Von Berufsfotografen, Amateuren und Knipsern – von 15. April bis 11. September 2016
Linz (nordico) - Im Fokus der Ausstellung stehen Linzer Fotografien aus der Zeit ab dem Ende des Ersten
Weltkriegs bis zum März 1938. Das "Restösterreich" nach dem Ersten Weltkrieg wurde von vielen
zunächst für nicht überlebensfähig gehalten. Not, Armut und Arbeitslosigkeit belasteten auch
in Linz einen Großteil der Bevölkerung. Viele Betriebe hatten den Ersten Weltkrieg und die daraus resultierende
Krise nicht überstanden. Da die Obdachlosenheime überfüllt waren und die Zahl der Barackenlager
zunahm, war die Bekämpfung der Wohnungsnot eine dringliche Aufgabe der Stadtverwaltung. Dennoch war die Zeit
zwischen den Kriegen auch eine dynamische Zeit, in der viele öffentliche Bau- und Sozialprojekte in Linz realisiert
wurden.
Die Berufsfotografen Ernst Fürböck, Otto Kaiser und Alois Schwarz dokumentierten öffentliche Bauvorhaben
wie die Tabakfabrik, das Arbeiterstadion oder den neuen Hauptbahnhof. Es entstanden große Siedlungsanlagen
u. a. in der Fröbelstraße und in Scharlinz. Neue Kirchen wurden errichtet (u. a. Friedenskirche Christkönig,
Don-Bosco-Kirche) und der Schulbau vorangetrieben (u. a. Diesterwegschule, Kreuzschwesternschule).
Bedeutende Ereignisse prägten die Stadt in dieser Zeit. Historisches Fotomaterial dokumentiert die Eingemeindung
von Urfahr und Pöstlingberg 1919 und Kleinmünchen 1923. Auch die geschichtsträchtige Rede von Bundeskanzler
Engelbert Dollfuß am 24. Juni 1933 in Linz sowie die blutigen Ereignisse im Februar 1934 werden anhand von
Originalfotografien in der Ausstellung thematisiert.
Wie lebten die LinzerInnen in dieser schwierigen Zeit? Fotos vom Brückenbau der Steyregger Eisenbahnbrücke,
aus dem Linzer Gaswerk und vom Markttreiben am Hauptplatz schildern den Arbeitsalltag. Die Freizeit verbrachte
man beim Konzert im Volksgarten, in den Gasthäusern in St. Peter/Zizlau, im Freibad Heilham, am Urfahraner
Jahrmarkt oder beim Eisstockschießen. Auch Sportveranstaltungen wie das Vereins-Schauturnen am Südbahnhofplatz
im Jahr 1922 faszinierten die Linzer Stadtbevölkerung.
Die Ausstellung vereint unterschiedliche Zugänge zur Fotografie: Dokumentarfotos von Berufsfotografen, aber
auch private Schnappschüsse, die individuelle Schicksale beleuchten. Im Bereich der Amateurfotografie steht
der künstlerische Zugang zum Medium der Fotografie im Vordergrund. Die Fotos von Heinz Bitzan, Alfred Schausberger,
Alois Schwarz und Karl Treml zeigen uns die Linzer Altstadt. Motive aus der Natur wurden von Helene Clodi-Titze,
Michael Neumüller und Hans Wöhrl in charakteristischer Weichzeichner-Manier festgehalten. Sie führen
uns in die verschneiten Landschaften im nahegelegenen Mühlviertel oder zu See-Impressionen in das Salzkammergut.
Die klassische Atelierfotografie ist primär als Porträtfotografie zu verstehen und wird anhand der Nachlässe
der Berufsfotografen Hans Razinger und Wolfgang Pflanz exemplarisch dargestellt.
Die ausgestellten Fotos stammen größtenteils aus dem reichen Sammlungsbestand des NORDICO.
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