Bozen (lpa) - Die neue Organisation im Südtiroler Tourismus zielt darauf ab, das Tourismusmarketing zielgerichteter
zu steuern und so seine Wirksamkeit zu erhöhen. Am 07.03. hat die Arbeitsgruppe Tourismus den Tourismusverbänden
und -vereinen deren neue Organisationsstruktur ab 2018 präsentiert. In knapp zwei Jahren wird die viel diskutierte
Reorganisation der Tourismusstrukturen operativ sind. Um Tourismusvereine und -verbände über das neue
Modell zu informieren, hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher diese in den Innenhof des Landhauses 1 geladen. „Dass
es neben Anerkennung heute auch Bedenken und offene Fragen gab, war zu erwarten“, sagt Landeshauptmann Arno Kompatscher.
„Das Ziel, ohne neue Tourismusabgaben noch stärker und gezielter in die Südtirol-Tourismus-Werbung zu
investieren, können wir mit der der neuen Organisationsstruktur aber erreichen.“
Partizipative Prozesse wandeln Widerstände in Engagement um
„Eine bestehende Organisationsstruktur aufzugeben ist immer ein Balanceakt. Menschen wünschen sich in der
Regel, alles unverändert zu lassen – denn Neuerungen schaffen Unsicherheit“, sagt IDM-Präsident Thomas
Aichner bei der Vorstellung. Das moderne Change Management, also die professionelle Führung von Wandel, ziehe
die vom Wandel betroffenen Menschen in den Veränderungsprozess mit ein. „Das verlangsamt zwar den Entscheidungsprozess,
aber nicht die Umsetzung – denn die Veränderungsresistenz der Beteiligten kann mit guter Wahrscheinlichkeit
in eine positive Energie umgewandelt werden“, erklärt Aichner.
Genau dies war das Prinzip, dem der Landeshauptmann gefolgt ist, als er im Jahr 2014 die Arbeitsgruppe Tourismus
ins Leben rief. Das Ziel lautete zunächst, ein Budget von 70 Millionen Euro für die Tourismuswerbung
zu sichern, ohne die bürokratisch aufwendige Tourismusabgabe einführen zu müssen. Schließlich
kam er dem Wunsch Arbeitsgruppe nach, die bestehende Tourismusstruktur mit den zehn Tourismusverbänden und
der Vielzahl an Tourismusvereinen mithilfe einer Unternehmensberatung hinterfragen zu lassen und eine mögliche
Reorganisation einzuläuten. Denn zu häufig werden die Vorgaben für die Südtirol-Kommunikation
auf lokaler Ebene zu wenig beachtet – was die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel schwächt.
Neue Struktur, neue Aufgabenverteilung
Das Ergebnis der Arbeit von mehr als einem Jahr lässt sich sehen. Vor allem ist es eines, bei dem sich die
unterschiedlichen Standpunkte gegenseitig angenähert haben, um einen Konsens zu erlangen, ohne das eigentliche
Ziel aus den Augen zu verlieren. Am 23. Februar hat die Arbeitsgruppe, dem Konzept den letzten Schliff gegeben
und dieses abgesegnet.
An die Stelle der zehn bisherigen Tourismusverbände treten am 01. Jänner 2018 drei sogenannte regionale
Managementeinheiten (RME). Die RME-Teams werden bei Südtirols Wirtschaftsdienstleister IDM angestellt und
regional auf jeweils zwei Büros verteilt sein, um im regen Austausch mit den örtlichen Tourismusvereinen
zu stehen. Die RME werden die Tätigkeit der örtlichen Organisationen direkt unterstützen. Auch starke
regionale Marken sollen weiter potenziert und mit der Dachmarke verknüpft werden.
Der Leiter der Abteilung Kommunikation bei IDM, Marco Pappalardo, stellte die Aufgabenverteilung vor, wie sie die
Arbeitsgruppe vorgesehen hat. Diese sieht vor (s. Präsentation, Folie 16), dass die IDM das große Ganze
vorgibt: die Marketingstrategie für die Tourismusentwicklung in Südtirol definiert, die Dachmarke Südtirol
positioniert und Destinationsmarketing für Südtirol betreibt. Die RME koordinieren hingegen die Aktivitäten
in den Ortschaften, inklusive Destinationsmanagement nach Themen und Erlebnisräumen. Die TV organisieren ihrerseits
die örtlichen Aktivitäten gemäß ihren Profilen, betreuen ihre Mitglieder und vor allem den
Gast vor Ort.
Neben der allgemeinen Aufgabenverteilung wurde auch schon eine detaillierte Aufgabenverteilung für Tätigkeiten
wie beispielsweise Markenführung, Produktentwicklung, Produktion Online/Social Media oder Vertrieb definiert
(s. Excel-Tabelle).
Wie sich die Struktur finanziert
Die drei RME mit jeweils zwei regional angesiedelten Büros finanzieren sich folgendermaßen: aus dem
Landeshaushalt über die IDM-Finanzierung, aus einem Anteil der Schlüsselbeiträge, aus 25 Prozent
der Basis-Ortstaxe sowie aus zusätzlichen Einnahmen durch Einkauf von Marketinginitiativen durch die Tourismusvereine
und durch andere Akteure.
Die Tourismusvereine (TV) finanzieren sich aus 75 Prozent der Basis-Ortstaxe, aus Gemeindezuschüssen, aus
einem Anteil der Schlüsselbeiträge, aus Investitionszuschüssen laut Tourismus-Landesgesetz 33/1992
sowie aus Eigenmitteln wie Mitgliederbeiträge und anderen Zuwendungen.
Was als Nächstes passiert
„Eine Change-Management-Projektgruppe wird sich in nächster Zeit gemeinsam mit den jeweils Betroffenen mit
allfälligen Detailfragen auseinandersetzen“, sagt Kompatscher abschließend. Und für tüchtige
Mitarbeiter der Tourismusverbände gebe es auch in den RME interessante Aufgaben. „Nun bitte ich Sie aber alle,
sich auf das Modell einzulassen und in konstruktiver Weise mitzuarbeiten. Die Tourismusmärkte entwickeln sich
rasant, deshalb müssen wir beweglich bleiben, wenn möglich sogar Entwicklungen antizipieren“, schwört
der Landeshauptmann die Teilnehmer aus den bestehenden Tourismusorganisationen auf die Chancen ein, die sich aus
den Marktentwicklungen ergeben. Tatsächlich konstruktiv sind am Ende der Tagung die Fragen und Kommentare
aus den Reihen der Teilnehmer.
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