Diözese Eisenstadt als Drehkreuz des europäischen Dialogs
Zagreb/Eisenstadt (martinus) - Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics, ranghöchster Minderheitenvertreter
der Republik Österreich, und Kroatiens Außenminister Miro Kovac bekräftigen die enge Freundschaft
zwischen dem Burgenland und Kroatien, die herausragende Bedeutung von Minderheitenrechten als gesellschaftspolitischer
Gradmesser und die Unerlässlichkeit des Dialogs für ein prosperierendes Miteinander.
Die Diözese Eisenstadt liegt nicht nur geographisch in der Herzmitte Europas, sie positioniert sich dank
engagierter Initiativen von Bischof Ägidius J. Zsifkovics, europäische Netzwerke und Brücken der
Begegnung aufzubauen und zu festigen, als Drehkreuz des europäischen Dialogs: So konnte der Diözesanbischof,
der protokollarisch der ranghöchste Minderheitenvertreter der Republik Österreich ist, am Nachmittag
des31.03. eine hochrangige Delegation der Republik Kroatien mit Außenminister Miro Kovac an der Spitze in
Eisenstadt begrüßen. Kovac würdigte ausdrücklich die von der Diözese Eisenstadt gelebte
Förderung gesellschaftlicher Pluralität sowie deren Selbst- und Mitbestimmungsräume für Minderheiten
wie der Burgenlandkroaten als "vorbildhaft für ganz Europa".
Außenminister würdigt burgenlandkroatischen "Fingerabdruck"
"Für die Identität der Burgenlandkroaten ist sowohl die lebendige Verbindung zum Herkunftsland
als auch die Möglichkeit, den eigenen kulturellen, sprachlichen und lebensweltlichen Fingerabdruck entfalten
und in der Teilhabe an der Gesamtgesellschaft zum Ausdruck bringen zu können, ganz entscheidend. Die für
alle Minderheiten offene Hand der Diözese Eisenstadt hat auch einen starken burgenlandkroatischen Fingerabdruck.
In Bischof Zsifkovics und seinem Bemühen um ein geschwisterliches Miteinander der Kulturen bei gleichzeitiger
Würdigung der Unverwechselbarkeit eines jeden Kulturkreises haben wir nicht nur einen starken Partner, sondern
vor allem einen guten Freund", würdigte Außenminister Kovac den Weg der Diözese Eisenstadt.
Ausdrücklich dankte der Außenminister im Namen der Republik Kroatien Bischof Zsifkovics "für
alles, was Sie und die Kirche für die kroatische Volksgruppe getan haben und weiterhin tun."
Bischof: Kirche und Glaube als Garant des Erhalts, der Entwicklung und des Fortbestands der Volksgruppe
Für Bischof Zsifkovics, der selbst Burgenlandkroate in der 18. Generation ist und den kroatischen Außenminister
mit besonderen Zahlen, Daten und Fakten der kroatischen Volksgruppe im Burgenland vertraut machte, sind Minderheitenfragen
alles andere als bloße Randfragen: "Die Frage des Umgangs mit Minderheiten ist ein wesentlicher Gradmesser
für jede offene, demokratische und pluralistische Gesellschaft. Die Fähigkeit und Bereitschaft, die Vielfalt
unserer Gesellschaft, wie sie gerade durch unterschiedliche Minderheiten in ihren kulturellen, sprachlichen oder
auch religiös-spirituellen Spezifika manifest werden, nicht bloß zu dulden, sondern als Bereicherung
und Chance, als Horizonterweiterung und Perspektivenöffnung zu verstehen, halte ich für eine der zentralen
Zukunftsfragen", betonte der Bischof im Vier-Augen-Gespräch mit dem kroatischen Außenminister.
"Eines muss uns aber auch klar sein", so der Bischof: "Ohne die Rolle des Glaubens und ohne die
Kirche gäbe es heute kein gelebtes Burgenlandkroatentum in der mittlerweile bereits 19. Generation. Kirche
und Glaube sind der Kitt, der die Volksgruppe 500 Jahre lang fern der ursprünglichen Heimat zusammengehalten
hat. Und eine Diözese, deren Bischöfe immer das Wohl der Volksgruppe im Auge hatten. Das schaffen weder
Regierungen noch politische Programme noch private Vereine."
Dialogisches Drehkreuz wird auf Dauer eingerichtet
Bischof und Minister bekräftigten die Fortführung einer starken Zusammenarbeit zwischen dem pannonischen
und dem kroatischen Raum, eine Fortführung der aktiven Förderung der kroatischen Kultur sowie eine Fortführung
der dialogischen Brücke zwischen Zagreb und Eisenstadt im Zentrum der europäischen Integration. "Das
Burgenland ist auch hier eine Brücke, für die Burgenlandkroaten untereinander, aber auch grenzüberschreitend
in Richtung Ungarn und Slowakei unter dem gemeinsamen Dach der EU – daher müssen wir unsere Kontakte intensivieren!",
so Bischof Zsifkovics. Eine wichtige Rolle als Mit-Kommunikator und Multiplikator dieses Drehkreuzes des Dialogs
wird dabei auch der in der Diözese Eisenstadt für die kroatische Volksgruppe zuständige Bischofsvikar
und Leiter der Kroatischen Sektion, P. Stefan Vukits, spielen. Bereits in der Vergangenheit spielte die Kroatische
Sektion der Diözese Eisenstadt eine tragende Rolle bei der grenzüberschreitenden Unterstützung der
kroatischen Volksgruppe, etwa durch infrastrukturelle Hilfestellung oder durch Serviceangebote im Bereich der Kirchenzeitungen,
liturgischer Schriften oder bei der regelmäßigen gemeinsamen Kroatenwallfahrt. Systematisch aufgebaut
wurde hier ein Verantwortungsbereich, den Ägidius Zsifkovics viele Jahre lang selbst mit Leben erfüllt
hat und dem er sich freilich als Diözesanbischof im besonderen Maße verpflichtet fühlt, wie er
bereits im Rahmen seiner – naturgemäß vielsprachigen, die kulturellen Vielfalt des Burgenlandes spiegelnden
– Bischofsweihe im Jahr 2010 und immer wieder danach bekräftigte. Der heute dritte Bischof der Diözese
Eisenstadt war übrigens nicht nur jahrelanger Leiter des Referats für pastorale Belange der kroatischen
Volksteils im Burgenland, sondern auch Chefredakteur der kroatischen Kirchenzeitung "Glasnik" und Mitglied
des kroatischen Volksgruppenbeirats.
Zsifkovics: "Neue Dimension der Verständigung"
Bischof Zsifkovics, protokollarisch höchstrangiger Minderheitenvertreter der Republik Österreich:
"Ich fühle mich für alle Menschen der kroatischen Volksgruppe zuständig, auch für jene
außerhalb des burgenländischen Raums. Schon lange wünsche ich mir einen ständigen, gleichsam
institutionell verankerten verantwortungsvollen Dialog verlässlicher und starker Partner im Zeichen des Kroatentums.
Mit der nun erfolgten Schaffung einer direkten bilateralen Gesprächs- und Handlungsebene zwischen mir und
den Verantwortlichen im kroatischen Außenministerium, im Kultus- und Kulturministerium, sind die Weichen
für starke Synergien gestellt. Ich bin glücklich über diese neue Dimension der Verständigung!"
Bischof und Minister gaben mit ihrem Arbeitstreffen definitiv den Startschuss für eine vertiefte Zusammenarbeit
auf bischöflich-ministerieller Ebene, die auch konkrete Hilfestellungen für die kroatische Volksgruppe
in Österreich umfassen soll. So gab Bischof Zsifkovics Außenminister Kovac gleich die dringende Bitte
mit auf den Weg, in der kroatischen Öffentlichkeit und in den Medien für eine stärkere Bewusstmachung
der kroatischen Volksgruppe im pannonischen Raum einzutreten. Die in enger Zusammenarbeit mit Bischof Zsifkovics
bisher stattgefundenen Übertragungen burgenlandkroatischer Gottesdienstfeiern durch das kroatische Nationalfernsehen
sind als erster Ansatz zu solch einer dringenden Bewusstseinsbildung zu sehen. Ein erstes Highlight dazu: Geschätzte
7 bis 10 Millionen SeherInnen und HörerInnen waren das Publikum einer kroatien- und weltweiten TV- und Radioübertragung,
mit der der kroatische Nationalsender HRT im Mai 2015 die Firmung von 42 Jugendlichen aus dem kroatischen Dekanat
Großwarasdorf durch Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics begleitete.
Weitere Themen in breiter Runde erörtert
Neben der Schaffung dieses dialogischen Drehkreuzes zwischen Eisenstadt und Zagreb und der Erörterung allgemeiner
Minderheitenrechte und des Minderheitenschutzes stand freilich auch die Flüchtlingskrise, das Flüchtlingshilfsprogramm
der Diözese Eisenstadt und das Friedens- und Integrationsprojekt Europa mit seinen gegenwärtigen Herausforderungen
auf der Tagesordnung des Treffens. Themen, die im Anschluss an das Vier-Augen-Gespräch auch im breiteren Rahmen
der Delegationen der Republik Kroatien und der Diözese Eisenstadt besprochen wurden: Assistenzministerin Maja
Bakran Marcich, Kabinettschef Zdeslav Perkovic, die kroatische Botschafterin in Österreich Dr. Vesna Cvjetkovic,
Pressesprecherin Alenka Zelic, Abteilungsleiter Antun Buklijaš, Gesandter Silvio Kus sowie Botschaftssekretär
Domagoj Maric sowie von Seite der Diözese P. Stefan Vukits OMV und Željko Odobašic, Dechant und Pfarrer von
Trausdorf, bildeten eine inspirierte Gesprächsrunde.
Ein weiteres Arbeitsgespräch von Bischof Zsifkovics mit Außenminister Kovac und anderen Ministern in
Zagreb ist bereits vereinbart.
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