser ganz bewusst die Vorläufigkeit als Werkbegriff entgegen und wirft nicht zuletzt dadurch einen konstant kritischen Blick auf die Bedingungen des Mediums selbst. Aus dieser künstlerischen Praxis heraus hat Sandner für seine Personale in Krems „Farben“ zu seinem malerischen Diskursfeld erklärt. Diese dem Medium fraglos inhärente und deshalb so vage wie vielgestaltige und kunsthistorisch komplexe Materie findet in der von Juliane Feldhoffer kuratierten Ausstellung eine aktualisierte Verortung: Sandner fächert seine Auseinandersetzung als dichte, formal überraschend heterogene und inhaltlich nuancenreiche Palette an Zugängen samt reflexiven Quer- und Rückverweisen zu diesem elementaren Bestandteil der Malerei auf.

Für das raumgreifende installative Projekt „Who With Their Fear Is Put Beside Their Part“ des Künstlerkollektives Saint Genet haben Konzeptkünstler und Regisseur Derrick Ryan Claude Mitchell, Installationskünstler Ben Zamora und der kinetische Bildhauer Casey Curran gemeinsam ein begehbares bildgewaltiges Environment geschaffen. Die ätherische und eindringliche Präsenz von im Raum schwebenden Leuchtstoffröhren gepaart mit surrealen kinetischen Skulpturen erzeugt ein oszillierendes Raumgefüge, das zwischen physischem Erlebnis und objekthafter Struktur changiert und eine Welt am Rande von schwelendem Terror und euphorischem Kollaps heraufbeschwört, in der der Boden unter den Füßen mehr als deutlich spürbar wird.
Während des donaufestival (29/04–01/05 und 05/05–07/05/2016) wird die Installation an sechs Tagen zur Bühne für die Performance "Frail Affinities" (Uraufführung). Dieses Projekt ist eine Kooperation des donaufestival mit der Kunsthalle Krems und den Wiener Festwochen 2017.

Neben Landesrätin Barbara Schwarz, dem Kremser Vizebürgermeister Wolfgang Derler und Stadträtin Eva Hollerer waren zahlreiche beteiligte KünstlerInnen der Ausstellungen anwesend, darunter Ernst Caramelle, Heinrich Dunst, Herbert Hinteregger, Luisa Kasalicky, Michael Kienzer, Ingo Nussbaumer, Peter Sandbichler, Esther Stocker, Sofie Thorsen, Heimo Zobernig, Stefan Sandner, Olga Okunev (die Tochter der Künstlerin Helga Philipp) sowie Derrick Ryan Claude Mitchell, Casey Curran und Ben Zamorra vom Künstlerkollektiv Saint Genet. Weiters wurden gesehen Hans-Peter Wipplinger der ehemalige künstlerische Direktor der Kunsthalle Krems und nunmehrige museologische Direktor des Leopold Museum, Konzeptkünstler Franz Graf, die Galeristen Georg Kargl und Herbert Giese, Joachim Rössl (der ehemalige Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht des Landes NÖ), sowie der Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft Paul Gessl.

Die Ausstellungen in der Kunsthalle Krems sind bis 19. Juni 2016 zu sehen. Danach ist die Kunsthalle Krems bis voraussichtlich Frühsommer 2017 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kunsthalle.at

 

 

 

 

 

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