Wien (meduniwien) - Eine internationale Forschungskooperation der MedUni Wien und der Stanford University hat
in einer klinischen Phase-3-Studie mit dem Wirkstoff Baricitinib zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis große
Erfolge erzielt. Die ProbandInnen zeigten deutlich weniger Symptome der Erkrankung. Die Ergebnisse wurden nun im
wissenschaftlichen Spitzenmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.
Die weltweit erste klinische Phase-3-Studie mit dem Wirkstoff Baricitinib brachte signifikante Erfolge in der Behandlung
der rheumatoiden Arthritis. Bei Baricitinib handelt es sich um einen oral verabreichten Inhibitor (Hemmer) der
Januskinase 1 und 2. Diese Kinase ist ein intrazelluläres Enzym, das aktiviert wird, wenn extrazelluläre
Botenstoffe, z.B. Interferone oder Interleukin-6, an Zellen andocken und löst die eigentlichen zellulären
Entzündungsreaktionen aus.
Die über 24 Wochen laufende Studie der Firma Eli Lilly, an der die MedUni Wien und die Stanford University
(USA) federführend teilnahmen, umfasste insgesamt 527 Personen. Bei den ProbandInnen handelte es sich um PatientInnen,
die bereits viele gängige Behandlungstherapien, einschließlich Biologika, erfolglos durchlaufen hatten.
Die TeilnehmerInnen wurden in drei Gruppen aufgeteilt, eine mit täglichen Dosierungen von 2mg, eine mit 4mg,
eine Kontrollgruppe erhielt Placebo.
Als Ergebnis zeigte sich, dass die ProbandInnen, die den Wirkstoff erhielten, signifikante Verbesserungen ihrer
Beschwerden zeigten. Sie hatten weniger Schmerzen, die Schwellungen der Gelenke gingen zurück. Die Gruppe
mit der 4mg-Dosierung hatte sogar noch bessere Ergebnisse als jene mit der 2mg-Dosis in Bezug zur Placebo-Gruppe.
Die Nebenwirkungen waren ähnlich gelagert wie bei üblichen Behandlungen.
„Mit Baricitinib haben wir einen neuen Wirkstoff an der Hand, der selbst dann wirkt, wenn derzeit im Einsatz befindlichen
Medikamente nicht ausreichen“, erklärt Studienautor Josef Smolen, Leiter der Universitätsklinik für
Innere Medizin III der MedUni Wien im AKH Wien. „Trotz der langen Krankheitsdauer und Erfolglosigkeit einer Reihe
anderer, auch neuerer Therapien, konnte bei fast 10 Prozent der PatientInnen nach sechs Monaten eine volle Remission,
also ein heilungsähnlicher Zustand, erzielt werden, und bei fast der Hälfte ganz deutliche Verbesserungen
der Krankheitssituation. Damit könnte in naher Zukunft ein neuer Wirkstoff, eine neue Basis für die Behandlung
der rheumatoiden Arthritis verfügbar sein.“
Und es gibt noch einen anderen Vorteil für die Betroffenen, erklärt Smolen: „Das Medikament wird einmal
täglich oral eingenommen und muss nicht wie andere Mittel mit einer Nadel intravenös oder unter die Haut
verabreicht werden. Das ist für die Betroffenen wohl deutlich annehmlicher.“
Die Studie entstand in einer Kooperation der Firma Eli Lilly mit der MedUni Wien und der Top-Universität Stanford
(USA) sowie anderen Kooperationspartnern.
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, die überwiegend Frauen (etwa zwei Drittel
der Betroffenen) betrifft und am häufigsten im Alter zwischen 40 und 70 Jahren diagnostiziert wird. Dabei
kommt es zu Entzündungen in den Gelenken. Schwellungen, Überwärmungen und eine Funktionseinschränkung
sind die Folge. Unbehandelt führt das zu einer zunehmenden Zerstörung der Gelenke und des gelenknahen
Knochens mit der Folge von Fehlstellungen, Verformungen und zunehmender permanenter Behinderung.
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert. Dort werden in der Grundlagen- wie in
der klinischen Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.
Das vorliegende Paper fällt in den Themenbereich des Clusters für Immunologie.
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