Anschober bei Atomkonferenz in Prag – Warnung vor Laufzeitverlängerungen als Hochrisikostrategie
- heftige Kritik an Kommissionsbericht PINK
Prag/Linz (lk) - 30 Jahre nach Tschernobyl, fünf Jahre nach Fukushima veranstalten internationale NGOs
mit Unterstützung des Landes Oberösterreich am 05.04. in Prag eine große Konferenz über die
Zukunft der Atomenergie. "Die EU steht 2016/17 vor der Entscheidung über die Zukunft der Kernenergie.
Heute ist diese Technologie auch wirtschaftlich am Ende und wird dadurch immer problematischer. Es drohen in ganz
Europa Laufzeitverlängerungen als Hochrisikostrategie und gefährliche Experimente, um die Milliardenkosten
für Stilllegungen aufzuschieben", fordert Anschober einen klaren Ausstiegsplan und den Umbau der europäischen
Atomgemeinschaft EURATOM in eine Agentur für Atomausstieg und Energiewende.
2016/17 wird durch ein Urteil des EuGH nach einer Nichtigkeitsklage Österreichs entschieden, ob völlig
unwirtschaftliche Neubauten von AKW in der EU durch Milliardensubventionen ermöglicht werden. Der Modellfall
des britischen AKW-Projektes Hinkley Point wird immer mehr zum drohenden Milliardengrab. Nach aktuell geschätzten
Baukosten von 25 Milliarden Euro droht ein absolutes Finanzdesaster auf Kosten der Konsument/innen: Nach einer
heute vom britischen "Guardian" veröffentlichten Studie wäre auf die gesamte Betriebsdauer
des geplanten AKW gerechnet die Produktion derselben Menge von Erneuerbarer Energie um insgesamt 50 Milliarden
Euro preiswerter als durch den Atomreaktor Hinkley Point.
Anschober: "Immer mehr Atomkonzerne - etwa in Frankreich - kommen in immer dramatischere Wirtschaftsprobleme.
Die wachsende Unwirtschaftlichkeit der Atomenergie droht nun zu gefährlichen Experimenten zu führen.
Diese müssen von der EU und den nationalen Behörden rasch gestoppt werden."
Der aktuelle, gestern präsentierte Atombericht PINK der EU-Kommission weist auf Kosten von 250 Milliarden
Euro für die Stilllegung von Atomreaktoren bis 2050 hin. Anschober: "Dies ist schön gerechnet, in
Wirklichkeit liegen die Kosten doppelt so hoch. Aber nur 130 Milliarden sind durch Rücklagen abgedeckt. Auch
um diese gigantischen Kosten zu schieben, planen immer mehr Betreiber massive Laufzeitverlängerungen, die
auch im neuen PINK-Bericht befürwortet werden."
Die derzeit in der EU in Betrieb befindlichen 129 Atomreaktoren sind im Durchschnitt fast 30 Jahre alt. Aktuell
wurde in Dukovany 1 eine unbefristete Laufzeitverlängerung erteilt, in Krsko ist eine auf 60 Jahre geplant,
ebenso an etlichen anderen Standorten.
Anschober: "Das ist eine Hochrisikostrategie, ein gefährliches Experiment. Denn mit diesen Betriebszeiten
gibt es keine Erfahrungen, darauf wurden die Reaktoren nicht ausgelegt und damit steigt das Risiko."
Anschober fordert daher eine klare Strategie der EU-Kommission zur Risikobegrenzung: absoluten Vorrang für
Effizienz und Erneuerbare Energien, den Umbau von EURATOM in eine Atomausstiegs-Agentur und Agentur für die
Energiewende, ein klares Nein zu unbefristeten Laufzeitverlängerungen und zumindest die verbindliche Durchführung
von grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfungen im Fall von Anträgen auf Laufzeitverlängerungen.
"Massive Laufzeitverlängerungen dürfen kein strategischer Plan der EU sein," so Anschober.
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