83 % der klassischen Finanzinstitute erwarten
 Geschäftseinbußen durch FinTechs

 

erstellt am
16. 03. 16
11:00 MEZ

Studienteilnehmer aus dem Zahlungsverkehrssektor rechnen damit, in den nächsten fünf Jahren bis zu 28 % ihres Marktanteils an FinTechs zu verlieren
Wien (pwc) - 83 % der klassischen FS-Unternehmen befürchten, einen Teil ihres Geschäfts an unabhängige FinTech-Unternehmen zu verlieren. Bei Banken steigt dieser Wert sogar auf 95 %. Zu diesem Ergebnis kommt die am 15.03. vorgestellte FinTech-Studie Blurred Lines: How FinTech is shaping Financial services von PwC. Insgesamt wurden 544 CEOs, Innovationschefs, CIOs und führende Manager im Bereich digitale und technische Transformation in der FS-Branche in 46 Ländern interviewt. Traditionelle Marktteilnehmer rechnen damit, dass 23 % ihrer Geschäftstätigkeit durch die weitere Entwicklung der FinTech-Unternehmen gefährdet sein könnten. Umgekehrt gehen die FinTechs selbst davon aus, 33 % des Geschäfts der traditionellen Anbieter übernehmen zu können.

Die Umfrage hat ergeben, dass FinTech-Unternehmen für Banken und den Zahlungsverkehrssektor die größte Bedrohung darstellen. Studienteilnehmer aus dem Zahlungsverkehrssektor rechnen damit, in den nächsten fünf Jahren bis zu 28 % ihres Marktanteils an FinTechs zu verlieren, während Banken Einbußen von 24 % erwarten. Im Bereich Asset Management & Vermögensmanagement liegt dieser Wert bei 22 % und im Versicherungsbereich bei 21 %.

Zwei Drittel (67 %) der FS-Unternehmen nannten Druck auf ihre Gewinnmargen als die größte Bedrohung im Zusammenhang mit FinTechs, dicht gefolgt vom Verlust von Marktanteilen mit 59 %. FinTechs üben auch insbesondere dadurch Innovationsdruck auf die Gewinnmargen aus, dass betriebskostenbezogene Treppenfunktionen verbessert werden. So reduziert z. B. der Umstieg auf cloudbasierte Plattformen nicht nur die Vorlaufkosten, sondern auch die laufenden Infrastrukturkosten.

Blockchain wird von FS-Unternehmen nicht genutzt bzw. unterschätzt
Blockchain, eine Technologie zur dezentralen Speicherung von Transaktionsdaten, stellt einen weiteren Meilenstein zur Optimierung von Unternehmensprozessen dar. Die PwC-Studie hat gezeigt, dass dies den Wettbewerb innerhalb der FS-Branche radikal verändern könnte. Die derzeitige Gewinnsituation würde aufgebrochen, und Inhaber neuer, hocheffizienter Blockchain-Plattformen würden einen großen Teil der Gewinne einstreifen. Dies würde nicht nur große Kosteneinsparungen, sondern auch viel mehr Transparenz bedeuten. Für die Studienteilnehmer hat dies jedoch keine Priorität. Die Mehrheit der Befragten (56 %) ist sich zwar der Bedeutung dieser Technologien bewusst, 57 % werden jedoch wahrscheinlich nicht auf diesen Trend reagieren.

„Weltweit führende Unternehmen reagieren auf technologische Umbrüche, indem sie sich diese zu Eigen machen und in ihre alltägliche Geschäftstätigkeit integrieren“, ist Dieter Harreither, Partner und Leiter Technology Consulting bei PwC Österreich, überzeugt. „Blockchain und radikal neue Kontotechnologien bedeuten für FS-Unternehmen eine einmalige Chance ihre Unternehmensprozesse zu transformieren. Mangelndes Verständnis der Blockchain-Technologie und der sich daraus möglicherweise ergebenden technologischen Umbrüche stellt ein wesentliches Risiko für bestehende Geschäftsmodelle dar. Unternehmen, die sich damit nicht auseinandersetzen, werden die Chancen und Bedrohungen durch Blockchain unterschätzen.“ Das Global Blockchain Team von PwC hat 700 Unternehmen identifiziert, die in dieses Marktsegment eintreten, von denen 150 als besonders beachtenswert und 25 als potenzielle zukünftige Marktführer eingestuft werden.

Herausforderungen für FinTechs und klassische FS-Unternehmen
Die PwC-Studie hat ergeben, dass die Zusammenarbeit mit FinTech-Unternehmen am häufigsten in Form von Kooperationen erfolgt (32 %), was laut PwC darauf hindeutet, dass die FS-Unternehmen noch nicht bereit sind, selbst voll in den FinTech-Bereich zu investieren. Die Herausforderungen bei der Zusammenarbeit mit FinTechs nach Ansicht der herkömmlichen FS-Unternehmen: IT-Sicherheit (53 %), regulatorische Unsicherheit (49 %) und Unterschiede im Geschäftsmodell (40 %). Auf Seiten der FinTechs liegen die Schwierigkeiten im Umgang mit traditionellen FS-Unternehmen vor allem bei Unterschieden im Management und in der Kultur (54 %), betrieblichen Prozessen (47 %) und regulatorischer Unsicherheit (43 %).

Dieter Harreither: „FinTech-Unternehmen verändern die FS-Branche von außen. Unsere Schätzungen für globale Investitionen im Bereich FinTech in den nächsten 3 bis 5 Jahren liegen weit über 135 Mrd. Euro. Finanzinstitute und Technologieunternehmen setzen alles daran, hier mitzumischen. Die Grenzen zwischen klassischen Finanzunternehmen, Technologie- und Telekommunikationsfirmen verschwimmen zusehends, wodurch auch viele innovative Lösungen entstehen. Es gibt derzeit keine klar erkennbare Linie, wie man am besten durch diese neue FinTech-Welt navigiert“. „FinTech bedeutet einen Paradigmenwechsel, indem die herkömmlichen Vermittlerrollen obsolet gemacht werden. FS-Unternehmen agierten bisher als Vermittler im Finanzsystem und erbrachten für ihre Kunden wertvolle Dienstleistungen. Nun jedoch wird ihre Rolle von neuen technologiebasierten Geschäftsmodellen übernommen.“

„Wenn man bedenkt, wie schnell sich die neuen Technologien entwickeln, können es sich traditionelle FS-Unternehmen nicht leisten, FinTech zu ignorieren. Dennoch hat unsere Studie ergeben, dass immerhin 25 % der Unternehmen sich in keiner Weise mit FinTech auseinandersetzen. Angesichts des immer schneller voranschreitenden technologischen Wandels kann sich aber kein FS-Unternehmen auf seinen Lorbeeren ausruhen“, so Dieter Harreither abschließend.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.pwc.at

 

 

 

 

 

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