Linz/Wien (yad-vashem.net) - Am 14.03. fand im geschichtsträchtigen Festsaal der Akademie der Wissenschaften
in Wien die 14. Generalversammlung der Österreichischen Freunde von Yad Vashem statt. 280 Mitglieder und Ehrengäste
nahmen an der Zusammenkunft teil. Höhepunkt des Abends war eine gemeinsame Lesung von Kammerschauspielerin
Christiane Hörbiger und Professor Gerhard Tötschinger mit dem Titel "Vernichtung und Neubeginn".
Die Texte stammten aus den Biografien von Leon Zelman und Danek Gertner.
Univ.Prof. Dr. Helmut Denk, vormaliger Präsident der Akademie der Wissenschaften, begrüßte die
Mitglieder und Gäste des Freundeskreises und verwies auf die reiche Geschichte des Festsaales. Er erinnerte
jedoch auch daran, dass die Akademie der Wissenschaften während der NS-Herrschaft dunkle Zeiten erlebt hatte.
Vieles davon sei in den letzten Jahren kritisch aufgearbeitet worden, so Denk. Auch derzeit sei eine Arbeitsgruppe
mit der Geschichte der Institution befasst.
Vorsitzender Günther Schuster ging in seinen Worten auf die dramatischen Veränderungen ein, die sich
derzeit in Europa ereignen. Ausufernder Nationalismus und Fremdenhass, offener Antisemitismus und Verleugnung des
Holocaust seien eine Herausforderung, Stellung zu beziehen und Strategien dagegen zu entwickeln. Da nicht mehr
viele Zeugen der Shoa unter uns sind, müssen für das Gedenken neue Wege gefunden werden.
Yad Vashems Europadirektor Arik RavOn ging in seinen Worten ebenfalls auf die schwindende Zahl der Zeitzeugen ein.
Man müsse die Vision neu gestalten und an die junge Generation weitergeben. Für die nächste Generalversammlung
wünsche er sich, dass hundert Schüler teilnehmen. Auch Yad Vashems Fokus richte sich in allem auf die
nächste Generation. RavOn bedankte sich ausdrücklich für die Arbeit des Freundeskreises und hob
hervor, dass er keine Mitgliederversammlung in anderen Ländern kenne, an der so viele Menschen teilnehmen
wie hier.
Israels Botschafterin Dalia Lador-Fresher bezeichnete Yad Vashem als besonderen Ort. Es sei das erste Museum, das
Überlebende des Holocaust errichtet haben. Man müsse über sehr große emotionelle Kraft verfügen,
um nach so tragischen Ereignissen nicht nach Rache zu suchen, sondern eine Gedenkstätte zu errichten, in der
die Geschichte der nächsten Generation weitererzählt werden kann. Vor diesen Überlebenden und ihrer
Entscheidung ziehe sie den Hut. Die Botschafterin dankte den österreichischen Freunden von Yad Vashem für
ihre tagtägliche, unermüdliche Arbeit.
Nach einem Informationsfilm über die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte und ihren österreichischen
Freundeskreis begannen Kammerschauspielerin Christiane Hörbiger und Professor Gerhard Tötschinger ihre
mit Spannung erwartete Lesung. Die beiden trugen ausgewählte Abschnitte aus den Biografien Leon Zelmans und
Danek Gertners vor, die beide aus den Trümmern der Vernichtung - selbst dem Verderben so nahe - aufstanden
und beeindruckende Lebenswerke schufen. Bilder aus dem zerstörten Lebensumfeld der ausgelöschten "Stetl"-Kultur,
aus der beide Autoren stammten, machten die kraftvolle Lesung besonders anschaulich. Die virtuose und einfühlsame
Musik des Ensemble Klesmer Wien vermittelte den Gästen einen weiteren, tiefen Eindruck einer einst blühenden
Kultur, die in der Shoah erlosch.
Durch das Programm führte Generalsekretärin Ulrike Schuster.
Die Versammlung fand bei einem schmackhaften Buffet und angeregten Gesprächen in der Aula der Akademie ihren
Ausklang.
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