Lebensmittelmärkte unterwandern bäuerliche Strukturen – Landwirtschaft braucht verlässliche
und nachhaltige Rahmenbedingungen
Linz (lk) - „Die Schwindsucht macht dem gesamten Agrar-Business zu schaffen“, so der zuständige Landesrat
Max Hiegelsberger angesichts der aktuellen stark angespannten Marktlage. „Die Lebensmittelmärkte unterwandern
die bäuerlichen Strukturen. Wir brauchen dringend neue Zugänge, unsere Nahrung eine andere Wertigkeit
und die Bevölkerung eine neue Bewusstseinsbildung.“ Zum Vergleich: Vor gut 40 Jahren flossen noch mehr als
20 Prozent der Ausgaben eines heimischen Haushaltes in die Ernährung, mittlerweile sind es nur mehr 12 Prozent.
„Höchste Lebensmittelqualität ist heute selbstverständlich, es kann sie aber nicht zum billigsten
Preis geben“, betont Hiegelsberger. „Ausgezeichnete Nahrungsmittel müssen uns allen etwas wert sein.“
Garantierte Lebensmittelsicherheit hat ihren Preis
1974 lag der Anteil von Lebensmitteln an den Gesamtausgaben der österreichischen Haushalte im Schnitt bei
21 Prozent. 1994 sank der Wert auf 14,4 Prozent, heute macht er lediglich um die 12 Prozent aus (Quelle: Statistik
Austria, Konsumerhebung). „Kein Tag vergeht ohne neue Schleuderangebote“, kritisiert der Landesrat. „Vor wenigen
Tagen wurde beispielsweise Schweinsschulterbraten in einer Aktion zum Kilopreis von 3,49 Euro beworben, das Kilo
Schopfbraten um 3,99 Euro.“ Nicht selten kostet ein Liter Milch weniger als ein Liter Mineralwasser. Hiegelsberger:
„Bei derart verlockenden Angeboten wird eines oft vergessen: die garantierte Sicherheit heimischer Lebensmittel,
die noch nie so hoch war wie jetzt und daher ganz klar ihren Preis hat.“
Die Einkommensentwicklung in der Landwirtschaft ist dramatisch: Im Vorjahr mussten die Bäuerinnen und Bauern
ein Minus von 2,8 Prozent hinnehmen, von 2011 bis 2015 machte der Verlust in Summe 23 Prozent aus (Quelle: Statistik
Austria, Landwirtschaftliche Gesamtrechnung). Der Landesrat fordert daher ein klares Bekenntnis aller Abnehmer
zu einer realistischen Preisgestaltung: „Ernährung ist gesellschaftliche Pflicht – im Sinne einer Ausgewogenheit
und Fairness, die sich auch finanziell niederschlägt. Dabei ist der Lebensmitteleinzelhandel genauso gefragt
wie die Verarbeiter und die Gastronomie, allen voran die Großküchen.“ Gerade sie können als positive
Multiplikatoren auftreten und die Herkunft und Wertigkeit der verwendeten Rohstoffe in ihren Speisekarten den Gästen
mitteilen.
Landwirtschaft in prekärer Situation nicht auf sich allein gestellt
„In dieser prekären Situation ist die Landwirtschaft aber keineswegs auf sich allein gestellt. Ganz im Gegenteil:
Sie hat in der Landespolitik einen traditionell starken und verlässlichen Partner“, erklärt Hiegelsberger
und verweist auf die weitreichende Wirkung des Förderprogramms „Ländliche Entwicklung 2014-2020“: „Bei
einem jährlichen Volumen von rund 190 Mio. Euro profitiert die Wirtschaft des gesamten Bundeslandes und damit
ganz Oberösterreich.“ Alleine die sechs Maßnahmenpakete (Fördervolumen von knapp 68 Mio. Euro)
sorgen jährlich für fast 2.500 Arbeitsplätze und für ein Einkommen von etwa 121 Mio. Euro.
Hiegelsberger: „Unsere Bäuerinnen und Bauern mit ihren 33.000 Betrieben sind die Grundlage für das Wirtschaften
im Land und brauchen daher verlässliche und nachhaltige Rahmenbedingungen.“ Es gilt, den Agrarsektor flächendeckend
sicherzustellen, denn er ist ein starker Wirtschaftsmotor und damit Arbeitsplatzgarant. „Gewisse Marktentwicklungen
können nicht gestoppt, aber im Zusammenwirken aller abgefedert werden“, betont der Landesrat.
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