Rahmenbedingungen für Väter verbessern - gemeinsames EU-Projekt
Wien (bmbf) - Immer mehr Männer möchten sich stärker an Kindererziehung und Betreuungsarbeit
beteiligen. Trotzdem zeigt die gesellschaftliche Realität ein anderes Bild. Mit einem gemeinsamen Projekt
wollen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek und Sozialminister Alois Stöger dieser Diskrepanz begegnen.
"Mit diesem Projekt wollen wir Grundlagen und praktische Strategien für mehr Väterbeteiligung schaffen",
betonten Heinisch-Hosek und Stöger am 06.04. bei der Präsentation des Projekts. Das Ziel sei eine gerechtere
Verteilung von Karenz-, Betreuungs- und Arbeitszeiten.
"Wir alle wissen, dass es weitere Anstrengungen und Maßnahmen braucht, um eine gleichberechtigte Aufteilung
von Kindererziehung und Arbeitszeit für Elternpaare zu ermöglichen. Aus Sicht der gesellschaftlichen
und ökonomischen Gleichstellung von Frauen ist es wichtig, dass sich Kinder und Berufsleben nicht länger
ausschließen", so Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek.
Konzentration auf männerdominierte Branchen
Im Rahmen des Projekts soll das Thema auch im Detail beleuchtet werden. "Vor allem in männerdominierten
Branchen besteht Aufholbedarf. Hier sind Väterkarenz oder vereinbarkeitsfreundliche Arbeitszeit eher die Ausnahme
als die Regel", erklärt Sozialminister Alois Stöger. Als "männerdominiert" gelten
jene Branchen, in denen über 70 Prozent der Beschäftigten Männer sind. In Österreich sind das
"Bau", "Herstellung von Waren", "Verkehr" sowie "Information und Kommunikation".
Auf diese vier Bereiche wird im Rahmen des Projektes ein besonderes Augenmerk gelegt.
"Elternkarenz, Elternteilzeit und hoffentlich auch bald ein Papamonat für die Privatwirtschaft sind eine
gute Ausgangsbasis. Aber wir haben noch immer Nachholbedarf bei der Umsetzung, vor allem für Väter",
bekräftigt Heinisch-Hosek.
Auf wissenschaftlicher Basis sollen neue Strategien und Modelle entwickelt werden, die auf betrieblicher und sektoraler
Ebene die Beteiligung von Männern an der Karenz erhöhen und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern.
"Was braucht es konkret, damit vor allem in männerdominierten Branchen Väter leichter ihren Wunsch,
sich in der Familie stärker zu engagieren, tatsächlich umsetzen können - diese Frage soll das Projekt
beantworten", erklärt der Sozialminister.
Haushaltsrechner als Entscheidungshilfe
Teil des Projekts ist auch ein Online-Haushaltsrechner als Werkzeug, um die finanziellen Auswirkungen der gleichmäßigen
Verteilung von gemeinsamer Betreuung und bezahlter Arbeit deutlich zu machen. Dazu kommen österreichweite
"Mutual Learning Meetings" mit PraktikerInnen, ExpertInnen und SozialpartnerInnen, um Strategien zu entwickeln,
wie die betrieblichen Rahmenbedingungen für mehr Väterbeteiligung und eine bessere Vereinbarkeit gestaltet
werden können.
Ein eigens erstelltes Handbuch für Betriebe und SozialpartnerInnen soll Good-Practice-Beispiele aus Betrieben
enthalten, dazu sind spezifische Schulungen für BetriebsrätInnen sowie eigens zu entwickelnde Seminare
für Personalverantwortliche und Unternehmen vorgesehen.
"Ich freue mich sehr, dass auch die Europäische Kommission dieses Projekt unterstützt. Ich danke
dem Sozialminister, der diese Kooperation möglich gemacht hat sowie allen ProjektpartnerInnen, für die
ausgezeichnet Zusammenarbeit", erklärt Frauenministerin Heinisch-Hosek.
Das Projekt "Männer und Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Wege zur gerechten Verteilung von Karenz-,
Betreuungs- und Arbeitszeiten" wird federführend vom Sozialministerium in Kooperation mit dem Bundesministerium
für Bildung und Frauen, L&R Sozialforschung sowie der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt - FORBA
sowie mit Unterstützung durch Mittel des Programms der Europäischen Union für "Rechte, Gleichstellung
und Unionsbürgerschaft" (2014 - 2020) vom 10.12.15 bis 09.12.17 umgesetzt. Projektpartner sind die Arbeiterkammer,
der ÖGB und die Industriellenvereinigung.
Am EU-Call haben sich 20 EU-Länder beteiligt, wobei davon 16 EU-Mitgliedsstaaten einen Zuschlag erhielten.
Das Anbot des Sozialministeriums in Kooperation mit den ProjektpartnerInnen erhielt vom zuständigen Evaluierungsausschuss
die zweitbeste Bewertung. Gesamtkosten dieses EU-Projektes sind ca. 466.350 EURO, wobei die EU davon 77,31% übernimmt
(ca. 360.500 EURO) und Österreich als nationale Kofinanzierung 22,69%.
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