wean hean - Das Wienerliedfestival

 

erstellt am
16. 03. 16
11:00 MEZ

Von 21. April - 13. Mai 2016
Wien (gamuekl) - In diesem Jahr gibt es einige interessante Jubiläen, die im Rahmen des Festivals wean hean thematisiert werden. Man feiert die 250-jährige Öffnung des Praters für das "Volk" im Wien Museum. Vor 150 Jahren, im Schicksalsjahr 1866, fand der preußisch-österreichische Krieg und die Seeschlacht von Lissa statt. In diesem Jahr wurde auch das erste funktionierende Telegraphenkabel zwischen USA und Europa verlegt und in Betrieb genommen. Darüber hinaus reist man für einen Abend nach Portugal, gehen ins Kino und vergessen dabei niemals die schöne "Weana Musi".

Ein Haydnlärm kommt auf die BesucherInnen zu, wenn am 21. April 2016 die wean hean Eröffnungsglocke läutet. Die Gastgeber sind diesmal keine Geringeren als Joseph Haydn und Fanny Hensel. Sie öffnen die Pforten der ehrwürdigen mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, bei der man sich an dieser Stelle für die entgegenkommende Kooperation bedanken möchten. Für das musikalische Wohl sorgt die Begräbniskapelle trio alptrieb trio, sofern "ka schöne Leich" dazwischenkommt. Laut eigener Aussage dilettieren die drei Alpgetriebenen Thomas Berghammer, Martin Zrost und Wolfgang Vincenz Wizlsperger gern in Renaissance-, Barock-, klassischen und ländlichen Musiken, ohne Rücksicht auf Gesichts-, Zeit- und sonstige Verluste und auch ohne auf Gewinne - seien diese finanzieller, zwischenmenschlicher oder anderweitiger Natur - zu schielen. Der Werkelmann Oliver Maar begrüßt mit Alt Wiener Drehorgelklängen auf einem unrestaurierten original Wiener Hof- und Straßenwerkel aus dem Jahr 1885. Über das Leben und was es alles zu bieten hat, den Wein, die Schönheit und den Grant singt und spielt das allseits beliebte Wienerlied-Duo Tesak & Blazek.

Zur Eröffnung dürfen auch die Tanzbeine geschwungen werden. Else Schmidt lädt im Rahmen des Workshops "Getanzte Tanz" zu Walzer, Quadrille & Co ein. Die neu formierten Wiener Pretiosen musizieren als Damen-Quartett zu Ehren der Gebrüder Schrammel. Mit eifriger Spielfreude und Feinfühligkeit wird aufgemischt und geschnofelt, so dass die Weana Tanz als sprichwörtliche "Herzgreifer" ihre volle Wirkung zeigen. Eigens einfliegen lasst man die Gruppe Opas Diandl aus Südtirol. Alte Lieder, Weisen, Jodler und Tänze, vertraute gerade und scheinbar untanzbare ungerade Rhythmen, exotisch anmutende Perkussions- und Seitenklänge: all dies und noch viel mehr ist der Humus auf und aus dem die Musik von Opas Diandl wächst. Das Duo Wiener Blond serviert eine Ode an die Eierspeis', ein Empfehlungslied für 's Schwarzfahren und singt von der pragmatischen Gleichmütigkeit der Wiener und Wienerinnen. Von schön-schaurig-schmalzigen Heurigen-Dudeleien zu brachial-dahinwabernden Discobeats befördern sie das Wienerlied in stratosphärische Höhen - dorthin, wo immer die Sonne scheint und der letzte Kaiser wartet.

"Tabacaria" - Der Text des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa (1888 - 1935) wurde von dem Literaten Franz Schuh ins Wienerische übersetzt und ist gemeinsam mit dem attensam quartett im Bockkeller zu hören. Der Erzähler steht am Fenster und beobachtet die Trafik vis-à-vis. Ein Ort der sozialen Realität, bodenständig und handgreiflich. Dabei ist die innere Wirklichkeit des Dichters, der aus dem Fenster schaut, Traum. Er sieht Menschen, vorüberfahrende Wagen, Hunde, Läden und Gehsteige. Es gäbe reale Möglichkeiten, aber nicht für ihn. Er ist der, der aus dem Fenster schaut. Immer gegenüber. Vielleicht ist er ein Genie? Oder auch nicht. Glaubt er an sich? Er glaubt an nichts. Eine Geschichte, geschrieben vor hundert Jahren in Lissabon, die Wienerischer nicht sein könnte. Das attensam quartett begleitet den Erzähler mit Kompositionen zeitgenössischer Musik und traditionellen Schrammelklängen.

Eine vorübergehende Wiederauferstehungsfeier verkündet die steirisch-polnische Musikkabarett-Gruppe Landstreich. Nach einigen Jahren Funkstille gibt es nun eine Handvoll Lebenszeichen, so auch ein Konzert im Bockkeller. Es ist wohl am besten, sich diesen Abend mit Krzysztof Dobrek, Christof Spörk, Edith Zimmermann und Gerhard Draxler nicht entgehen zu lassen, denn wer weiß, vielleicht wird das endgültig der letzte Streich sein?

Auch heuer ist der beliebte Schrammelmontag wieder fixer Bestandteil des Festivals. Die Neuen Wiener Concert Schrammeln gehen mit den Spontanadln in die zweite Runde und verwöhnen in gewohnter Manier mit alten und neuen Schrammelwerken. Auch diesmal ist im zweiten Teil des Abends die Bühne frei für alle mutigen SchrammelmusikantInnen.

Was hat es mit den Piefkes auf sich, die seit langer Zeit die österreichische Seele reizen? Konzentriert auf die Ambivalenz der Emotionen zwischen Wien und Berlin wird man versuchen den Ursachen auf den Grund zu gehen. Unter der musikalischen Leitung von Bela Koreny bringt die bekannte Soko-Donau Kommissarin Lilian Klebow, gemeinsam mit dem Burgschauspieler Dirk Nocker, Chris Pichler und Robert Kolar, Wiener und Berliner Lieder (ja, die gibt 's auch!) zum Besten. Auch Schlager der 1920er und 30er Jahre zum Thema Exotik und Erotik dürfen dabei nicht fehlen. Dazu serviert man einige literarische Schmankerl zum Humor, den man den Piefkes sowieso nicht zutraut. Vielleicht sind ist man dabei ein wenig ungerecht - das aber gern! Und: "objektive" Geschichtsbetrachtung ist immer etwas langweilig.

Ein Frühlingsspaziergang im schönen Penzing mit anschließendem Wienerlied-Stammtisch im Hotel-Restaurant Fritz Matauschek? Eine gute Idee. Am 7. Mai 2016 gibt's die Gelegenheit dazu. Kurt Girk, die Legende aus Ottakring, wird gemeinsam mit Roland Sulzer, Willi Lehner und Christoph Lechner die Ehre erweisen.

Christina Zurbrügg spielt mit ihrer Band im Metro Kinokulturhaus und zeigt dabei bisher unveröffentlichte Filmdokumente über die legendären Wiener Musikanten Kurt Girk, Kurt Schaffer und Pepi Matauschek sowie Ausschnitte aus dem Film "Orvuse on Oanwe" über
Wiens letzte originale Dudlerinnen Trude Mally, Poldi Debeljak, Luise Wagner und der singenden Wirtin Anny Demuth.

Unter dem Titel "Repeat please" feiert man die Verlegung des ersten funktionstüchtigen Seekabels zwischen Europa und Amerika, genauer zwischen Neufundland und Irland vor 150 Jahren. Dieses 4.200 km lange Transatlantikkabel wurde damals als achtes Weltwunder gesehen und war ein Meilenstein auf dem Gebiet der Komunikation. Musikalisch gestaltet wird das Jubiläum von den Iren Catmelodeon & Claudia Schwab (IRE) und Ian Fisher mit Band aus Missouri (USA). Peter Pösel und Herbert Zotti werden einige interessante Details über diese großartige technische Leistung erzählen.

Am 5. April 1766 erließ Kaiser Joseph II. das Dekret: "Ich habe, zu mehrerer Ergötzlichkeit des Publici, entschloßen, daß künfftig hin und von nun an, zu allen Zeiten des Jahres ohne Unterscheid, jedermann frey und erlaubt seyn solle, in den Prater sowohl, als in das StadtGut, zu allen Stunden spatzieren zu gehen, zu reuten und zu fahren, und zwar nicht nur in der Haupt-Allée, sondern auch in allen Seiten-Alléen, Wiesen und Plätzen". Auch das gehört gefeiert! Dieser Vergnügungsort zählt eindeutig zu den Lieblingsplätzen der Wiener und Wienerinnen. Begleitend zur Ausstellung "In den Prater" des Wien Museums, gestaltet man mit Wolfram Berger, Traude Holzer, Helmut Stippich und Peter Havlicek einen musikalisch-literarischen Abend, der die Schönheit des Erholungsgebietes ebenso wie die zahllosen Unterhaltungsmöglichkeiten, wie Feuerwerke, Ringelspiele, Kasperltheater, Völkerschauen, Gaststätten, Wienermusik u.v.m. thematisieren wird. Also: Treten 's ein, nur herein ...

Österreich, das Meer und die Sehnsucht nach der Ferne könnte als Titel für die wean hean Abschlussveranstaltung besser nicht passen. Seit dem 14. Jahrhundert hat Triest zum Habsburgerreich gehört. 1918 verlor Österreich das Meer. Aber die Sehnsucht danach ist geblieben. Und ein wenig Wehmut - bei dem Gedanken an die Österreichische Marine, die Seeschlacht von Lissa vor 150 Jahren und die bedeutenden Expeditionen, wie die Weltumsegelung der "Novara" und der Nordpolexpedition. Darüber wird auch gesprochen werden. Vor allem aber wird gemeinsam mit Herbert Zotti gesiugen. Schließlich hat Österreich mit Freddy Quinn den bedeutendsten aller Fernwehsänger hervorgebracht. Am Klavier begleitet Christine Enzenhofer, und Michael Bruckner spielt die unverzichtbare Hawaiigitarre. Man lädt zu einem interessanten und ein bisserl kitschigen Abend in die Summerstage an der Roßauer Lände.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.weanhean.at

 

 

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at