Café Central Wien ist 140

 

erstellt am
21. 03. 16
11:00 MEZ

Eine Institution feiert Geburtstag
Wien (verkehrsbüro) - Seit 1876 ist das berühmte Café Central Wien Mittel-und Entstehungspunkt österreichischer Kulinarik, Literatur, Weltanschauung und Lebenskultur. Die „Grand Dame“ der Wiener Kaffeehaustradition wird heuer 140 Jahre. Ihr Erfolgsrezept ist dabei modern, wie es ihrer Tradition gebührt. Hier eine kleine Kostprobe der historischen Highlights und kulinarischen Höhepunkte, gespickt mit Bonmots der geistigen und geistreichen Literaten, die zu ihren Stammgästen zählten und verfeinert durch Zahlen, Daten und Fakten rund um die einzigartige Institution.

Café Central Wien: Treffpunkt historischer Vor- und Querdenker
Bereits vor 140 Jahren wurde das traditions- und mythenreiche Café Central im Palais Ferstel, dem damals „modernsten Gebäude Wiens“, eröffnet. Seither hat Wien zwei Weltkriege, fünf Währungseinführungen und elf Bundespräsidenten erlebt – und die meiste Zeit davon war das Café Central eine Konstante des österreichischen Lebensgefühls und zentraler Treffpunkt des intellektuellen Wiens. „Kaum ein angesehener Literat oder Gelehrter fehlt in der Reihe der ‚Centralisten‘, wie sich die Dauerbesucher des Cafés bezeichneten“, so Alfred Flammer, Geschäftsführer von Palais Events und Café Central. Ab 1900 trafen sich hier Sigmund Freud, Arthur Schnitzler, Alfred Polgar, Leo Trotzki, Robert Musil, Stefan Zweig, Hugo v. Hofmannsthal und viele mehr zum geistigen Austausch bei besten Kaffeehausspezialitäten. „Im Jubiläumsjahr wollen wir diesen Geist wiederbeleben und den Centralisten von heute ein neues, ‚altes’ Zuhause geben“, führt Flammer weiter aus.

Das Café Central: Lebensraum UND Lebenseinstellung
Die großen Denker des Landes und ihrer Zeit hinterließen ihre Spuren. Noch heute weilt der österreichische Schriftsteller Peter Altenberg an „seinem“ Kaffeehaustisch als lebensgroße Figur, schließlich war das Café Central nicht nur sein Wohn- und Arbeitsraum, sondern auch Waschküche und Sekretariat. So gab er das Literatur-Café als Wohnadresse an und ließ sich seine Post dorthin schicken, ebenso wie seine Wäsche – nur schlafen durfte er zu seinem Bedauern dort nicht. An seinem Tisch saß nur, wer höchstpersönlich dazu eingeladen wurde. Ebenso verhielt es sich mit dem Stammtisch von Karl Kraus. Wem die Ehre zuteilwurde, an einem dieser Tische Platz zu nehmen, kam in den Genuss von gutem Kaffee und intellektuellem Hochgefühl.

Frauenrechte & bargeldloses Zahlen – eine Erfindung des Café Central?!
Viele Generationen hat das Café Central bewirtet und ist dennoch am Puls der Zeit geblieben: Während das Thema Gleichberechtigung heute aktueller ist denn je, nahm das Café Central hier schon vor hundert Jahren eine Vorreiterrolle ein. So war es das erste Café mit eigenständigem Damenbesuch. Denn: Die feine Dame der Wiener Gesellschaft besuchte jedes andere Kaffeehaus nur in Begleitung eines Herrn. Die Ausnahme bildeten die Schanigärten unter freiem Himmel, wo es gestattet war, mit einer Anstandsdame dem Kaffeegenuss zu frönen. Doch nicht so im Central! Der einzigartige Innenhof mit Glasdach erlaubte der Damenwelt, gut behütet (also mit herrlicher Überkopfdekoration, aber ohne Herrenbegleitung) im Inneren des Hauses – und doch irgendwie im Freien – selbständig „auf an Kaffee zu geh‘n“.

Auch das bargeldlose Zahlen hat seinen vermeintlichen Ursprung im Café Central – eingeführt durch Peter Altenberg: Nicht immer war er bei Kasse, aber erfindungsreich genug, um nie ohne Zahlungsmittel zu sein. So manch einer kann mit Stolz behaupten, ein Original vom Altenberg auf einer Serviette zu besitzen. Denn mit seiner darauf verewigten Literatur pflegte dieser im Tauschhandel seine offene Zeche im Central bezahlen zu lassen.

Das Café Central: Geschichte und ...
Das nach seinem Erbauer heute benannte Palais Ferstel galt, dank seiner Kombination aus Werksteinbau und der venezianisch-florentinischen Trecento-Architektur, bei seiner Eröffnung 1860 als das „modernste Haus Wiens“ und war eines der spektakulärsten und kostspieligsten Bauprojekte der Ringstraßenzeit. Im Auftrag der k. k. privilegierten Nationalbank schuf der erst 27-jährige Architekt Heinrich von Ferstel ein Bank- und Börsengebäude samt Geschäftspassage, einen glasüberdachten „Bazarhof“ und einen Säulensaal, der von Anfang an als reizvoller Rahmen für ein Kaffeehaus gedacht war. Ursprünglich waren die Räumlichkeiten jedoch Sitz der Wiener Börse, die sich, bis zu ihrem Umzug im Jahr 1877, eingemietet hatte. Auch die Österreichisch-Ungarische Nationalbank hat in dieser Zeit ihren Sitz im Palais Ferstel. Damals eröffneten die Gebrüder Pach das Café Central, das bis 1918 eines der Literatencafés in Wien blieb. 1925 wurde das Central, anlässlich seines 50-jährigen Bestehens, komplett renoviert und ein Jahr später als Café-Restaurant wieder eröffnet. Heute besuchen Wiener wegen des großen Angebots an nationalen und internationalen Zeitungen das bekannte Wiener Kaffeehaus gleichermaßen, wie kulturbegeisterte Wien-Besucher, um das traditionelle Kaffeehaus-Flair zu erleben.

... Erfolgsgeschichte
„Als Verkehrsbüro Group sind wir stolz, mit dem Café Central solch eine prestigeträchtige Institution seit 2011 betreiben zu dürfen. Seit der Übernahme konnten wir nicht nur Besucherzahlen, sondern auch Umsatzzahlen steigern“, sagt Mag. Harald Nograsek, Generaldirektor der Verkehrsbüro Group. Der Gesamtumsatz von Palais Events (inkl. Cafe Central) lag 2015 bei 9,6 Mio Euro (2010: 7,2 Mio Euro, d.h. plus 33 Prozent). Der Anteil des Café Central am Palais Events-Umsatz beträgt mehr als die Hälfte (56 Prozent). 480.000 Gäste besuchen pro Jahr das Café Central. Mit der Revitalisierung und der neuen Tortenvitrine im Zentrum des Cafés vor zwei Jahren wurde die Kontinuität des Erfolgs weiter gesichert – insgesamt wurden ca. 200.000 Euro investiert. Die Mitarbeiterzahl liegt konstant bei rund 100, davon 20 Lehrlinge. „Das Central ist nicht nur für hunderttausende Touristen ein Highlight in Wien, es wird auch von österreichischen Stammgästen gerne und regelmäßig aufgesucht. Im Jubiläumsjahr wollen wir die Aufmerksamkeit für das Literatur-Café mit unterschiedlichen Aktionen weiter erhöhen“, setzt Nograsek fort und ergänzt: „Dabei machen wir mit #IamCentralist als Hashtag auf all unsere Online-Aktivitäten aufmerksam“.

Centralisten 2.0 – Aus traditioneller Moderne wird moderne Tradition
2016 wird nun das Café Central als traditioneller Treffpunkt der Wiener Literaturszene widerbelebt. Im heurigen Jubiläumsjahr warten vielfältige Schwerpunkte auf kulturinteressiertes Publikum. Erstmals sind österreichische Poeten, Erzähler und Schriftsteller eingeladen, am 30. Mai 2016 ihr Können bei einem literarischen „Open Mic“ zu zeigen und ihre eigenen Texte zu präsentieren. Die „Centralisten 2.0“ sollen 2016 eine neue Heimat im Café Central finden.

„Centrale“ Café-Kulinarik in Zahlen
Pro Jahr werden hier unglaubliche 300.000 Mehlspeisen serviert, gefolgt von 140.000 warmen und kalten Speisen und 320.000 Tassen Kaffee. Der legendäre Apfelstrudel führt mit 55.000 Portionen die Patisserie-Bestenliste an, dicht gefolgt von der Sachertorte mit 25.000 Stück. 15.000 Wiener Schnitzel und 16.500 Portionen Kaiserschmarrn kommen ebenfalls aus der Central-Küche. Ob Frühstück, klassische Wiener Küche oder Kleinigkeiten zwischendurch, auf der Speisekarte werden Qualität, Tradition und Kreativität groß geschrieben. Hier gilt es, den hohen Erwartungen der internationalen Gäste gerecht zu werden und den heimischen Gast mit zeitgemäßen und modernen Interpretationen altehrwürdiger Rezepte zu überzeugen.

Best of Bonmots: Das Café Central Wien in würdigen Worten
Stefan Zweig (1881 – 1942): „Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine billige Schale Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast für diesen Obolus stundenlang sitzen, diskutieren, schreiben, Karten spielen, seine Post empfangen und vor allem eine unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann.“

Alfred Polgar (1873 – 1955): „Das Central ist nämlich kein Caféhaus wie andere Caféhäuser, sondern eine Weltanschauung. Seine Bewohner sind größtenteils Leute, deren Menschenfeindlichkeit so heftig ist wie ihr Verlangen nach Menschen, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen […].

Egon Erwin Kisch (1885 – 1948): „Das Kaffeehaus ist sozusagen eine Wohnung, die man nicht haben muss, wenn man das Kaffeehaus hat.“
Wussten Sie, dass ...

... Sie die Tatsache, im Central auch speisen zu können, Napoleon „verdanken“? Da er Wien bei seiner Belagerung vom Import abgeschnitten hatte, wurden die hiesigen Cafetiers erfinderisch: Um die Gäste über den Verlust hinweg zu trösten, wurde in den Kaffeeküchen Wiens plötzlich aufgekocht. Dies war die Geburtsstunde der kulinarischen Klassiker im Kaffeehaus: Dem Paar Würstel mit „Semmerl“ und Senf, dem Gulasch und dem Wiener Suppentopf.

... die ersten Diskussionssendungen „Café Central“ im gleichnamigen Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt gedreht wurden? Später wurde aus einem eigens dafür nachgebauten, detailgetreuen ORF-Studio bis 1991 gesendet.

... das Glaserl Wasser schon seit dem 19. Jahrhundert zum perfekten Kaffeegenuss im Central gehört? Der vermeintlich „verkehrt“ auf dem Glas Wasser liegende Löffel, zeigt dem Gast, dass selbiges soeben frisch für ihn eingeschenkt wurde. Das im Central gelebte Ritual ist ein Relikt aus dem spanischen Hofzeremoniell und der Hofetikette der Habsburger.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.cafecentral.wien

 

 

 

 

 

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