Stärkerer Fokus auf richtigem Verhalten statt sturem Auswendiglernen von Halte- und Parkverboten
Wien (pwk/bmvit) - „Die Führerschein-Computer-Prüfung wird modernisiert. Ablenkungsgefahren, Gefährdungen
bei Eisenbahnkreuzungen, die Vermeidung überhöhter Geschwindigkeiten oder das Lenken von Elektrofahrzeugen
sind neue Schwerpunkte des größten inhaltlichen Updates seit den 80er Jahren“, so Herbert Wiedermann,
Obmann des Fachverbandes der Fahrschulen und des Allgemeinen Verkehrs in der WKÖ. „Die theoretische Führerscheinprüfung
muss auf der Höhe der Zeit sein. Darum ersetzen wir unter anderem das Bildmaterial aus den Achtzigern komplett.
Die Prüfung wird dadurch wieder realitätsnah. Die Führerscheinanwärter werden besser auf den
Alltag im Straßenverkehr vorbereitet und das führt zu mehr Sicherheit“, betont Gerald Klug, Bundesminister
für Verkehr, Innovation und Technologie.
Bei der Theorie-Prüfung sind neben den aktualisierten Inhalten sämtliche Bilder zu Verkehrszeichen und
Situationen auf der Straße neu. Mit den aktuell formulierten Fragen wird richtiges Fahrverhalten stärker
hinsichtlich Verkehrssicherheit geprüft. Die Kandidaten müssen keine veralteten Technikfragen mehr lernen,
das Auswendiglernen überflüssiger Gesetzesbegriffe fällt weg.
93.000 Pkw-Lenker machten im vergangenen Jahr ihren B-Schein. Dafür wurden etwa 220.000 Theorieprüfungen
am Computer absolviert. Erneuert werden die Theoriefragen für die Prüfmodule Grundwissen (GW), Klasse
B (Auto) und Klasse A (Motorrad). „Das Multiple-Choice-System bei der Führerscheinprüfung-Theorie wurde
1987 auf Papierfragebögen eingeführt. Seit 1998 besteht in Österreich die Computerprüfung.
Die Überarbeitung fiel daher entsprechend umfangreich aus“, erläutert Wiedermann.
Durch die Reform werden neue Verkehrsregeln in der Bevölkerung bekannter. Begegnungszonen und Fahrradstraßen
wurden 2013 eingeführt, die in den 90er Jahren abgeschafften gelben Bodenmarkierungen wurden 2011 wiedereingeführt,
bei doppelten Haltelinien können sich Radfahrer und Biker an Autos bis vor die Ampel vorbeischlängeln
(2011). „Das Überholen und Vorbeifahren an Radfahrern muss gelernt sein“, so Wiedermann. „Jungen Lenkern wird
ein höheres Sicherheitsbewusstsein vermittelt, weil über den Unterricht hinaus auch bei der Prüfung
die Kenntnisse zu den aktuellen Vorschriften vorhanden sein müssen. Das Update der theoretischen Prüfung
ab Montag, dem 7. März 2016, schafft eine höhere Verkehrssicherheit und wird die Unfallzahlen junger
Lenker senken. Schüler, die sich den Stoff gut angeeignet haben, brauchen aufgrund der Umstellung keine Angst
vorm Durchfallen zu haben. Übersetzungen erfolgen in Englisch, Kroatisch, Slowenisch und Türkisch“.
1500 Fragen für den B-, 1800 Fragen für A- und B-Führerschein
Knapp 1500 Fragen umfasst künftig der Fragenpool für den Auto-Führerschein Klasse B. Die Kenntnisse
werden nach Grundwissen und Pkw-technischem Wissen in zwei getrennten Prüfungen (Modulen) getestet. Mehr Stoff,
nämlich 1800 Fragen, müssen Kandidaten lernen, wenn sie auch den Motorrad-Schein erwerben wollen. Diese
Ausbildung kann ab 15,5 Jahren (Pkw, Klasse A1 Leichtmotorrad bis 125 ccm) gestartet werden. Mindestens 80 Prozent
der Fragen müssen richtig beantwortet werden, bis zu 80 Fragen einschließlich der vertiefenden Zusatzfragen
werden gestellt.
„Wie verhalten Sie sich richtig? Beschreiben Sie diese Gefahren-Situation!“ Die Kandidaten müssen aus vier
vorgeschlagenen Antworten die richtigen auswählen. „Wir wollen das Bewusstsein und die richtige Verhaltensorientierung
der Lenker vor allem in Bereichen weiter stärken, wo die Unfallzahlen noch höher liegen und das Gefahrenpotential
gesenkt werden muss. Dazu zählen etwa öffentliche Eisenbahnkreuzungen, ablenkende Tätigkeiten durch
Telefonieren oder SMS-Schreiben oder die Wahrung der Sicherheit mitfahrender Personen, insbesondere Kinder. Sicherheitsabstände
werden nach Sekunden abgefragt, dafür fallen frühere Berechnungen nach Metern weg, was die Wissensaufnahme
erleichtern soll. Die Anzahl der Fragen wurde teilweise deutlich angehoben“, so Wiedermann.
An der Elektromobilität führt in Zukunft kein Weg vorbei. „Elektroautos erfordern jedoch neue Aufmerksamkeit,
geänderte Fahrstile und Routengestaltungen. Verkehrsinformationssysteme liefern vielfältige Infos via
Radio und auf Displays ins Fahrzeug, Lenker müssen jedoch die Vertrauenswürdigkeit elektronischer Angaben
bewerten und richtige Vorgangsweisen z.B. bei Verkehrsbehinderungen ableiten. Tragbare Navigationssysteme erleichtern
zwar das Orten von Zielen, dürfen jedoch nicht die Sicht des Lenkers beeinträchtigen. Anweisungen von
Straßentransport-Aufsichtsorganen, die Sondertransporte absichern, sind analog zur Polizei zu befolgen.“
In vielen Tunnels gelten Umkehrverbote, ist Wiedermann erfreut, dass viele Sachgebiete nun erstmals angesprochen
werden.
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