Wien (bmi) - Die Zahl der Anzeigen ist 2015 gesunken, die Aufklärungsquote ist gestiegen. Die Herausforderungen
2016 liegen in der Bekämpfung der Cyber-Kriminalität, der Analyse der Auswirkungen der Migrationslage
und in der verstärkten Präventionsarbeit.
Mit 517.870 angezeigten Delikten ist die Zahl der Anzeigen in Österreich 2015 um 1,9 Prozent gegenüber
2014 gesunken. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Die Aufklärungsquote ist um ein Prozent auf 44
Prozent gestiegen – die höchste Quote der letzten zehn Jahre. Der Generaldirektor für die öffentliche
Sicherheit, Mag. Mag. (FH) Konrad Kogler, BK-Direktor General Franz Lang und BK-Vizedirektor Dr. Michael Fischer
präsentierten am 17.03. in Wien die polizeiliche Kriminalstatistik 2015 und informierten über die Herausforderungen
in der Kriminalitätsbekämpfung 2016. An der Pressekonferenz nahm auch der stellvertretende Europol-Direktor
Oldrich Martinu teil.
Rückgang bei Wohnraumeinbruch, Kfz-Diebstahl und Wirtschaftsdelikten, Anstieg bei Gewaltdelikten und Cybercrime
Die Zahl der Anzeigen wegen Einbrüchen in Wohnungen und Wohnhäuser in Österreich ist 2015 deutlich
gesunken. Wurden 2014 noch 17.110 Anzeigen erstattet, waren es 2015 15.516 Anzeigen. Das entspricht einem Rückgang
von 1.594 Anzeigen (-9,3 %). Zum Vergleich: 2006 waren es noch knapp 19.000 Anzeigen. Bei 40 Prozent der Einbrüche
im vergangenen Jahr scheiterten die Täter und es blieb beim Versuch. Auch die Anzahl der Dämmerungseinbrüche
ist deutlich zurückgegangen. Ebenso gesunken ist im sechsten Jahr in Folge die Zahl der Diebstähle von
Kraftfahrzeugen. Mit 3.326 als gestohlen gemeldeten Lastkraftwägen, Personenkraftwägen und Krafträdern
wurde 2015 ein 10-Jahres-Tiefstand erreicht (Rückgang von 0,9 Prozent zu 2014). Vor zehn Jahren wurden noch
über 8.400 Kfz in Österreich als gestohlen gemeldet. Dieser Erfolg beruht auf dem Netzwerk an Strafverfolgungsbehörden
und Herstellern und auf der Arbeit der Spezialisten der Soko Kfz.
Die Anzeigen hinsichtlich Gewaltkriminalität sind marginal gestiegen: von 40.184 Delikten 2014 auf 40.333
Anzeigen 2015 (+ 0,4 %).
Angestiegen sind vor allem die leichten Körperverletzungsdelikte und die vorsätzlichen Tötungsdelikte.
132 der insgesamt 135 Delikte konnten 2015 geklärt werden (2014: 107 Anzeigen). 39 der 135 Taten wurden vollendet.
2014 wurden 38 Tötungsdelikte vollendet. Die Zahl der Anzeigen wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität
war 2015 rückläufig.
Cybercrime stellt die Ermittlungsbehörden ständig vor neue Herausforderungen. Kriminelle können
praktisch rund um die Uhr gleichzeitig in den verschiedensten Regionen der Erde aktiv werden und Opfer schädigen,
während sich ihre Server in anderen Ländern befinden und sie sich an einem ganz anderen Ort aufhalten.
Die Internationalität dieser Kriminalitätsform, verbunden mit den Möglichkeiten der Verschlüsselung
und Anonymisierung, erklärt die ständig steigende Zahl an Cyber-Delikten und den Anstieg der Zahl an
Anzeigen. 2015 stiegen sie um 11,6 Prozent auf 10.010 Anzeigen. Bei dem Großteil der Anzeigen handelt es
sich um Internetbetrug.
Die Wirtschaftskriminalität ist 2015 um 2,1 Prozent auf 48.601 Delikte gesunken. Bei rund 65 Prozent der
Anzeigen handelt es sich um niederschwellige Delikte, wie Betrug, Urkundenunterdrückung und Entfremdung unbarer
Zahlungsmittel.
Anstieg der Schlepperkriminalität
Aufgrund der Flüchtlingsströme hat die Schlepperkriminalität 2015 sehr stark zugenommen. 2015
wurden 9.569 Anzeigen wegen Schlepperei (§ 114 Fremdenpolizeigesetz) gemeldet, was einen Anstieg um 84,9 Prozent
gegenüber 2014 bedeutet. Nach Schätzungen Europols hatten im vergangenen Jahr über 90 Prozent der
Migrantinnen und Migranten die Hilfe von Schleppern. Bei einem anhaltenden Zustrom rechnet Europol damit, dass
sich die Profite der organisierten Täterbanden 2016 verdoppeln oder verdreifachen. Konkrete Maßnahmen,
wie unter anderem die Installierung des Joint Operational Office in Wien als verlängerter Arm des neu gegründeten
European Migration Smuggling Centers von Europol, wurden bereits erarbeitet.
Zukünftige Herausforderungen
Das Jahr 2015 stand im Zeichen der weltweiten Migrationsbewegung und ging oftmals mit der Angst vor einer steigenden
Kriminalität einher. Eine Analyse der Opfer und Täter zeigt, dass es sich bei beiden Gruppen zu rund
zwei Drittel um inländische und zu rund einem Drittel um fremde Personen handelt. Verglichen mit den Vorjahren
ist diese Entwicklung konstant. Unterteilt nach dem Aufenthaltsstatus der fremden Tatverdächtigen ist die
größte Gruppe jene ohne Beschäftigung (28,6 %) gefolgt von jenen, die einer Beschäftigung
nachgehen (25,5 %) und den Asylwerbern (15,6 %), die 2015 die Anzahl an tatverdächtigen Touristinnen und Touristen
(12,5 %) überholt hat. Zu den am häufigsten begangenen Delikten zählen der Diebstahl, die Körperverletzung
und der Suchtmittelhandel. Die Analyse möglicher Auswirkungen der Migrationswelle nach Europa und Ermittlungsschritte
werden 2016 ein Schwerpunkt der kriminalpolizeilichen Arbeit sein.
Über die PKS
Die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) ist eine Anzeigenstatistik. Sie dient der Erfassung und Darstellung
der Entwicklung des kriminellen Geschehens in Österreich und wird jährlich veröffentlicht. Die PKS
wird stetig in ihrer Struktur angepasst, zum Beispiel aufgrund neuer Phänomene oder durch Änderungen
in der Strafgesetzgebung. Die Strafrechtsreform, die mit Jänner 2016 in Kraft trat, brachte zahlreiche Erneuerungen
im Strafgesetzbuch (StGB), die in der PKS für das Jahr 2016 veröffentlicht werden.
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