OÖ: Sprachoffensive: Deutsch
 als 1. Schritt zur Integration

 

erstellt am
08. 03. 16
11:00 MEZ

Neue Förderschiene beinhaltet auch die Zielgruppe der Asylwerber/innen
Linz (lk) - Am 07.03. präsentierte Oberösterreichs Integrations-Landesrat Rudi Anschober die neue Förderschiene der Sprachoffensive. Oberösterreich geht einen neuen Weg bei der Integration: Nicht erst Warten auf den Asylbescheid, sondern Integration ab dem ersten Tag. Der erste Schritt dahin: Deutsch erlernen. Rückwirkend ab 1. Jänner 2016 können Sprachkurse Deutsch schon für Asylwerber/innen gefördert werden, also für Menschen vor der Entscheidung über ihren Asylstatus. Damit können Asylwerber/innen ihre monatelange Wartezeit produktiv nutzen, und so auch eine gute Vorbereitung für ihren Einstieg in den Arbeitsmarkt nach Asylbescheid treffen. Dies ist auch im Interesse der Wirtschaft, wenn sich die neuen Arbeitskräfte zusätzlich zu ihren Qualifikationen und Potentialen gut verständigen können. Erfreut ist der Integrations-Landesrat darüber, dass nun auch von der Bundesregierung erste Initiativen der Sprachförderung bereits vor dem Bescheid kommen werden. Damit wird in Summe ein sehr breites Angebot möglich sein.

Neben den neuen Sprachförderrichtlinien schon für Asylwerber/innen, bereitet das Land OÖ einen Fördertopf für Prüfungsgebühren nach ehrenamtlichem Deutschunterricht vor. So können Flüchtlinge auch nach ehrenamtlichem Unterricht ihr erworbenes Sprachniveau schriftlich vorweisen.
Die freiwilligen Lehrer/innen sollen für ihren Unterricht optimal vorbereitet, ausgestattet und unterstützt werden. Dazu wurde bei der Integrationsstelle des Landes OÖ ein Expert/innenpool eingerichtet, aus dem Workshops u.a. für Deutschlernen gebucht werden können.

Integrations-Landesrat Rudi Anschober: "Mein klares Ziel ist es, dass jede/r Betroffene bis zum Asylbescheid schon Grundkenntnisse in Deutsch erwerben konnte. Das ermöglicht erst die Teilnahme an der Gesellschaft und erleichtert den Zugang zu Arbeitsmarkt, Bildungssystem oder vielfach zum Wohnraum."

In den nächsten vier Tagen besucht Anschober deutsche Bundesländer zum Kennenlernen von Integrationsprojekten: Welche Ideen gibt es, was bewährt sich, was ist gescheitert? Diese Erfahrungen sollen auch in die aktuelle Erstellung des "Masterplans Integration" des Integrationsressorts einfließen.

Am Samstag (5. März 2016) hat Integrations-Landesrat Rudi Anschober zur ersten Konferenz der freiwilligen Helfer/innen eingeladen. Das Ergebnis war großartig: ein enormes Engagement, eine Aufbruchstimmung der über 300 anwesenden Helfer/innen, eine wunderbare Team-Stimmung. Sehr positiv angenommen wurden die neuen Unterstützungsmaßnahmen für die Helfer/innen durch die Integrationsstelle OÖ u.a. in Form eines Expert/innenpools. Nach der Konferenz wird nun die Befragung der Helfer/innen ausgewertet und anschließend festgelegt, welche weiteren Unterstützungen realisiert werden.

Anschober: "Die 10.000 freiwilligen Helfer/innen sind besonders wichtige Partner in unserem Team. Sie unterstützen uns und wir versuchen auch sie bestmöglich zu stärken. Nach dem Riesenerfolg der ersten Konferenz wird nun halbjährlich fortgesetzt."


Rückblick: Bisher geförderte Sprachkurse für Flüchtlinge
Die Integrationsstelle OÖ hat, gemeinsam mit oö. Sprachkursanbietern, bereits im Jahr 2008 Sprachförderrichtlinien erarbeitet, um die Qualität der angebotenen Deutsch- und Alphabetisierungskurse zu gewährleisten.

Im Jahr 2015 wurden seitens der Integrationsstelle OÖ Deutschkurse für insgesamt 1.851 Teilnehmer/innen in mindestens 74 Kursen von anerkannten Bildungsinstituten finanziell unterstützt - mit gesamt rund 340.000 Euro. Förderberechtigt waren ausschließlich Migrant/innen, die zum dauerhaften Aufenthalt in Österreich berechtigt waren (also aktuell keine Asylwerber/innen).

Für 2016 wurde das Budget zur Sprachförderung Im Integrationsressort unter Leitung von Landesrat Rudi Anschober um 1 Mio. Euro aufgestockt, womit der steigende Bedarf bestmöglich abgedeckt werden soll.

LR Anschober: "Ziel für 2016 ist, mit den geförderten Deutschkursen auch Lebensweise, Alltagsfragen und z.B. Frauenbild in Österreich zu übermitteln - also Orientierung über das Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu vermitteln. Die Integration kann nur über den raschen Erwerb der Sprache gelingen, durch die Themensetzung im Unterricht können zeitgleich aber auch Informationen übermittelt werden zur österreichischen Gesellschaft, damit wird der Unterricht doppelt genutzt."

Weitere Deutschkurse für Personen mit Aufenthaltstitel führten 2015 schon AMS OÖ und ÖIF durch. Anschober: "Wir haben es hier mit diversen Zuständigkeiten zu tun, Ziel muss eine optimale Abstimmung sowie ein flächendeckendes Angebot sein. Auch deshalb setze ich mich für einen "Staatsvertrag Integration" zwischen Bund und Ländern ein, wo Zuständigkeiten und Finanzierung und Aufgaben festgehalten und mittelfristig garantiert werden. Denn Integration wird eine Herausforderung für ein Jahrzehnt!"


Neue Sprachförderrichtlinien für Deutschkurse schon für Asylwerber/innen
In der Sitzung der Oö. Landesregierung vom 29. Februar 2016 wurden die von Integrations-Landesrat Rudi Anschober vorgelegten Sprachförderrichtlinien einstimmig und rückwirkend ab 1. Jänner 2016 beschlossen.
Fokus der Sprachförderrichtlinien sind Kurse, welche auf den Alltag der Teilnehmer/innen abstellen. Die Alltagsorientierung hat zwei Seiten: die Niederschwelligkeit im Zugang zu Deutschkursen hinsichtlich der zeitlichen und örtlichen Ausrichtung der Angebote, Maßnahmen und Projekte bzw. zweitens auf inhaltlicher Ebene das Schaffen von Raum für Kommunikation, die Berücksichtigung individueller Voraussetzungen der Teilnehmer/innen und das Augenmerk auf die jeweiligen Lebenswelten.

Aufgrund der derzeitigen Situation im Asylbereich wurden die Sprachförderrichtlinien um die Zielgruppe der Asylwerber/innen erweitert, um ein professionelles Angebot an Deutschkursen zu gewährleisten.

Anschober: "Deutschkurse sind ein unabdingbarer Baustein für die Integrationsbemühungen des Ressorts, stets in Abstimmung mit Programmen des Bundes. Klar ist, wir wollen und werden hier die möglichen Synergien bestmöglich nutzen, doch kann man hier nicht endlos zuwarten auf andere Gebietskörperschaften und deren Ankündigungen. Mit allen bestehenden und angekündigten Maßnahmen und Mitteln - allein aus dem BMI wurden für Sprachförderung bei AsylwerberInnen 16,25 Millionen Euro bereit gestellt - muss ein möglichst flächendeckendes und dezentrales Angebot geschaffen werden. Allein schon deshalb, damit die Fahrtkosten zu den Kursen nicht zum Hemmschuh beim Deutschlernen werden, wenn die verfügbaren Mittel der Asylwerber/innen von nur 6 Euro täglich den benötigten Fahrschein übersteigen."

Kosten
Generell sind die Kosten pro einzelnem/einzelner Teilnehmer/in bei durch die Sprachförderrichtlinien abgehaltenen Kursen mit 190 Euro überaus gering (Annahme: 75 Unterrichtseinheiten mit max. 38 Euro Förderung pro UE mit max. 15 Teilnehmer/innen).
Für die Kurse können (!) max. 1,50 Euro pro Unterrichtseinheit durch die Träger von den Teilnehmer/innen eingehoben werden - ergibt mit der gleichen Annahme 112,50 Euro pro Teilnehmer/in.

Im Jahr 2016 stehen aus dem Budget des Integrationsressorts des Landes OÖ für den Bereich der Sprachförderungen rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.


Trendwende auch auf Bundesebene: Förderungen für Menschen ab Tag 1
Mit rund 16 Millionen Euro steigt auch das Innenministerium demnächst in die Förderung von Sprachkursen zum Zwecke der Integration ein. Auch hier zeichnet sich eine Trendwende ab: Deutschkurse der Sprachniveaus A0 (Alphabetisierung) sowie A1 (elementare Sprachverwendung) sollen zukünftig auch schon für Asylwerber/innen, also für Menschen vor Erhalt eines Asyl-Bescheids gefördert werden.

LR Anschober: "Diesen neuen Zugang des Ministeriums kann man im Sinne einer möglichst raschen Integration der neuen Mitbewohner/innen in unsere Gesellschaft, in Arbeitsmarkt und Bildungssystem nur begrüßen und vorantreiben. Die Förderungen des Bundes werden sich mit den Landesförderungen optimal ergänzen, so werden wir ein flächendeckendes, zeitlich variierendes Angebot an Kursen ermöglichen können."

Unterstützung erhofft sich LR Anschober auch durch die EU: Nach seinem ersten Besuch bei EU-Kommissar Hahn letzte Woche hofft Anschober auf Sondergelder der EU für Modellprojekte der Integration in OÖ.

Fördertopf für Deutschprüfungen in Vorbereitung
In ganz Oberösterreich leisten freiwillige Helfer/innen großartige Arbeit. Alleine in den letzten zwölf Monaten hat sich ihre Zahl verfünffacht und beträgt mittlerweile 10.000. Darunter befinden sich auch hunderte Pädagog/innen, die mit viel Aufwand und Engagement und ohne Bezahlung den Asylwerber/innen Deutsch lernen.

Anschober: "Die vielen freiwilligen Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer in ganz OÖ leisten seit Monaten tolle Arbeit, einige konnte ich bei ihrem Unterricht mit Asylwerber/innen und Asylberechtigten schon besuchen. Dabei habe ich nicht nur einen Eindruck bekommen, von dem großen Willen vieler Betroffener, möglichst schnell Deutsch zu lernen, sondern habe auch viele sehr innovative Projekte kennengelernt, etwa Sprach-Cafés, wo einheimische und neue Mitbewohner/innen einer Gemeinde bei Kaffee und Kuchen in guter Atmosphäre zum Kennenlernen, zum Austausch, zum Spracherwerb zusammen kommen."

Um die Leistungen von Lehrenden und Lernenden gleichermaßen quantifizierbar und für den weiteren Lebensweg bestmöglich nutzbar zu machen, bedarf es des Ablegens von zertifizierten Deutschprüfungen.
Im Integrationsressort von LR Anschober wird daher ein Fördertopf eingerichtet, der das Ablegen von Deutschprüfungen bei zertifizierten Instituten nach ehrenamtlich geführten Deutschkursen für Flüchtlinge finanzierbar machen soll.

Eine möglichst unbürokratische Abwicklung für das Ablegen der Deutschprüfungen und die direkte Kostenübernahme hierfür wird gerade konzipiert und im Frühling starten.

Unterstützung für die freiwilligen Deutschlehrer/innen: Workshops mit Expert/innen durch die Integrationsstelle OÖ

In vielen Gemeinden Oberösterreichs besteht großes Engagement der Zivilgesellschaft zur Unterstützung von Asylwerber/innen, auch im Bereich des Spracherwerbs.
Fundiertes Wissen und hilfreiche Tipps erleichtern die Tätigkeit der freiwillig Engagierten.

Auf Initiative der Integrationsstelle Oberösterreich wurden daher Expert/innenpools zu verschiedenen Themenbereichen eingerichtet. Auf Anfrage vermitteln Expert/innen im Rahmen von Workshops Schlüsselinformationen zur Arbeit mit Flüchtlingen an Gemeinden, Quartiergeber/innen bzw. freiwillige Initiativen vor Ort - kostenlos.

In den Workshops zur Sprachförderung werden Infos und Fragen zur Unterstützung beim Spracherwerb weitergegeben. Z. B. Welche Lernstadien gilt es zu unterscheiden? Wo findet man Unterlagen? Wie kann man die Lernstunden organisieren und strukturieren?

Expert/innen von bfi OÖ, VHS OÖ und des Vereins Begegnung - Arcobaleno stehen in diesem Themenbereich für Workshops zur Verfügung.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.integrationsstelle-ooe.at

 

 

 

 

 

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