21er Haus: Eine der umfassendsten Werkschauen
 zu Oswald Oberhuber

 

erstellt am
08. 03. 16
11:00 MEZ

Die Ausstellung ist vom 9. März bis 26. Juni 2016 im 21er Haus – Museum für zeitgenössische Kunst zu sehen.
Wien (21er haus) - Vom 9. März bis 26. Juni 2016 präsentiert das 21er Haus eine der bis dato umfangreichsten Werkschauen zu Oswald Oberhuber (geb. 1931), einem zentralen Vertreter der österreichischen Kunst. Gezeigt werden Arbeiten von den späten 1940er-Jahren bis heute, die die Vielfalt der eingesetzten Medien widerspiegeln, darunter Schlüsselwerke aus allen Schaffensperioden: von informeller Plastik, Malerei, Collage, Assemblage und Skulptur über Schrift- und Zahlenbilder, große Tucharbeiten bis zur Zeichnung, die sich als Konstante durch Oberhubers Oeuvre zieht.

„Man sollte keinen Stil entwickeln, eigentlich soll jedes Bild neu sein. Du bekommst irgendwann eine Routine und weißt, wie es wird. Sobald ich die gespürt habe, ist mir langweilig geworden“, so Oswald Oberhuber über sein Prinzip der „permanenten Veränderung“, das nicht nur seine künstlerische Praxis, sondern auch seine Tätigkeiten als Ausstellungsmacher, Galerist, Professor und Rektor der Universität für angewandte Kunst Wien prägte.

„Trotz der ungeheuren Anzahl von Ausstellungen seiner Kunst im In-und Ausland ist eine retrospektive Auseinandersetzung mit Oberhubers Schaffen bislang ausgeblieben. Daher war es mir ein großes persönliches Anliegen, im 21er Haus eine Personale Oswald Oberhubers auszurichten. Die von Luisa Ziaja und Alfred Weidinger gemeinsam mit dem Künstler kuratierte Schau präsentiert in 13 Kapiteln und mit rund dreihundert Kunstwerken das breite Spektrum seines Oeuvres. Wir hoffen, mit dieser Ausstellung eine wesentliche Lücke gefüllt und damit den Grundstein für eine weitaus tiefere Auseinandersetzung mit seinem Schaffen gelegt zu haben“, erläutert Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus, die Beweggründe für die Schau.

Oswald Oberhubers Werk steht für die permanente Veränderung und damit für den radikalen Bruch mit der Idee eines einheitlichen, stilistisch durchgängigen Oeuvres – er ist, wenn man so will, ein postmoderner Künstler avant la lettre. Das repräsentiert die Ausstellung in ihrer Vielfältigkeit. „Zugleich“, so die Kuratoren Luisa Ziaja und Alfred Weidinger, „wird in all der Diversität der eingesetzten Stile, Medien, Materialien und Techniken letztlich immer Oswald Oberhuber sichtbar. Sein Umgang mit Form und Farbigkeit, sein Fokus auf die Linie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk und werden in der Neben- und Gegenüberstellung der Arbeiten in der Ausstellung augenfällig. Die auf einer Idee Oberhubers basierende Ausstellungsarchitektur für das 21er Haus ermöglicht im Zusammenspiel mit den gezeigten Kunstwerken genau dies: überraschende Momente zwischen Neuorientierung und Kontinuität.“

Wegbereiter der informellen Kunst in Österreich
Oswald Oberhuber lernt zunächst Bildhauerei an der Bundesgewerbeschule in Innsbruck. Bereits als knapp Zwanzigjähriger entwickelt er eine höchst eigenständige künstlerische Auseinandersetzung mit französischer Nachkriegskunst, insbesondere mit dem Tachismus und dem Informel, in den Medien Zeichnung, Malerei und Skulptur. Diese gegenstandslose Kunst, auch als lyrische Abstraktion bezeichnet, strebt die vollkommene Auflösung der Form in einem spontanen, unbewussten Schaffensprozess an. Oberhuber ist nicht nur einer der ersten informellen Künstler in Österreich, mit der Übersetzung dieser Prinzipien von der Malerei in sein Konzept der „informellen Plastik“ leistet er auch im internationalen Kontext einen singulären Beitrag. Diese Arbeiten sind meist in Gips, Draht und anderen fragilen Materialien als dreidimensionale Raumzeichnung ausgeführt. Sie setzen sich radikal von der damals kanonischen Formensprache der Moderne im Allgemeinen und von postkubistischer Skulptur im Besonderen ab. Mitte der 1950er-Jahre, am Höhepunkt des Informel, beendet Oberhuber diese Phase, beginnt realistisch zu arbeiten und macht den ersten einer Vielzahl von künstlerischen Sprüngen, die fortan sein Werk bestimmen.

Permanente Veränderung
Diesem Muster des überraschenden Neuanfangs, das von geistiger Mobilität und Aufgeschlossenheit zeugt, folgt Oberhuber mit großer Konsequenz. In Anlehnung an Leo Trotzkis Begriff der „permanenten Revolution“ postuliert er 1956 das „Prinzip der permanenten Veränderung in der Kunst“. Sich stets einer Festlegung und Kategorisierung entziehend, frei von Berührungsängsten, setzt sich Oberhuber mit verschiedensten künstlerischen Strömungen auseinander, entdeckt und erfindet, experimentiert und assimiliert, um das jeweilige Potenzial auszuschöpfen bis zum nächsten Neuen. Sein antiheroischer Zugang zur Kunst zeigt sich in der ständigen Hinterfragung der eigenen Mittel, der Rahmenbedingungen künstlerischer Bedeutungsproduktion und des Werk- und Autorbegriffs, die immer wieder ins Wanken geraten.

Im 454 Seiten starken Katalog zur Ausstellung gibt Oswald Oberhuber in Interviews mit den Kuratoren Auskunft über alle Werkphasen und Themen seines Schaffens – von den künstlerischen Anfängen und den informellen Werken über die Rückkehr der Figuration, seine Porträts und Selbstporträts, Schrift- und Zahlenbilder, Collagen und Assemblagen, seinen Beitrag zur Biennale von Venedig 1972, Modeentwürfe und Holzskulpturen der 1980er-Jahre bis hin zu Malerei und Zeichnung der letzten Dekaden.

Begleitet wird die Werkschau von Kuratoren- und Ausstellungsführungen, Screenings von Erwin Wagenhofers Künstlerdoku über Oswald Oberhuber „Das Fragmentarische in der Kunst“ (1988) im Blickle Kino, einem umfassenden Schulprogramm und den Kinderworkshops „Meisterwerke und Geschirrhangerl“. Am 24. April lädt Oswald Oberhuber selbst zu einem Vortrag. Robert Fleck, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, spricht am 18. Mai über Oberhubers künstlerische Vision im Kontext seiner kulturpolitischen Tätigkeiten.

Anlässlich der Ausstellung wurde die Skulptur „Hand und Traube“, eine von mehreren großzügigen Schenkungen des Künstlers an die zeitgenössische Sammlung des Belvedere, im Skulpturengarten des 21er Haus installiert.

#Ossi21
Das 21er Haus lädt erstmalig alle Besucherinnen und Besucher ein, Eindrücke und Fotos von der Werkschau unter dem Hashtag #Ossi21 auf Twitter, Facebook und Instagram zu teilen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.21erhaus.at

 

 

 

 

 

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