malerei im freien raum – Sonderausstellung im Schloss Esterházy von 19. März -
31. Oktober 2016
Eisenstadt (esterhazy) - Der Esterhazy Kunstpreis, sponsored by UNIQA, gehört seit 2009 zu den wichtigsten
unabhängigen Kunstpreisen Ungarns. Begleitet von einer renommierten Ausstellung wird er im Zwei-Jahresrhythmus
in Budapest vergeben. Ziel des Preises ist die Förderung der zeitgenössischen Kunst und des internationalen
Dialogs. Die Sonderausstellung "malerei im freien raum" präsentiert ausgesuchte Werke der ungarischen
Preisträger erstmals auch in Österreich. Einem wichtigen internationalen Kunsttrend folgend fokussiert
die Werkauswahl auf Malerei, die, obwohl als Medium an die Fläche gebunden, eigentümliche Zwischenräume
eröffnet. In Zeiten europaweiter Grenzbefestigungen und -erneuerungen erscheint dieses künstlerische
Interesse wie eine paradoxe Raum-Vision.
Das Thema des freien Zwischenraums umspielt in der Ausstellung bereits das Sujet der großen Rückwand.
Die Wandbespannung zeigt in der Mitte einen imaginären leeren Raum, rechts und links davon Ausschnitte einer
fotografischen Ansicht des Künstlerateliers von Zsolt Tibor. Auch die mehrteilige Installation rechts neben
der Wandbespannung stammt von Tibor und variiert das Thema der Bildtiefe weiter. Zsolt Tibor wurde 1973 in Budapest
geboren, lebt und arbeitet in Wien. Die Zeichnungen und Malereien von Zsolt Tibor sind voller Referenzen an Dinge,
Personen und Orte, die ihn umgeben. Die Zeichnung bildet die Basis seines ikonographisch vernetzten Kaleidoskops.
(Preisträger 2015)
Die sich auftürmende Skulptur aus Grünpflanzen und gebrauchten Möbel in der Mitte des Raums ist
ein Werk von Tamás Kaszás. Kaszás wurde 1976 in Dunaújváros geboren, lebt in
Szigetmonostor neben Budapest. Die Arbeiten von Tamás Kaszás setzen sich mit dem Modernismus des
Russischen Konstruktivismus, des Bauhaus oder von De Stijl auseinander. Diese starkfarbigen Architektur-Bewegungen
verfolgten das Ziel, die Gesellschaft mit Hilfe eines ästhetischen Wandels zu verändern. In seiner Skulptur
"Der Geheimbund der Pflanzen" hat Kaszás diese utopische Hoffnung auf eine Versammlung von Topfpflanzen
übertragen. (Preisträger 2015)
Die Kombinationen aus abstrakter Malerei und filigraner farbiger Keramik, die auf historischen Tischen platziert
sind, stammen von Mira Dalma Makai. Dalma Makai wurde 1990 geboren, lebt und arbeitet in Budapest. Die bunt glasierten
Keramiken von Dalma Makai funkeln zwischen prachtvollen Korallen unter Wasser und Kristallen im tiefen Berg. Ihre
Realistik bleibt in der Schwebe. Dass es sich bei den Objekten zugleich um Malerei im dreidimensionalen Raum handelt,
signalisieren die Leinwandbilder hinter ihnen. Sie sind von ähnlicher Farbenpracht und bewegter Struktur.
Zusammengenommen eröffnen sich unfassbar lebendig gemalte intime Räume. (Preisträger 2015)
Von Daniel Horváth werden in der Ausstellung gemalte leere Reisekoffer gezeigt und Bilder von Händen,
die leere Leinwände halten. "Kunstwerke, die mit Leere arbeiten, appellieren nicht an den Intellekt des
Menschen, da sie mit Verstand und Bildung nicht erfasst werden können. Sie sind wie Zen: Schwellen jenseits
des Intellekts. Der Bewusstseinzustand des Majestätischen ist nichts anderes als Leere beim Denken",
kommentiert seine Werke Horváth, der 1980 geboren wurde und in Budapest lebt und arbeitet. (Preisträger
2009)
Von L?rinc Borsós ist eine Serie von Flaggenbildern zu sehen, die nationale Ein- und Ausschlüsse buchstablich
inkorporieren. Die Werke sind gleichzeitig abstrakt und Teil eines Legospiels mit nationalen Symbolen. Es sind
Toleranzformeln und Zeichen des symbolischen Kompensierens der Gemeinschaften und der Individuen, die die Manöver
der regierenden politischen Systeme erleiden müssen, zur Darstellung von Identitätsformen jenseits der
nationalen Zugehörigkeiten. (Preisträger 2009)
Ábel Szabó wurde 1974 in Cluj-Napoca geboren, lebt und arbeitet in Budapest. Szabó beschäftigt
sich seit langem mit dem Thema Graffiti und wie durch diese bunten Beschriftungen alte Häuser in Schwingung
versetzt werden. "Meine Kunst ist ein essentieller Realismus: Ich betrachte gerne die Welt und analysiere
sie. Für mich ist die Frage wichtig, wie man in der Malerei visuell die Differenz zwischen der sensitiven
und bewussten Wirklichkeit darstellen kann", erklärte Szabó seine Malerei bei der Übernahme
des Esterhazy Kunstpreises 2011.
Die Bilder von András Király wiederum umkreisen kleine Gesten, die ins Surreale kippen. Király
wurde 1972 in Mez?túr geboren, lebt und arbeitet in Budapest. Während er malt, lässt er sich
durch seine Gefühle steuern.Er schaut herum, analysiert, sucht ein Bild und komponiert. (Preisträger
2011)
Werke der Preisträger von 2013 - Patrícia Kaliczka, Olívia Kovács und József Csató
- und Marcell Esterházy, der wiederum als einer der interessantesten ungarischen Konzeptkünstler der
jüngeren Generation gilt, finden sich gegenüber von Schloss Esterházy in der Selektion Vinothek
Burgenland. Unter dem Titel "horse / home stories" wurden sie eigens für die ehemaligen Hofstallungen
geschaffen. Einige der einstigen Bewohnern sind als Bilder in ihr früheres Zuhause zurückgekehrt und
erzählen ihre jeweiligen Geschichten aus ungewohnter Perspektive. Die Bilder arbeiten alle mit der Einmaligkeit
des Ortes, mit seiner Historie, d.h. mit Pferden und Bediensteten sowie mit deren Geistern.
Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Esterhazy Kunstpreis wird von der aus unabhängigen Juroren bestehenden
Jury - Sandro Droschl, Áron Fenyvesi, Judit Niklai, Gábor Rieder, Vitus Weh, Manfred Wiplinger, GD
Dr. Stefan Ottrubay von der Esterhazy Privatstiftung und GD Othmar Michl von der UNIQA in einem zweitstufigen Auswahlverfahren
vergeben.
Kurator: Vitus Weh
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