Erstmals umfassende Studie zu Einsatz von elektronischen Lernmaterialen - Gute Verbreitung
an Unis und FH - Nachholbedarf bei Massive Open Online Courses
Wien (bmwfw) - Österreichs Hochschulen nutzen verstärkt Möglichkeiten des elektronischen
Lernens. Das zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie, die der Verein Forum neue Medien in der Lehre Austria
in Kooperation mit dem Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft erstellt hat. Demnach
setzen alle tertiären Einrichtungen bereits E-Learning ein, wiewohl die Intensität als auch das Angebot
schwanken. "Es ist positiv, dass die Hochschulen die technischen Möglichkeiten unserer Zeit immer mehr
nutzen. Durch E-Learning und Online Vorlesungen wird der Kreis potenzieller Studierender erweitert und vor allem
Berufstätige und Personen mit Familien entlastet", so Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner. "Die
vorliegende Studie ist einzigartig für den deutschsprachigen Raum. Die erhobenen Daten bilden einen wichtigen
Meilenstein auf dem Weg zur digitalen Hochschule, die in Österreich jedoch nur umgesetzt werden kann, wenn
alle an einem Strang ziehen. Hochschulweite strategische Maßnahmen, die von den Leitungsebenen initiiert
werden, sind dafür die wesentliche Basis", sagt Martin Ebner, Präsident des Vereins Forum neue Medien
in der Lehre Austria.
Die Studienergebnisse zeigen, dass die grundsätzliche Entwicklung von E-Learning an österreichischen
Hochschulen durchwegs positiv ist, was nicht zuletzt auch auf die Anschubfinanzierungen seitens des Wissenschaftsministeriums
um die Jahrtausendwende zurückzuführen ist. Mit der Initiative "Neue Medien in der Lehre an den
Universitäten und Fachhochschule" (NML) aus dem Jahr 2000 wurde in Österreich erstmals die Entwicklung
von e-Content für den Einsatz in der tertiären Lehre mit einem Gesamtbudget von acht Millionen Euro gefördert.
Auch in den aktuellen Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten sind entsprechende Maßnahmen verankert
und werden gefördert. Während das Thema E-Learning bei den Universitäten, Privatuniversitäten
und Fachhochschulen durchaus präsent ist, gibt es bei den Pädagogischen Hochschulen teils erheblichen
Nachholbedarf. Grundsätzlich sind kleinere Hochschulen zaghafter bei der Einführung solcher Programme,
was unter anderem an den hohen Initialkosten liegt. Auffallend ist, dass über die Hochschulen hinweg verschiedenste
Lehrmittel eingesetzt und innovative Lehrmethoden erprobt werden, aber insbesondere an Universitäten eine
nötige strategische Ausrichtung dieses Einsatzes bzw. dieser Erprobung kaum vorhanden ist. "Ob E-Learning-Angebote
gelingen oder scheitern, steht und fällt mit dem Engagement und Können insbesondere des Lehrpersonals.
Für eine nachhaltige Verankerung an den Hochschulen braucht es daher eine strategische Ausrichtung, Weiterbildungsangebote
und entsprechende Anreizsysteme. Gleichzeitig müssen wir das Bewusstsein für diese Thematik weiter schärfen
und innovative Lehrmethoden konsequent fördern", so Mitterlehner.
Die wichtigsten Studienergebnisse auf einen Blick: 36 von 49 Hochschulen, die den Online-Fragebogen ausgefüllt
haben, setzen E-Learning hochschulweit ein; keine einzige Hochschule verzichtet vollständig auf E-Learning.
Massive Open Online Courses (MOOCs) kommen nur bei acht Hochschulen (4 Universitäten, 3 Fachhochschulen und
1 Pädagogische Hochschule) – und hier auch nur vereinzelt – zum Einsatz. Freie Bildungsressourcen werden von
38 Hochschulen zumindest vereinzelt eingesetzt. 14 Hochschulen verfügen über eine dezidierte E-Learning-Strategie,
nur drei Hochschulen geben an, keine strategischen Überlegungen zu E-Learning anzustellen. Im Durchschnitt
sind 4,9 Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter pro Institution für die Administration von E-Learning zuständig,
die Anzahl der Vollzeitäquivalente ist allerdings deutlich geringer. 20 Hochschulen bieten keine Anreize für
den Einsatz von E-Learning, nur bei neun Hochschulen wirkt sich der E-Learning-Einsatz karrierefördernd aus.
Die Bereicherung der didaktischen Vielfalt (20 Hochschulen) und die Unterstützung des traditionellen Präsenzunterrichtes
(15 Hochschulen) werden als größter Mehrwert von E-Learning genannt. Als größte Herausforderung
beim Einsatz von E-Learning werden ausreichende Personalressourcen gesehen (14 Hochschulen), die technische Infrastruktur
stellt hingegen keine Herausforderung dar.
Für die Studie "Die österreichische Hochschul-E-Learning-Landschaft" wurden mit Hilfe von Literaturrecherchen,
einem Online-Fragebogen und qualitativen Interviews die E-Learning-Strategien, die Einsatzformen von E-Learning,
dessen Organisation und notwendigen Rahmenbedingungen sowie die damit verbundenen Erfahrungen erhoben. Befragt
wurden alle 72 Hochschulen, also öffentlich-rechtliche Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogische
Hochschulen sowie Privatuniversitäten. Die Rücklaufquote betrug 68 Prozent. Darüber hinaus wurden
mit zwölf Leiterinnen und Leitern von E-Learning-Abteilungen qualitative Interviews geführt und die Entwicklungspläne,
Leistungsvereinbarungen und Wissensbilanzen der Universitäten analysiert. Die erhobenen Daten bilden somit
eine solide Basis auf der auch Handlungsempfehlungen für Entscheidungsträger/innen formuliert wurden,
deren Aufgabe es ist, E-Learning am tertiären Bildungssektor strategisch zu verankern. Die Studie wurde im
Zeitraum von Februar 2015 bis März 2016 erstellt und steht als PDF-Dokument kostenlos zum Download zur Verfügung:
Die gedruckte Ausgabe ist im Buchhandel zum Preis von 35 Euro erhältlich. Die Erstellung der Studie wurde
durch das Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft sowie durch moodlerooms by Blackboard
finanziell unterstützt.
|