Zweiter Besuch in Kärnten – Gesprächsthemen rund um Heta, TTIP und Flüchtlingsproblematik
Washington/Wien/Klagenfurt (lpd) - Die Botschafterin der Vereinigten Staaten in Wien, Alexa Wesner besuchte
am 07.03. Landeshauptmann Peter Kaiser. „Ich freue mich sehr, Sie heute zum zweiten Mal und diesmal zu einem Arbeitsgespräch
begrüßen zu können und heiße Sie herzlich willkommen“, so Kaiser. Begleitet wurde die Botschafterin
von Botschaftsrat Robert Greenan, Alice Burton (Pressesprecherin) und Politik-Analyst Leo M. Stollwitzer. Ebenfalls
am Gespräch nahmen auch NRAbg. Christine Muttonen, Vizepräsidentin der OSZE- Parlamentarischen Versammlung,
und Landesamtsdirektor Dieter Platzer teil.
In einem sehr freundschaftlich geführten Gespräch wurden vor allem politische und wirtschaftliche Fragen
thematisiert. Schwerpunkte waren die Flüchtlingskrise, TTIP und die Situation Kärntens im Zusammenhang
mit der Hypo/Heta. Kärnten sei mit dem Angebot und mit großer Hilfe des Bundes jedenfalls an seine Leistungstragfähigkeit
gegangen, unterstrich der Landeshauptmann. Mehr sei nicht möglich. Eine Ablehnung des Angebotes, das durch
den Finanzminister noch eigens durch ein neues Anleihenangebot verbessert wurde, würde für alle Beteiligten
nur Nachteile bedeuten.
Weiters teilte der Landeshauptmann der überaus stark an Kärnten interessierten Botschafterin mit, dass
Österreich in der Bewältigung der Flüchtlingskrise seinen eigenen Weg gehen müsse, da eine
europäische Lösung, wie die gemeinsame Sicherung der Außengrenzen oder eine gemeinsame Flüchtlingspolitik
bisher nicht möglich gewesen seien. Kaiser informierte über die optimal erfolgte Kooperation von Institutionen,
Einsatzkräften und Freiwilligen, wodurch es möglich war, tausende Transit-Flüchtlingen in Kärnten
zu betreuen und ihre Weiterreise zu koordinieren. Erwähnt wurde das in Ausarbeitung befindliche Integrationsleitbild,
das von der Bevölkerung breit getragen und Ende 2016 fertiggestellt sein soll. Ganz wesentlich bei Integration
sind für Kaiser Sprache und Spracherwerb. Kärnten habe aktuell rund 561.000 Einwohner, davon hätten
62.000 einen Migrationshintergrund, rund 5.400 seien Asylwerbende.
Ein wichtiges Thema bildete das geplante und viel diskutierte Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den
USA. Hier gebe es noch viele Vorbehalte bezüglich der Auswirkungen und der Erhaltung bestehender europäischer
Sozial- und Umweltstandards, wurde festgestellt. Ein zentraler Punkt bildet auch die Gerichtsbarkeit. Statt einer
privaten Sondergerichtsbarkeit für Investoren sollte es einen internationalen Gerichtshof geben und es gebe
auch Bewegung in diese Richtung. Die jeweils bessere Qualität von Produkte sollte jedenfalls nicht gefährdet
werden, sagte Kaiser und auch die Abgeordnete Muttonen wünschte sich mehr Information und Transparenz für
die nationalen Parlamente. Es sollten die Positionen noch transparenter und klarer gemacht werden, da TTIP von
Anfang an mit einem negativen Image behaftet gewesen sei, so Kaiser.
Die Botschafterin sieht das Abkommen bzw. den Freihandel insgesamt als wichtigen Motor für neue Jobs. Gemeinsam
vereinbarte Standards würden dann weltweit stärker zur Geltung gebracht werden können, sagte Wesner.
Sie besucht im Rahmen ihres Kärnten-Tages u.a. auch Infineon, Windtech und wird über Startups sprechen.
Wesner ist eine erfolgreiche Triathletin, sie hatte als neue Botschafterin im Jänner 2014 Kärnten als
erstes österreichisches Bundesland besucht.
Botschafterin Wesner wurde in Washington, D.C. als Tochter von Einwanderern geboren und wuchs in Reston, Virgina
auf. Ihre Mutter ist Deutsche, ihr Vater stammt aus Lettland. 1994 schloss sie die Stanford Universität mit
einem Bachelor in Biologie ab. Nach der Gründung zweier eigener Unternehmen war sie auch in der Politik und
der kommunalen Entwicklung tätig. Dabei befasste sie sich u.a. mit den Themen Bürgerbeteiligung, institutionelle
Zusammenarbeit und Kommunikation. Außerdem engagierte sich Wesner humanitär und in der Kunstförderung.
Sehr erfolgreich war sie schon als High-School-Sportlerin und später als Triathletin. 2003 qualifizierte sie
sich für das US-Nationalteam bei den Triathlon-Weltmeisterschaften. Die Mutter von drei Kindern (Natalie Keep,
Tennyson und Livia) ist mit Blaine Wesner, einem Risikokapitalgeber und Unternehmer, verheiratet.
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