München/Wien/Bozen (lpa) - Die Neuaufstellung der Milchwirtschaft nach dem Wegfall der Quote vor einem
Jahr: Agrarlandesrat Schuler hat am 04.04. in München mit Landwirtschaftsminister Brunner dieses Thema bei
einem Runden Tisch im Bayerischen Staatsministerium vertieft; mit dabei auch ein Vertreter des österreichischen
Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft.
"Milchwirtschaft", berichtet Landesrat Arnold Schuler nach dem Treffen, "ist in Südtirol wie
in Bayern und Österreich von grundlegender Bedeutung, daher ist es wichtig, sich abzustimmen und koordiniert
vorzugehen". Seit dem Wegfall der Milchquotenregelung ist die Milchmenge in der EU deutlich angestiegen und
hat zu einem Preisverfall geführt. In Deutschland und Österreich bereitet der derzeit niedrige Milchpreis
von rund 30 Cent den Milchbauern existenzielle Sorgen.
Der Runde Tisch zum Thema Milch tagt einmal im Jahr und befasst sich mit der Zukunft in der Milchproduktion und
möglichen Maßnahmen zur aktuellen Krisenbewältigung. Mit Landesrat Schuler nahm auch Abteilungsdirektor
Martin Pazeller an der Besprechung teil. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft war durch Sektionschef Rupert Lindner vertreten. Helmut Brunner ist seit Herbst 2008
bayerischer Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Am Tisch saßen zudem Vertreter
der Molkereiwirtschaft und des Deutschen Bauernverbandes sowie des Bundes Deutscher Milchverarbeiter.
Ein Patentrezept zur Lösung der Krise gebe es nicht, zeigten sich die Gesprächspartner einig, zudem sei
nicht absehbar, wann die Talsohle erreicht sei. "Die Zusammenarbeit mit Bayern", unterstreicht Landesrat
Schuler, "ist auf politischer wie auf Beamtenebene sehr gut, und diese Synergie gilt es zu nutzen"
Landesrat Schuler berichtete dem Expertentisch von der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Südtirol: Mit
durchschnittlich sechs Hektar Grünland bzw. zwölf Milchkühen ist die abgelieferte Milch der Betriebe
im Vergleich zu den meisten Betrieben in Bayern gering. Rund 5100 Betriebe sind in Südtirol noch in der Milchproduktion
tätig, Tendenz sinkend. Die Milchwirtschaft stellt die Achillesferse der Landwirtschaft dar; sie ist unersetzlich
für die Erhaltung der Kultur- und Grünlandwirtschaft.
In Südtirol wird im europäischen Vergleich ein recht guter Auszahlungspreis mit durchschnittlich 50 Cent
plus Mehrwertsteuer erzielt; die Spannbreite reicht dabei von 45 bis 60 Cent, mit Aufschlägen für Bio-
oder Heumilch. Dieser relativ hohe Milchpreis geht aus dem hohen Veredelungsgrad der Milch sowie der starken Marken
hervor: Über 90 Prozent der in Südtirol produzierten Milch wird veredelt. Von Vorteil ist auch das Genossenschaftswesen
in der Milchwirtschaft.
"Wir müssen", weist Landesrat Schuler hin, "auch in Zukunft noch mehr in die Vermarktung sowie
in die Marken- und Produktentwicklung investieren. Zudem ist die Entwicklung eines operationellen Programmes wie
in der Obstwirtschaft sinnvoll." Dabei schaffe man gute Voraussetzungen für die Entwicklungen bei Strukturen
und Marken. Ein operationelles Programm in der Milchwirtschaft soll ein ähnliches Erfolgsmodell darstellen
wie jenes in der Obstwirtschaft. Südtirols Zukunft in der Milchwirtschaft sieht Landesrat Arnold Schuler deutlich
in der noch stärkeren Veredelung von Produkten.
Abteilungsdirektor Martin Pazeller legte bei dem heutigen Treffen in München dar, dass Italien eine gekoppelte
Milchkuhprämie mit einem Zuschlag für Berggebiete eingeführt hat. Formen von freiwilligen Mengenbeschränkungen,
wie sie sowohl in Deutschland und Italien wie auch EU-weit diskutiert werden, sind für Südtirol von geringerer
Bedeutung.
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