Günter Brus und das Berlin der 1970er-Jahre – BRUSEUM widmet sich den 11 Jahren, die Brus
in West-Berlin verbrachte
Graz (museum joanneum) - Bis 10. Juli zeigt das BRUSEUM in der Neuen Galerie Graz die Sonderausstellung
Das gute alte West-Berlin. Sie erzählt vom künstlerischen Schaffen in Brus’ Exil West-Berlin und der
Zusammenarbeit mit dem Künstler/innen-Netzwerk jener Zeit. Neben den damals entstandenen Werken von Günter
Brus werden auch viele Editionen und Gemeinschaftsarbeiten präsentiert. Ein Großteil der gezeigten Arbeiten
stammt aus unterschiedlichen Privatsammlungen und ist erstmals zu sehen.
Günter Brus floh in den Sechzigern nach Berlin, da ihm in seiner Heimat Österreich für seine Aktion
im Rahmen der Veranstaltung Kunst und Revolution an der Wiener Universität sechs Monate Haft drohten. „In
Berlin scharte sich ein Netzwerk um Brus, welches das Fundament der Ausstellung bildet. Brus‘ Arbeiten sind hier
zwischen denen des Netzwerkes eingebettet“, erklärt Kurator Roman Grabner die Hintergründe der Schau.
In Berlin gründete Brus mit Otmar Bauer, Hermann Nitsch, Gerhard Rühm und Oswald Wiener die „Österreichische
Exilregierung“ und gibt deren Publikationsorgan Die Schastrommel heraus, die 1975 in Die Drossel umbenannt wurde.
Aus der provokanten Geste als Reaktion auf die erfahrenen Repressionen durch Staat und Gesellschaft wurde eine
Plattform für zeitgenössische Kunst und eine wesentliche Publikationsmöglichkeit für avantgardistische
Künstler abseits des Kunstmarkts. Im Laufe der Jahre haben nicht nur Brus, Nitsch und Konsorten die Möglichkeiten
des Mediums genutzt, sondern es wurden auch lyrische Texte von Georg Baselitz publiziert, Arbeiten von Dieter Roth
oder Antonius Höckelmann veröffentlicht, Maria Lassnig in Erinnerung gerufen und die bildnerischen Arbeiten
von Dominik Steiger das erste Mal herausgegeben. In der Ausstellung werden rare Sonderausgaben gezeigt, die sich
durch aufwendige Aufmachung und Originalwerke auszeichnen. Unter anderem ist auch ein verschollen geglaubter Trickfilm
zu sehen, der 1975 als Gemeinschaftsarbeit von Brus und Wiener entstand.
„Die Ausstellung erzählt nicht nur von Berlin, sondern auch von Wien. Zwischen den beiden Städten bestand
eine Verbindung, die hier spürbar wird“, erwähnte Grabner bei der Eröffnung. Steiger gab etwa ab
1976 die Zeitschrift Nervenkritik in Wien heraus, die Beiträge und Arbeiten von Günter Brus, Dieter Roth
oder Oswald Wiener in Österreich publizierte und die enge Verknüpfung der deutschen und österreichischen
Künstlerszene zeigt. Die Grazer Ausstellung Das gute alte West-Berlin findet parallel zur großen Retrospektive
Günter Brus. Störungszonen im Martin-Gropius-Bau in Berlin statt.
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