Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Februar in den negativen Bereich – Verbesserte Konsumentenstimmung
kann den stärksten Einbruch der Industrieerwartungen seit der Krise 2008 nicht kompensieren
Wien (bank austria) - Die Risiken für die Erholung der österreichischen Wirtschaft haben sich
in den vergangenen Wochen erhöht. Globale Unsicherheiten belasten die Konjunkturstimmung in Österreich,
die rund um den Jahreswechsel noch leicht nach oben gezeigt hatte. „Die Sorgen um die internationale Konjunktur
trüben mittlerweile die Stimmung in der heimischen Wirtschaft. Die anhaltenden Verunsicherungen und geopolitischen
Probleme machen es zunehmend wahrscheinlich, dass negative Effekte auch in der Realwirtschaft ankommen. Der Bank
Austria Konjunkturindikator hat im Februar mit einem Rückgang auf minus 0,1 Punkte bereits reagiert und deutet
damit darauf hin, dass sich die sehr moderate Konjunkturerholung in Österreich in den kommenden Monaten verlangsamen
könnte“, so Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Die stabilere Lage am Arbeitsmarkt und die Steuerreform dürften dazu beigetragen haben, dass sich die Konsumentenstimmung
im Februar leicht verbessert hat. Dies konnte jedoch den stärksten Einbruch des Industrievertrauens seit Herbst
2008, dem Beginn der Finanzkrise, nicht kompensieren. „Das Absinken des Bank Austria Konjunkturindikators im Februar
in den Minusbereich ist ausschließlich der Verschlechterung der Stimmung in der österreichischen Industrie
geschuldet“, analysiert Bruckbauer. Das internationale Umfeld belastet. So hat sich der mit dem österreichischen
Handelsanteil gewichtete Wert des europäischen Industrievertrauens etwas eingetrübt, jedoch ist dieser
weiterhin überdurchschnittlich gut und verspricht weitgehend anhaltende Wachstumsunterstützung für
die heimische Industrie. Vielmehr hat jedoch die Einschätzung der heimischen Produzenten den Bank Austria
Konjunkturindikator nach unten gedrückt. Die Industriestimmung in Österreich hat sich im Februar stärker
als in allen anderen EU-Ländern verschlechtert. Ein Blick auf die Details lässt jedoch hoffen, dass die
Verschlechterung der Industriestimmung in Österreich nicht unbedingt auf die Konjunktur durchschlagen muss.
Der dramatische Stimmungseinbruch spiegelt sich ausschließlich in den Erwartungen wider, während die
aktuelle Produktions- und Auftragslage trotz leichter Einbußen weiterhin als gut beschrieben wird.
Die zögerliche Aufwärtstendenz der Konjunktur hält vorerst an, auch wenn die Stimmung in Österreich
durch globale Wachstumssorgen belastet ist,. „Die österreichische Wirtschaft ist nach unserer Einschätzung
in den ersten Monaten des laufenden Jahres geringfügig besser in Schwung als im Schlussquartal 2015. Die Fortsetzung
des guten Jahresbeginns ist jedoch zunehmend fraglich“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Das Risiko
hat sich erhöht, dass die Verunsicherungen und die fragile Entwicklung in den Schwellenländer auf die
Wirtschaftsentwicklung in den Industrieländern durchschlagen, da die Nachfrage aus dem Ausland hinter den
bisherigen Erwartungen zurückbleiben könnte. Die Ökonomen der Bank Austria gehen jedoch davon aus,
dass etwaige realwirtschaftliche Folgen der Verunsicherungen für die österreichische Wirtschaft durch
die zusätzlichen Impulse für den Konsum aufgrund der Steuerreform ausgeglichen werden können. Das
Wirtschaftswachstum für das Gesamtjahr 2016 wird daher unverändert mit 1,5 Prozent prognostiziert und
ist damit etwas stärker als im Vorjahr.
Beruhigung am Arbeitsmarkt nur temporär
Die leichte Aufwärtstendenz der Konjunktur in Österreich hat in den ersten Monaten des laufenden Jahres
zu einer Beruhigung der Lage am Arbeitsmarkt beigetragen. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote verharrt seit
dem Herbst bei knapp über 9 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass die derzeitige Stabilisierung am Arbeitsmarkt
nur temporär ist. Neben der leichten Wachstumsverbesserung ist nämlich hauptsächlich das milde Wetter
für die unterbrochene Verschlechterung der Arbeitsmarktdaten verantwortlich. Da der Zuwachs des Arbeitskräfteangebots
im laufenden Jahr anhalten wird, rechnen wir unverändert mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote auf bis zu
9,5 Prozent im Jahresdurchschnitt 2016“, so Pudschedl.
EZB schürt Hoffnungen
Die Europäische Zentralbank hat angesichts der niedrigen Inflationsaussichten und der schwachen Kreditnachfrage
weitere unkonventionelle geldpolitische Lockerungsmaßnahmen angekündigt. „Nach meiner Einschätzung
hat die EZB jüngst ein überraschend aggressives Gesamtpaket geschnürt und dabei den Fokus auf das
ausgerichtet, was wirklich zählt: Günstige Finanzierungen für die reale Wirtschaft verfügbar
zu machen“, meint Bruckbauer. Die Erweiterung auf den Ankauf von Unternehmensanleihen und vor allem die zusätzlichen
Liquiditätsmaßnahmen für Banken sind vielversprechende Instrumente, die den Unternehmen, vor allem
auch Klein- und Mittelbetrieben, in einem belasteten regulatorischen Umfeld für die Banken zu günstigen
Finanzierungsbedingungen verhelfen können. Die abermalige Senkung des Einlagenzinssatzes könnte sich
jedoch als kontraproduktiv erweisen. Keine wesentlichen Impulse durch die geldpolitische Lockerung sind nach Ansicht
der Ökonomen der Bank Austria hingegen über den Wechselkurskanal zu erwarten. Für die kommenden
Monate ist zwar eine volatile Entwicklung des Euros abzusehen, aber tendenziell wird sich die Korrektur der derzeitigen
Unterbewertung des Euros gegenüber dem US-Dollar durchsetzen. Für Ende des laufenden Jahres ist von einem
stärkeren Euro als Ende 2015 auszugehen.
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