Wien (städtebund) - „Der 70. Jahrestag der Wiedergründung des Österreichischen Städtebundes
ist Anlass, sich über die wichtige Funktion der Städte in der Phase des Wiederaufbaus der Republik Österreich
bewusst zu werden“, sagte Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes, am
09.03.
Vor genau 70 Jahren, am 10. März 1946, fand das erste Treffen zur Wiedergründung des Österreichischen
Städtebundes unter Einladung von Bürgermeister Theodor Körner im Neuen Rathaus in Wien statt.
27 Städte aus allen neun Bundesländern hatten Delegierte entsandt: Wien, Amstetten, Baden, Berndorf,
Klosterneuburg, Krems, Mödling, Neunkirchen, Schwechat, St. Pölten, Stockerau, Wiener Neustadt, Linz,
Wels, Hallein, Salzburg, Klagenfurt, Villach, Bruck an der Mur, Graz, Kapfenberg, Knittelfeld, Leoben, Innsbruck,
Hall in Tirol, Bregenz, Eisenstadt. Die große Bedeutung der konstituierenden Versammlung wurde auch durch
die Anwesenheit des Bundeskanzlers Leopold Figl, Finanzministers Georg Zimmermann und des Innenministers Oskar
Helmer gewürdigt.
Die rechtliche Anerkennung des Städtebundes war eine der Hauptforderungen der konstituierenden Sitzung, es
sollte aber noch bis 1988 dauern, dass Städtebund und Gemeindebund in ihren bestehenden Strukturen, nämlich
als Vereine, in der Bundes-Verfassung (Artikel 115 Abs. 3) als Interessensvertretungen der Gemeinden verankert
wurden.
Obmann des neugegründeten Bundes wurde traditionsgemäß der Wiener Bürgermeister, Theodor Körner,
zu seinen Stellvertretern wurden die Bürgermeister von Linz, Ernst Koref, von Graz, Eduard Speck, und von
Innsbruck, Anton Melzer, gewählt. Den Vorsitz der Geschäftsleitung übernahm der Wiener Vizebürgermeister
Paul Speiser (ab 1947 Karl Honay), das Sekretariat der damalige Bundesrat und spätere Finanzstadtrat, Vizebürgermeister
und Bürgermeister Felix Slavik, der bei den Finanzausgleichsverhandlungen auch immer den Städtebund vertrat.
Der erste Städtetag beschloss auch, die „Österreichische Gemeinde-Zeitung“, beginnend mit dem 12. Jahrgang
1946, wieder als zentrales Informationsorgan herauszugeben.
Kernprobleme nach 1946: Bombenschäden, Flüchtlinge
Zentrale Themen waren aber von Beginn an die Folgen des Krieges und der Wiederaufbau: Die ersten Nummern der Gemeinde-Zeitung
sind gefüllt mit Berichten aus den Mitgliedstädten über die Bombenschäden. Besonders betroffen
waren die Bundeshauptstadt Wien mit rund 37.000 zerstörten und 50.000 beschädigten Wohnungen, Linz mit
7.000 beschädigten Gebäuden (70 Prozent des Bestandes), Villach mit 2.670 beschädigten Objekten
(94 Prozent des Bestandes), Graz, Knittelfeld und Wiener Neustadt. Neben der Bundeshauptstadt und den Landeshauptstädten
waren insbesondere die Industriezentren und Verkehrsknotenpunkte Ziel der Bombenangriffe gegen Kriegsende gewesen.
Zu den Bombenschäden und der dadurch oft katastrophalen Wohnungsnot trat in vielen Gemeinden das Problem der
kurzfristigen Unterbringung von zahllosen Vertriebenen und Ausgebombten. Gerade in den Mitgliedstädten des
Städtebundes hatte sich gegen Kriegsende und nach 1945 das Flüchtlingsproblem konzentriert und es waren
zahlreiche, zum Teil riesige Barackenlager entstanden, besonders betroffen war Linz: Im Sommer 1945 lebten in Linz
von insgesamt 194.186 Einwohnern knapp ein Viertel in Barackenlagern. Rund ein Viertel der Bevölkerung war
nach Kriegsende als Flüchtling in die Stadt gekommen.
„Die Zerstörung nach dem Krieg war in den Städten am größten, aber das Leben hat auch in den
Städten und Gemeinden rasch wieder begonnen“, sagte Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen
Städtebundes. Die Städte waren damals ein wichtiger Motor, um die Wirtschaft, insbesondere durch den
Bau von Wohnungen und Infrastruktur voranzutreiben“, so Weninger. „Diese zentrale Aufgabe erfüllen sie auch
heute“, so Weninger abschließend.
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