Schellhorn: Sonderausstellung im Freilichtmuseum leistet wichtigen Beitrag zum Jubiläumsjahr
"Salzburg 2016"
Salzburg (lk) - Das Jubiläumsjahr "Salzburg 2016" findet auch im Salzburger Freilichtmuseum
in Großgmain seinen Niederschlag. Die Sonderausstellung "Hunger, Not und Gottvertrauen!" zeigt
das Leben einer Bergbauernfamilie um 1816 anhand des Beispiels der Familie Grimming. "Mit der Sonderausstellung
leistet das Freilichtmuseum einen wichtigen Beitrag zu den Feierlichkeiten zu 200 Jahren Salzburgs bei Österreich",
betonte Kulturlandesrat Heinrich Schellhorn am 21.03.
"Fernab vom wirklichen Landleben gibt es heute ein idyllisches Bild, das mit der Realität nicht viel
zu tun hat. Es ist ein Bild, das von den Medien und vom Tourismus gezeichnet wird. Während Leben auf dem Land
noch vor wenigen Jahrzehnten mit Rückwärtsgewandtheit verbunden war, ist es heute eine Ausprägung
des modernen Lebensstils. Die Schattenseiten des Landlebens aber werden ausgespart", so Schellhorn. "Das
Freilichtmuseum führt mit dieser Sonderausstellung den Besucherinnen und Besuchern die damalige Realität
eindrucksvoll vor Augen."
Sorge um ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln
Die Familie Grimming bewohnte und bewirtschaftete den Lärchenhof aus St. Martin im Tennengebirge von 1771
bis 1843. Die Jahre der Grimmings auf dem Hof waren geprägt von der Sorge um eine ausreichende Versorgung
mit Lebensmitteln, der Willkür der Obrigkeit und dem Umgang mit Krankheiten und Tod.
Wie lebte man um 1816 als Mitglied der Unterschicht, der auf dem Land rund 60 Prozent der Bevölkerung als
bäuerliche Selbstversorger angehörten? Was wurde angebaut, was stand auf dem Speiseplan? Welche Krankheiten
suchten die Familie heim? Wie viel Abgaben musste sie jährlich dem Grundherrn leisten? Das sind einige der
Fragen, denen in dieser Ausstellung nachgegangen wird.
Harte Zeiten abseits idealisierter Bilder vom Landleben
Die Ausstellung sensibilisiert für diese Zeit mit dem täglichen Kampf der Menschen ums Überleben.
Dem gegenüber steht das heutige durch Hochglanzmagazine verbreitete und idealisierte Bild vom Landleben. Doch
1816 war vieles ganz anders: Der einzige beheizbare Raum im Haus war zur Zeit der Grimmings die Stube, gekocht
hat man nur auf der offenen Feuerstelle. Braten oder Kuchen standen noch nicht auf dem Speiseplan, weil es kein
Backrohr gab. Der Holzofen war noch nicht erfunden. Es gab keine sanitären Räume, die Familie wusch sich
am kalten Brunnen vor dem Haus. Im Haus gab es kein Fließwasser. Als Abort benutzte man den Stall oder ging
ins Freie. Abwässer versickerten im Erdreich und damit im Grundwasser. Es gab weder Petroleumlampen noch Kerzen
am Lärchenhof. Ein wenig Licht spendeten Talglampen oder Kienspäne.
Kleidung stellten die Grimmings aus Schafwolle oder aus Flachs und Leinen selber her. Sie waren Selbstversorger
und lebten autark. Über den Sommer musste der Vorrat für Mensch und Tier angelegt werden. Sämtliche
Arbeiten wurden mit menschlicher oder tierischer Muskelkraft erledigt. Es gab keine Maschinen.
Ohne Sozialversicherung und auch weitgehend ohne medizinische Versorgung blieben die Menschen und so auch die Familie
Grimming auf sich gestellt. Die Sterblichkeitsraten waren entsprechend hoch. Durch die eingeschränkte Mobilität
in den bergbäuerlichen Regionen bot nur die Dorfgemeinschaft Schutz und Hilfe, andererseits unterlag man aber
auch der sozialen Kontrolle des Dorfes.
Kompromisslose Abgaben an die Obrigkeit
1816 gab es in Salzburg noch keine freien Bauern. Mit wenigen Ausnahmen war das Land im Eigentum verschiedener
Grundherren, die es an ihre Untertanen verliehen. Als Gegenleistung erhielt die Herrschaft Naturalien, Geld oder
forderte Robotarbeiten, also als Eigenleistung eingebrachte Arbeit für den Grundherren, von den Bauern ein.
Die Grimmings besaßen das Erbrecht, das heißt, dass der Hof mit allen Verpflichtungen an die Kinder
weitervererbt werden durfte.
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