Gefährliches Experiment, EU muss verpflichtende UVP festlegen, Euratom muss zur Ausstiegsgemeinschaft
werden
Linz (lk) - Die Atomindustrie befindet sich immer mehr in massiven wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Gleichzeitig
sind die 129 in Betrieb befindlichen AKW in der EU bereits 29 Jahre im Durchschnitt alt. Die Folge ist, dass die
teuren notwendigen Stilllegungen von alten Atomkraftwerken immer mehr verschoben werden und Laufzeitverlängerungen
beantragt werden. Das aber ist ein gefährliches Experiment, da dafür die Anlagen weder ausgelegt noch
genehmigt sind.
„Etwa beim Grenz-AKW Dukovany - nur etwas mehr als 100 Kilometer Luftlinie von der oö. Grenze entfernt - ist
eine Verlängerung aktuell ohne zeitliche Befristung geschehen. Beim AKW Krsko wurde dies von den Betreibern
bereits beantragt. Und in Frankreich werden ebenfalls Laufzeitverlängerungen erwartet. Europa droht also in
den nächsten Jahren und Jahrzehnten der Betrieb von Alt-AKW. Mit zunehmender Betriebsdauer wird der Betrieb
von AKW aber noch riskanter und problematischer, weil die Anlagen für eine derartige Betriebsdauer nicht ausgelegt
sind, Abnützungen sich verstärken und keine Erfahrungen mit derartigen Betriebsdauern vorliegen. Europa
droht also in den kommenden Jahrzehnten immer stärker zum Standort von problematischen Alt-AKW zu werden",
kritisiert LR Anschober.
Anschober appelliert daher an die EU-Kommission, dieses Risiko ernst zu nehmen und jetzt klare Schutzstandards
für die Bevölkerung zu verankern.
Anschober: „Das Mindeste ist eine verpflichtende grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung
beim Antrag auf Laufzeitverlängerung. Und: es ist allerhöchste Zeit, dass Euratom eine neue Ausrichtung
erhält und angesichts der enormen Herausforderung der Stilllegung dutzender AKWs mit hunderten Milliarden
an dabei entstehender Kosten zur europäischen Ausstiegsgemeinschaft wird, die einerseits die Umstellung auf
erneuerbare Energieträger, aber auch den Prozess der Stilllegung und des Rückbaus von AKWs zu ihrem Kernthema
macht. Für beides werde ich eine politische Initiative starten - zunächst im Rahmen der Umweltreferent/innen,
parallel dazu aber auch direkt bei der EU-Kommission."
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