OeNB-Pressekonferenz zu Krediten, Einlagen und Zinssätzen österreichischer Finanzinstitute
Wien (oenb) - Seit Beginn der Finanzkrise entwickelten sich die Kredite österreichischer Banken an
inländische Nichtbanken durchgehend stabil. Insbesondere das Kreditwachstum privater Haushalte erwies sich
aufgrund der anhaltenden Dynamik im Wohnbaubereich bei historisch geringen Zinssätzen als robust. Das Wachstum
bei Unternehmenskrediten flaute hingegen im Jahr 2015 etwas ab, lag jedoch weiterhin im positiven Bereich. Trotz
des Zinssatztiefs gab es weiterhin deutliche Einlagenzuflüsse von privaten Haushalten. Diese waren jedoch
ausschließlich bei täglich fälligen Einlagen zu beobachten. Sie sind nach wie vor die Basis einer
soliden Liquiditätsausstattung von Banken.
Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), präsentierte
am 11.03. die Entwicklung von Krediten, Einlagen und Zinssätzen in den letzten acht Jahren. „Trotz deutlich
rückläufiger Bilanzsumme (-201 Mrd Euro) wurden in diesem Zeitraum vor allem Kredite an inländische
Nichtbanken auf
334 Mrd Euro ausgeweitet“, so Turner.
Insbesondere die Entwicklung von Krediten privater Haushalte beeinflusste das Kreditwachstum des Nichtbanken-Sektors
positiv. Ende 2015 kam es in Österreich zu einem Anspringen der bereinigten Jahreswachstumsrate auf 2,1 %,
was dem höchsten Wert seit August 2011 entsprach. Getragen wurde das Kreditwachstum privater Haushalte in
Österreich ausschließlich von Wohnbaukrediten, die sich 2015 im Durchschnitt um 3,5 % ausweiteten. Dazu
beigetragen haben dürften vor allem die günstigen Kreditkonditionen bei neu vergebenen Wohnbaukrediten.
Im Dezember 2015 lag der entsprechende Zinssatz in Österreich bei 2,01 %, was einem Rückgang von 13 Basispunkten
gegenüber dem Vorjahr entsprach.
Turner erläuterte, dass sich das Kreditwachstum von Unternehmen im Jahr 2015 im Vergleich zum Vorjahr abschwäche
und im Dezember 2015 bei nur noch 0,6 % läge. Die geringe Dynamik dürfte jedoch nachfrageseitige Gründe
haben. Ein Indiz dafür sind die nach wie vor extrem hohen Einlagenstände der Unternehmen, die sich im
Jahr 2015 um 9,5 % auf 54,5 Mrd Euro erhöhten. Auch die Finanzierung über Anleiheemissionen entwickelte
sich im Jahr 2015 sehr mäßig.
Auf der Passivseite der Bankenbilanzen verloren seit 2008 Zwischenbankeinlagen und begebene Wertpapiere deutlich
an Bedeutung und stellten im Dezember 2015 nur noch 21 % bzw. 19 % der Bilanzsumme dar. Trotz Tiefstständen
bei den Zinssätzen gab es weiterhin deutliche Einlagenzuflüsse von Nichtbanken, insbesondere getragen
von Einlagen privater Haushalte, die mit 225,5 Mrd Euro Ende 2015 die Passivseite österreichischer Bankbilanzen
dominierten. Ein Wachstum war jedoch ausschließlich bei täglich fälligen Einlagen zu beobachten
und führte dazu, dass jeder zweite Euro bei Banken täglich verfügbar war. Ein wichtiger Faktor dieser
Entwicklung dürften die gesunkenen Opportunitätskosten sein, so lag der Zinsunterschied zwischen täglich
fälligen Einlagen (0,22 %) und neu vergebenen Einlagen mit Bindungsfrist bis ein Jahr (0,36 %) im Dezember
2015 nur noch bei 14 Basispunkten. Die anhaltende Niedrigzinsphase bewegte private Haushalte auch weiterhin dazu,
kräftig in Investmentfonds zu investieren:2015 im Ausmaß von netto 3,9 Mrd Euro.
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