Neueste LKW-Zahlen: keine guten Nachrichten für Tirol
Innsbruck (lk) - Bei der Luftgüte ist die Trendwende mit dem Luft-100er bereits in die Wege geleitet
und die Stickstoff-Jahresmittelwerte aus dem Jahr 2015 sind besser, als jene aus dem Jahr 2014. Als nächstes
hat sich die Tiroler Landesregierung die Trendwende beim Transit-Verkehr vorgenommen – konkret: weniger LKW auf
den Tiroler Straßen. „Wir versuchen als Land, unseren politischen Spielraum zur Transit-Reduktion bestmöglich
zu nutzen. Dieser Spielraum ist aber aber zwischen der europäischen Frächterlobby und der Mautpolitik
der österreichischen Bundesregierung leider sehr beschränkt“, sagte die Tiroler Umweltlandesrätin
Ingrid Felipe am 25.03.
Die Tiroler Landesregierung setze zur Reduktion der Luft- und Lärmbelastung neben dem Luft-100er auf über
120 Kilometern des Tiroler Autobahnnetzes auf das sektorale LKW-Fahrverbot, das nach einigen Nachbesserungen vor
zwei Wochen verordnet wurde, ab 1. Oktober gelten soll. 2018 soll das sektorale LKW-Fahrverbot mit dem Verbot des
Transports bestimmter Güter auf allen LKW, auch auf Fahrzeugen der schadstoffärmsten LKW-Schadstoffklassen,
seine volle Wirkung entfalten und mit 200.000 Fahrten pro Jahr 10 Prozent Transitreduktion bringen. Parallel läuft
ein ambitionierter Zeitplan, der ältere LKW-Modelle sukzessive generell verbietet. „Die Trendwende bei der
Luftgüte und beim Transit hat absolute Priorität“, sagt Ingrid Felipe, die neben den genannten Maßnahmen
auch auf eine Umrüstungsförderung für LKW und für private Haushalte verweist, die ebenfalls
Bausteine für bessere Luft in Tirol sind.
Warum der Brenner der für LKW attraktivste Alpenpass ist, zeigt der kürzlich erschienene Jahresbericht
2015 der Initiative iMonitraf, in der sich die französischen, italienischen, Schweizer und österreichischen
Alpenregionen zusammengeschlossen haben, um die europäische Verlagerungspolitik aus Sicht der betroffenen
Regionen voranzutreiben. Die ExpertInnen stellen fest, dass der Schienenanteil am Brenner nach dem Wegfall des
sektoralen LKW-Fahrverbots durch ein EuGH-Urteil von fast 35 Prozent im Jahr 2010 wieder auf unter 30 Prozent gesunken
ist, während am Gotthardpass in der Schweiz beinahe zwei Drittel der Transporte auf der Schiene stattfinden.
Der Brenner hat die höchsten Werte, was die Luftschadstoffe betrifft und er ist mit Abstand am billigsten
– und das in mehrfacher Hinsicht.
Die Maut am Brenner kostet für 314 Kilometer nur 138 Euro für alte LKW der Euro-Klasse 2 und 126 Euro
für neue LKW der Euro-Klasse 5. Am Gotthard zahlen alte LKW für 176 Kilometer 181 Euro, also 31 Prozent
mehr, als am Brenner, und neuere LKW 133 Euro, also 5 Prozent mehr. Am Fréjus-Pass für 154 Kilometer
zahlen alte LKW mit 360 Euro das Zweieinhalbfache vom Brenner und neue LKW mit 343 Euro beinahe das Dreifache.
Nicht nur die LKW-Mauten, auch der Dieselpreis ist auf der Brennerroute ein Nachteil für die Tiroler Alpentäler.
Denn in Österreich ist der Dieselpreis in den letzten Jahren stagniert, während er in der Schweiz und
in Italien deutlich zugelegt hat. 2011 war Diesel in der Alpenrepublik noch um höchstens 10 Cent pro Liter
billiger, als in beiden Nachbarländern. Im Jahr 2014 hat sich der Abstand beim Dieselpreis zur Schweiz mehr
als verdoppelt und zu Italien verdreifacht. 2014 kostete Diesel in Österreich durchschnittlich 1,32 Euro pro
Liter, in der Schweiz 1,52 Euro und in Italien 1,62 Euro.
Die nächste Gelegenheit, den Spielraum für Transitreduktion auszuweiten und Unterstützung von der
österreichischen Bundesregierung zu bekommen, sieht Ingrid Felipe in der nächsten Konferenz der VerkehrsreferentInnen
aller Bundesländer Ende April in St. Pölten, wo neben der flächendeckenden LKW-Maut auch eine
Studie mit Alternativen zur Autobahn-Vignette vorgestellt wird, in der u.a. eine Abschaffung des Dieselprivilegs
diskutiert wird. Denn die steuerliche Begünstigung von Diesel gegenüber Benzin um 8,5 Cent pro Liter
hat nicht nur am PKW-Markt drastische Folgen für die Luftgüte und für die Umwelt, „sondern ist auch
ein Magnet für LKW am Brenner“, wie die Tiroler Umweltlandesrätin abschließend betont.
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