Creditreform: 1. Quartal 2016 – Unternehmensinsolvenzen steigen seit 5 Jahren erstmals wieder
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
1. Quartal 2016 zeigen eine mögliche Trendumkehr der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre: Die Unternehmensinsolvenzen
sind in den ersten drei Monaten 2016 um 7,6% auf 1.440 Verfahren gestiegen. Die Anzahl an eröffneten Verfahren
hat sich dabei um fast 10% auf 876 Unternehmen erhöht. In 564 Fällen (+5%) wurden die Insolvenzanträge
mangels kostendeckenden Vermögen abgewiesen. Managementfehler, Konkurrenzdruck und Forderungsverluste sind
die Hauptinsolvenzursachen. Die größte Insolvenz der bisherigen Monate war die Firma ACTIV Solar GmbH
mit rund 690 Mio. Euro an Verbindlichkeiten. Die meisten Arbeitsplätze wurden durch die Insolvenz des Industrieunternehmens
Borckenstein GmbH gefährdet (286).
Bundesländervergleich – 4 von 1.000 Unternehmen insolvent
Der Blick auf die Bundesländer zeigt, dass entgegen dem Österreichtrend in Kärnten (-15,8%)
und im Burgenland (-7%) die Insolvenzen zurückgegangen sind. Die größten Zuwächse hingegen
verzeichneten Salzburg (+54,2%), Tirol und Vorarlberg (je +20%).
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit über 5 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen.
Österreichweit wurden im Durchschnitt 4 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die am stärksten betroffene Branche ist das Bauwesen mit 12 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen und einem
Zuwachs um 18%. Auch im Handel sind die Insolvenzen um 14% stark angestiegen. Erfreulich für den Industriestandort
Österreich ist der Rückgang in der Branche „Sachgütererzeugung“ um 13,6% und der niedrigsten Insolvenzbetroffenheit
mit 2 Insolvenzen je 1.000 Industrieunternehmen. Dank der guten Tourismusentwicklung sind die Insolvenzen auch
in dieser Branche zurückgegangen. In der Gastronomie hingegen hat man in vereinzelten Insolvenzanträgen
schon die Registrierkasse als (angebliche) Insolvenzursache angeführt.
Conclusio 1. Quartal 2016
Es scheint als ob der seit einiger Zeit und auch in den halbjährlichen Creditreform-KMU-Umfragen konstatierte
Pessimismus in der österreichischen Wirtschaft seinen Niederschlag in der Insolvenzentwicklung gefunden hat.
Der im vergangenen Herbst von Creditreform erhobene Stimmungsbarometer hinsichtlich der Geschäfts-, Umsatz-,
Ertrags- und Personallage war so schlecht wie zuletzt 2008. Niedrige Zinsen und billiges Öl dämpfen den
Abwärtstrend noch. Insgesamt sollten sich die heimischen Unternehmen daher auf mehr Insolvenzen in diesem
Jahr einstellen und ihr Risikomanagement entsprechend wappnen. Denn Forderungsausfälle infolge von Kundeninsolvenzen
verringern die ohnehin dünnen Margen und gefährden die eigene Liquidität. Die Information über
die Bonität der Geschäftspartner und die schnellst mögliche Einbringung der offenen Forderungen
müssen daher ganz oben auf der To-Do-Liste stehen“, meint Rainer Kubicki, Präsident des Gläubigerschutzverbandes
Creditreform.
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