Die Kunsthalle Krems setzt den Schwerpunkt auf die Malerei mit den Ausstellungen „ABSTRAKT
– SPATIAL“, „Stefan Sandner. Farben“ und „Saint Genet“
Krems an der Donau (kunsthalle) - Die Eröffnung der Frühjahrsausstellungen „ABSTRAKT – SPATIAL.
Malerei im Raum“, „Stefan Sandner. Farben“ und der donaufestival-Kooperation „Saint Genet. Who With Their Fear
Is Put Beside Their Part“ lockte am 12.03. eine illustre Gästeschar aus Kunst, Kultur, Politik und Wirtschaft
in die Kunsthalle Krems. Das Team der Kunsthalle Krems rund um die Ausstellungskuratorinnen Verena Gamper und Julianne
Feldhoffer konnte neben Landesrätin Barbara Schwarz, auch den künstlerischen Leiter des donaufestival
Tomas Zierhofer-Kin sowie zahlreiche beteiligte KünstlerInnen begrüßen.
„Mit starken zeitgenössischen Positionen zur Malerei gibt die Kunsthalle Krems vor der ein Jahr dauernden
Sanierungspause ab Ende Juni noch ein kräftiges und unübersehbares Signal. Unser Kuratorinnenteam hat
Werke von renommierten Künstlerinnen und Künstlern vereint, die die traditionellen Grenzen der Malerei
sprengen und den Malereibegriff so auf weitere Disziplinen ausdehnen. Alles in allem bringen die Ausstellungen
zu Stefan Sandner und ‚ABSTRAKT – SPATIAL‘ einen gelungenen Einblick in das aktuelle Schaffen der österreichischen
Kunstszene“, resümiert Gottfried Paulus, der operative Geschäftsführer der Kunstmeile Krems und
fügt hinzu: „Erstmals begleitet uns unser jahrelanger Partner donaufestival während der gesamten Ausstellungsperiode
mit einem Installationsprojekt von Saint Genet, das für zusätzliche Spannung sorgt.“
Landesrätin Barbara Schwarz zeigte sich über die hochkarätigen Frühjahrsausstellungen in der
Kunsthalle Krems begeistert: „Die Kunsthalle Krems als Teil der Kunstmeile macht die Stadt seit Jahren zum Hotspot
der österreichischen und internationalen Kunstszene. Die hohe qualitative Ausgestaltung bestätigt die
Ausrichtung dieses Kunsthauses als Institution, die mit dem Zeitgeist geht und ihresgleichen sucht.“
Die Ausstellung „ABSTRAKT – SPATIAL. Malerei im Raum“, kuratiert von Verena Gamper, zeigt Malerei jenseits der
traditionellen Grenzen der Bildfläche die in teilweise speziell für die Kunsthalle Krems konzipierten
Werken (auch) in der Verwendung anderer Medien reflektiert. Die Ausstellung versteht sich als Agglomerat künstlerischer
Positionen, die jeweils auf spezifische Weise Malerei im Raum praktizieren und einander dabei auf der Ebene abstrakt-geometrischer
Formensprache begegnen. Ihr gemeinsamer Nenner ist sowohl in einer diskursiven, den Malereibegriff zu Skulptur
und Installation hinausdehnenden Herangehensweise als auch im räumliche Parameter spiegelnden Vokabular zu
finden. In den präsentierten Arbeiten ist die Malerei und die mit ihr verbundenen Konventionen jene Referenzgröße,
an die im intermedialen Dialog erinnert wird.
Heimo Zobernigs „ins Dreidimensionale gekippte Bilder“ (Isabelle Graw) eröffnen den weit gefassten malerischen
Raum der Ausstellung, der hier auf jeweils spezifische Weise verhandelt wird. So werden Auseinandersetzungen mit
Fragestellungen modernistischer Formgebung und deren Reflexion räumlicher Dispositive wie im Werk Sofie Thorsens
neben den konstruktiven Materialschichtungen von Michael Kienzer und den raumgreifenden Assemblagen von Luisa Kasalicky
zu sehen sein, die klassische Fragen der Bildkomposition in Erinnerung rufen. Der erweiterte Malereiansatz von
Gerwald Rockenschaub schlägt sich in skulpturalen Objekten nieder, die mit der Formensprache konstruktivistischer
Malerei korrespondieren, während Ernst Caramelles Wandmalereien strukturelle Vorgaben der Architektur reflektieren.
Heinrich Dunsts „Malerei im Zeichen der Spatialität“ (Peter Weibel) operiert mit einer offenen Anordnung des
bildnerischen Vokabulars und aktiviert damit auch die Leerstelle der Wand als gleichberechtigtes Gestaltungselement.
An die Stelle einer geschlossenen Form setzt Helga Philipp eine flexibel wuchernde, expansive Wandarbeit und funktionalisiert
Malerei in Form eines Paravents. In seinen immersiven Installationen mit leeren Bic-Kugelschreibern scheint Herbert
Hinteregger den Ausstellungsraum als Negativraum der Malerei zu markieren, demgegenüber changieren Peter Sandbichlers
modulare Faltungen zwischen skulpturalem Objekt und Wandbild. Esther Stocker erzielt mit ihren fragmentierten,
räumlichen Rasterstrukturen mit minimalen bildnerischen Mitteln eine maximale Aktivierung des Realraumes und
Ingo Nussbaumer speist mit so reiz- wie anspruchsvollen Lichtinstallationen seine malerischen Bildfindungen. Die
Zusammenschau dieser heterogenen Ansätze, die eine mitunter starke formale Nähe auszeichnet, ermöglicht
eine Reflexion des spannungsreichen Beziehungsfeldes zwischen der Malerei und ihren dreidimensionalen Nachbardisziplinen.
Der Wiener Künstler Stefan Sandner macht die Leinwand zum Austragungsort seiner vielschichtigen, kritischen
Befragung malerischer Produktions- und Rezeptionsmechanismen. Wie flüchtig auf einem Stück Papier festgehalten,
breiten sich handgeschriebene Sätze samt Korrekturen oder abstrakte Kritzeleien auf großformatigen Leinwänden
aus. Notizen ganz unterschiedlichen Bedeutungsinhalts und Ursprungs oder beiläufig zu Zeichnungen geronnene
Linien sind zentrales Arbeitsmaterial von Sandner. Seine Motive sind aber keine Spuren spontaner Gedankengänge,
sondern Bilder vorvergangener Handlungen. Durch die Imitation des Flüchtigen artikuliert das Bild bei Sandner
keine künstlerische Vollendung, sondern setzt dieser ganz bewusst die Vorläufigkeit als Werkbegriff entgegen
und wirft nicht zuletzt dadurch einen konstant kritischen Blick auf die Bedingungen des Mediums selbst. Aus dieser
künstlerischen Praxis heraus hat Sandner für seine Personale in Krems „Farben“ zu seinem malerischen
Diskursfeld erklärt. Diese dem Medium fraglos inhärente und deshalb so vage wie vielgestaltige und kunsthistorisch
komplexe Materie findet in der von Juliane Feldhoffer kuratierten Ausstellung eine aktualisierte Verortung: Sandner
fächert seine Auseinandersetzung als dichte, formal überraschend heterogene und inhaltlich nuancenreiche
Palette an Zugängen samt reflexiven Quer- und Rückverweisen zu diesem elementaren Bestandteil der Malerei
auf.
Für das raumgreifende installative Projekt „Who With Their Fear Is Put Beside Their Part“ des Künstlerkollektives
Saint Genet haben Konzeptkünstler und Regisseur Derrick Ryan Claude Mitchell, Installationskünstler Ben
Zamora und der kinetische Bildhauer Casey Curran gemeinsam ein begehbares bildgewaltiges Environment geschaffen.
Die ätherische und eindringliche Präsenz von im Raum schwebenden Leuchtstoffröhren gepaart mit surrealen
kinetischen Skulpturen erzeugt ein oszillierendes Raumgefüge, das zwischen physischem Erlebnis und objekthafter
Struktur changiert und eine Welt am Rande von schwelendem Terror und euphorischem Kollaps heraufbeschwört,
in der der Boden unter den Füßen mehr als deutlich spürbar wird.
Während des donaufestival (29/04–01/05 und 05/05–07/05/2016) wird die Installation an sechs Tagen zur Bühne
für die Performance "Frail Affinities" (Uraufführung). Dieses Projekt ist eine Kooperation
des donaufestival mit der Kunsthalle Krems und den Wiener Festwochen 2017.
Neben Landesrätin Barbara Schwarz, dem Kremser Vizebürgermeister Wolfgang Derler und Stadträtin
Eva Hollerer waren zahlreiche beteiligte KünstlerInnen der Ausstellungen anwesend, darunter Ernst Caramelle,
Heinrich Dunst, Herbert Hinteregger, Luisa Kasalicky, Michael Kienzer, Ingo Nussbaumer, Peter Sandbichler, Esther
Stocker, Sofie Thorsen, Heimo Zobernig, Stefan Sandner, Olga Okunev (die Tochter der Künstlerin Helga Philipp)
sowie Derrick Ryan Claude Mitchell, Casey Curran und Ben Zamorra vom Künstlerkollektiv Saint Genet. Weiters
wurden gesehen Hans-Peter Wipplinger der ehemalige künstlerische Direktor der Kunsthalle Krems und nunmehrige
museologische Direktor des Leopold Museum, Konzeptkünstler Franz Graf, die Galeristen Georg Kargl und Herbert
Giese, Joachim Rössl (der ehemalige Leiter der Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht des Landes NÖ),
sowie der Geschäftsführer der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft Paul Gessl.
Die Ausstellungen in der Kunsthalle Krems sind bis 19. Juni 2016 zu sehen. Danach ist die Kunsthalle Krems bis
voraussichtlich Frühsommer 2017 wegen Sanierungsarbeiten geschlossen.
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