Kunsthistorisches Museum zeigt nach 2-jähriger Restaurierung Lucas Cranachs Meisterwerk
– Präsentation ab 1. April im Rahmen von Ansichtssache #15
Tokio/Osaka/Wien (khm) - Für diese Ansichtssache wurde mit der „Judith mit dem Haupt des Holofernes“
von Lucas Cranach d. Ä. (um 1472 Kronach - 1553 Weimar) ein prominentes Tafelbild aus der Sammlung deutscher
Renaissance-Malerei gewählt, das wegen einer notwendigen Restaurierung über zwei Jahre lang nicht zu
sehen war und nun wieder präsentiert werden kann.
Im Zuge eines noch laufenden Forschungsprojektes im Kunsthistorischen Museum zu den deutschen Gemälden bis
ca. 1540 wurden technologische Untersuchungen an dem Gemälde vorgenommen, die Einblick in den Entstehungsprozess
gewähren. Als Ergebnis davon können BesucherInnen der Ansichtssache neue Erkenntnisse zu Cranachs Werkstattpraxis
vermittelt werden, in der Themen wie das der biblischen Geschichte Judiths besonders häufig variiert wurden.
Eine weitere Besonderheit ist der Blick auf die Geschichte des Werkes, das um 1525/30 entstanden ist: Nach Vorbild
von Cranachs „Judith“ malte ein um 1600 am Hof Kaiser Rudolfs II. tätiger Künstler, wohl Joseph Heintz
d. Ä. (1564 Basel – 1609 Prag), das Gemälde „Salome mit dem Haupt Johannis des Täufers“. Die gemeinsame
Präsentation beider Werke in dieser Ansichtssache betont die inhaltliche Ambivalenz der so ähnlich komponierten
Bildschöpfungen:
Cranach präsentiert Judith als tugendhafte Heldin des Alten Testaments, die Holofernes, den mächtigen
Feind ihres Volkes und ihres Glaubens, besiegte. Salome hingegen war verantwortlich für die Enthauptung Johannis
des Täufers. Sobald Cranachs Judith gemeinsam mit Salome zu sehen war, wurde die bisherige Heldin des rechten
Glaubens zum „listigen Weib“.
Eine Dokumentation der Restaurierung erläutert zudem, welche konservatorischen Probleme behoben werden
konnten und welche ästhetischen Veränderungen die Maßnahmen mit sich brachten.
KHM konzipiert erste große Cranach-Ausstellung außerhalb Europas
Dank der Restaurierung ist das Bild leihfähig und wird zur ersten großen Cranach Ausstellung außerhalb
Europas nach Japan reisen. Die vom Kunsthistorischen Museum in Kooperation mit Tokyo Broadcasting System konzipierte
Schau stellt den deutschen Maler, der in den letzten Jahren verstärkt auch international Beachtung gefunden
hat, im Herbst 2016 erstmals dem japanischen Publikum vor. Mehr als fünfzig Gemälde und Druckgraphiken
Cranachs, die um Arbeiten einzelner Zeitgenossen wie z. B. Dürer ergänzt werden, führen dabei die
erstaunliche Bandbreite seines Schaffens und zugleich dessen Einzigartigkeit vor Augen. Die Ausstellung greift
nicht nur auf die reichen Bestände des Kunsthistorischen Museums zurück, das Hauptwerke Cranachs sein
eigen nennt, sondern auch auf zahlreiche Leihgaben europäischer, amerikanischer und japanischer Sammlungen.
Darüber hinaus versammelt ein Exkurs noch ausgewählte Werke von Künstlern der Klassischen Moderne
und der Gegenwart, die sich mit dem altdeutschen Vorbild auseinandergesetzt haben.
Die Stationen:
Tokyo, National Museum of Western Art
15. Oktober 2016 bis 15. Jänner 2017
Osaka, National Museum of Art
28. Jänner 2017 bis 16. April 2017
|