„Ära, die viele Grundlagen für die nächsten Generationen gelegt hat“
St. Pölten (nlk) - Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll eröffnete am 18.03. die neue Schallaburg-Ausstellung
„Die 70er – Damals war Zukunft“, die sich voll und ganz diesem bewegten Jahrzehnt widmet. Mit zahlreichen Gästen
aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft wurde heute der feierliche Startschuss für die diesjährige
Ausstellung gegeben.
Die 70er-Jahre seien eine Ära gewesen, „die viele Grundlagen für die nächsten Generationen gelegt
hat“, sagte Landeshauptmann Pröll im Zuge des Festaktes. Im Gespräch mit den Moderatoren Elke Tschaikner
und Christian Scheib blickte er auch auf seine ganz persönlichen Zukunftshoffnungen in der damaligen Zeit
zurück: „Ich hatte das Glück, das ich Anfang der 70er-Jahre zwei Menschen kennengelernt habe, die mein
Leben geprägt haben und bis heute prägen: meine Frau Sissi und Sixtus Lanner.“
Der Landeshauptmann erinnerte auch an den damals noch existierenden Eisernen Vorhang „mit all den negativen Auswirkungen,
die damit verbunden waren“. Die Erfahrung des Eisernen Vorhanges sei „zur Grundlage für meine politische Arbeit
und meine berufliche Tätigkeit“ geworden“, so Pröll.
Zu Wort kamen im Zuge des großen Eröffnungsfestaktes auch Ausstellungsarchitektin Gabu Heindl und Schallaburg-Leiter
Kurt Farasin, der betonte: „Wir wollen die Schallaburg in einem neuen Gewand verstärkt mit dem Heute in Verbindung
bringen. Wir zeigen die Geschichten der Objekte nicht nur in einer Vitrine, sondern die Besucher werden auch zu
jenen, die sich beteiligen und mitdiskutieren.“
Weiters sprachen zur Ausstellung Renate Höllwart, Elke Smodics und Hannes Etzlstorfer vom kuratorischen Team
sowie die für die Ausstellungsgestaltung verantwortlichen Eva Dertschei und Carlos Toledo. Als besondere Stargäste
erzählten Moderatorin Chris Lohner, Sänger Willi Resetarits und Autor Peter Turrini von ihren Erfahrungen,
Erlebnissen und Eindrücken in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Künstlerische Beiträge
zur Eröffnungsfeier lieferten die Schauspieler Tanja Raunig und Julian Loidl sowie die Band „Los Gringos“.
Der Vietnamkrieg, die Abstimmung gegen Zwentendorf, Gratis-Schulbücher und die 40-Stunden-Woche: Diesen und
noch vielen weiteren Themen widmet sich die heurige Schau auf der Schallaburg. In die Ausstellung eingebettet,
geben fünf Debattenräume Platz für Fragen und Diskussionen – ob alleine, mit der Familie, in der
Begegnung mit anderen Besucherinnen und Besuchern oder in Workshops. Sieben Ausstellungskapitel geben – stets vor
dem Hintergrund aktueller Fragen – Einblick in die ebenso bunten wie bewegten 70er.
Zu sehen ist die Ausstellung „Die 70er – Damals war Zukunft“ vom 19. März bis 6. November 2016. Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag von 9 bis 18 Uhr. Kassaschluss jeweils eine
Stunde vorher.
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Die 70er - Damals war Zukunft
präsentiert Versprechen und Widersprüche aus einer Zeit, die antrat, um die Welt zu modernisieren.
Dabei wird die Ausstellung selbst zum Diskussionsraum. Die Ausstellung nähert sich in sieben Kapiteln u.a.
wie „Bewegungen, Revolten, Widerstand“, „Kalte und heiße Kriege“ oder „Alternativ leben“ dieser politischen
wie auch gesellschaftlich hitzigen Dekade. Hinter den Kapiteln steht das Büro trafo.K: Aus der Kunst- und
Kulturvermittlung kommend, widmen sich Nora Sternfeld, Elke Smodics und Renate Höllwart dem Thema der Ausstellungsbegegnung.
„Die Ausstellung blickt vor dem Hintergrund aktueller Fragen auf die 1970er: Welche Bilder von Zukunft existierten
damals? Wem gehört die Zukunft heute? Wir verstehen die Ausstellung als Forum und Handlungsraum. Wir haben
eine kollaborative, mehrstimmige und partizipative Ausstellung als Vermittlungsraum konzipiert, in dem die Besucherinnen
und Besucher ihre eigenen Erfahrungen und Wissensformen einbringen“, erklären Kuratorinnen von Büro trafo.K.
Die Zivilgesellschaft regte sich, bewegte etwas. Der Alltag veränderte sich grundlegend
Die 70er waren auch eine Dekade der Krisen, der kalten und heißen Kriege. Exponate und Objekte der 70er
erzählen - auch - eine Geschichte der Gegenwart auf einem „Laufenden Band“. Mit einer Hommage an die populäre
70er-TV-Show mit Rudi Carrell lässt Hannes Etzlstorfer das in jeder Hinsicht bunte Jahrzehnt kuratorisch aufleben.
„Die Ausstellung über die 70er Jahre versucht eine Momentaufnahme eines Jahrzehnts, die geprägt ist von
so unterschiedlichen Persönlichkeiten und Themen wie u.a. Papst Johannes Paul II., Bruno Kreisky, Zwentendorf,
Cordoba oder Nina Hagen. Sie markieren Forderungen, Denkrichtungen und Haltungen dieses Jahrzehnts, von denen viele
noch heute heftig umkämpft sind: Schulden machen? Bildung für alle oder schulischer Einheitsbrei? Für
brisante Diskussionsstoffe ist gesorgt“, so Hannes Etzlstorfer.
Die Kulturvermittlung nimmt auf der Schallaburg eine wesentliche Rolle ein
Ganz im Sinne des „Museums der Zukunft“ – auch ihm ist ein Kapitel gewidmet – entwickelt sich Kulturvermittlung
hier direkt aus der Ausstellung heraus. Dafür haben die Künstlerinnen Lisa Bolyos, Claudia Hummel, Martin
Krenn, Stefanie Seibold, Ezgi Erol und Sophie Schasiepen in enger Abstimmung mit den Kulturvermittlern der Schallaburg
und Gabu Heindl (Ausstellungsarchitektur) Debattenräume künstlerisch gestaltet.
„Partizipative Planung, offene Schulkonzepte, alternative Wohnformen, DIY und Öko-Bewegung – was sich in den
70ern in der Architektur getan hat, ist so aktuell wie nie. Unsere Ausstellungsgestaltung spielt mit vielfältigen
Motiven auf diese Verbindung von damals zu heute. Die Gestaltung der sieben Ausstellungskapitel wird dabei immer
wieder unterbrochen von ungewöhnlichen "Debattenräumen", die der Diskussion und Vermittlung
gewidmet sind“, so die Architektin Gabu Heindl.
Einen dieser Debattenräume hat der Künstler Martin Krenn konzipiert. Als historische Referenz dient der
legendäre Club 2.
„Die 70er Jahre versprachen einst gesellschaftlichen Aufbruch und Demokratie. Doch was wurde davon eingelöst?
Das partizipatorische Kunstprojekt Club 2 lädt die Ausstellungsbesucherinnen ein, im Clubraum der Schallaburg
Platz zu nehmen und miteinander zu diskutieren. Es wird der Frage nachgegangen, wie die politischen Forderungen
von damals heute aktualisiert werden können“, so der Künstler.
Museum für alle! So lautet die Forderung des Debattenraumes Sit-in der Künstlerin Claudia Hummel. „Stellen
Sie sich vor, Sie hätten einen nicht mehr oder noch nicht gestalteten Raum in einem Museum zur Verfügung:
Wie und womit würden Sie ihn besetzen?", hinterfragt die Künstlerin.
Persönliche Zugänge schaffen, Fragen aufgreifen, die sich im eigenen Umfeld ergeben
So versteht die Schallaburg Kulturvermittlung. „Der Ausstellungsbesuch soll zu einer Zeit des gemeinsamen Diskurses
über das Gezeigte und zur Beziehungsarbeit werden. Damit wollen wir Besucherinnen und Besuchern neue Impulse
mit nach Hause geben“, erklärt der Künstlerische Leiter Kurt Farasin. „Die Schallaburg will so zu einem
Lieblingsplatz für all jene werden, die den Besuch einer Ausstellung zu einem Begegnungstag in einem der schönsten
Schlossareale der Renaissance macht. Wir wollen viele Menschen ansprechen und den Einzugsbereich der Schallaburg
grenzüberschreitend ausweiten“, so Kurt Farasin.
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