PwC: Familienunternehmen: Die neue Generation der Chefs ist veränderungsfreudig, kann
sich aber nicht immer durchsetzen
Wien (pwc) - Die neue Generation der Leiter von Familienunternehmen ist gut auf ihre Aufgabe vorbereitet,
voller Selbstvertrauen und vor allem Ehrgeiz – für sich selbst und ihr Unternehmen. 88 % möchten aus
ihrer Firma etwas Besonderes machen: Sie wollen nicht nur größer und stärker werden, sondern auch
internationaler, moderner und stärker diversifiziert. Zu diesem Ergebnis kommt die PwC-Studie Great expectations:
The next generation of family business leaders. 60 % der Befragten wollen außerdem mit ihrem Unternehmen
geografisch neue Märkte erobern und mit neuen Ideen, Produkten und Unternehmensmodellen spielen. Und: Die
neue Generation steht größeren Herausforderungen gegenüber – sowohl innerhalb des Unternehmens
als auch im weiteren Geschäftsumfeld.
PwC führt diese internationale Studie zum Thema Familienunternehmen seit über zehn Jahren durch. 2014
wurde auch erstmals die neue Generation der Firmenchefs mit einbezogen und nach ihren Ambitionen, Zukunftsplänen
für das Unternehmen und den Herausforderungen der Rolle als „Kind des Chefs“ befragt.
Die drei größten Hürden für einen erfolgreichen Generationenübergang sind:
- Die Generationslücke: die derzeitige Generation ist nicht immer überzeugt,
dass ihre Kinder bereit und in der Lage sind, die Firma zu übernehmen.
- Die Glaubwürdigkeitslücke: die neue Generation ist der Ansicht, dass
sie in der Firma viel härter als andere arbeiten muss, um sich zu beweisen.
- Die Kommunikationslücke: in einem Familienunternehmen gilt es, sowohl mit
persönlichen als auch beruflichen Beziehungen richtig umzugehen. Das birgt ein gewisses Konfliktpotenzial.
Eine selbstbewusste Generation will ihr Unternehmen prägen
Zwei Jahre nach der letzten Studie hat sich das Bild generell etwas verbessert: Die neue Generation ist selbstbewusster
geworden und besser auf eine Führungsrolle vorbereitet. So haben z.B. 70 % bereits außerhalb des Familienunternehmens
nützliche Erfahrungen gesammelt. Dadurch können sie die Glaubwürdigkeitslücke überwinden,
bevor sie in den Familienbetrieb einsteigen. Die Befragten geben an, dass sie nicht nur „Verwalter“ ihres Unternehmens
sein wollen – sie wollen es vielmehr durch ihre Tätigkeit prägen und scheuen dabei auch nicht davor zurück,
sich zur Erreichung ihrer Ziele externe Hilfe zu holen. 69 % würden erfahrene Manager einsetzen, die nicht
Teil der Familie sind, um das Unternehmen zu modernisieren und professioneller zu machen.
„Wir beobachten auch zunehmend, dass talentierte Nachfolger in Familienunternehmen ihre zukünftige Rolle genauer
definieren“, ergänzt Rudolf Krickl, Partner und Experte für Familienunternehmen bei PwC Österreich.
„Sie wollen einen Job, der ihren Fähigkeiten entspricht und in dem sie gut sind. Sie verstehen genauer, was
es in den nächsten Jahren bedeuten wird, ein Familienunternehmen zu führen, und fragen sich, was sie
zum Vorteil des Unternehmens einbringen können.“
Revolution oder Evolution?
Doch trotz des wachsenden Selbstvertrauens und genauer Vorstellungen, wohin sich das Unternehmen entwickeln soll,
fühlt sich die neue Generation dennoch durch vergangene Strukturen gebremst. Sie wollen eine Revolution, erwarten
aber für die nächste Zeit – im besten Fall – eine Weiterentwicklung des Unternehmens. 40 % geben an,
dass es frustrierend sein kann zu erwirken, dass neue Ideen durch die derzeitige Generation akzeptiert werden.
52 % machen sich Sorgen, dass sie Zeit dafür aufwenden werden müssen, die Familie zu „managen“.
Familienbetriebe können sich neu erfinden – und tun dies auch. Doch nicht alle können sich besonders
schnell verändern. Dabei kann es auch zu Spannungen kommen: Einerseits gilt es, die Prozesse (und Produkte)
der Vergangenheit zu respektieren und andererseits will die neue Generation Chancen nutzen, die sie für die
Zukunft sieht. So wollen 59 % der neuen Generation ihr Produktportfolio diversifizieren. Doch gleichzeitig glauben
68 %, dass ihre Familie diesen Schritt wahrscheinlich nicht setzen wird, wohl nicht einmal in zehn Jahren. Rudolf
Krickl: „Der Generationskonflikt ist besonders im Bereich Digitalisierung zu spüren. Die neue Generation tut
sich oft schwer damit, ihre Eltern von der Notwendigkeit zu mehr Digitalisierung zu überzeugen. Nur 41 % sind
der Ansicht, dass die Unternehmensstrategie den Anforderungen einer digitalen Welt angepasst ist. 29 % glauben,
dass sich Familienbetriebe neue Technologien langsamer zu Eigen machen als andere Arten von Unternehmen.“
Die Frage der Nachfolge
Die Frage der Nachfolge ist für viele, die einen Familienbetrieb übernehmen, nach wie vor problematisch.
Wie wird sich die derzeitige Generation anpassen? Wird die neue Generation den Anforderungen gerecht werden? Dies
sind die wichtigsten Fragen, die sich die neue Generation stellt.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass die derzeitige Generation sich oft schwer tut, das Zepter aus der Hand
zu geben. 61 % erwarten, dass es für die derzeitige Generation schwer sein wird loszulassen, wenn sie die
Firma übernehmen. „Man darf nicht vergessen, dass Nachfolge ein Prozess ist und nicht an einem Tag stattfindet:
Die neue Generation muss bereit sein, mit Unterstützung ihrer Eltern den Betrieb zu übernehmen. Nach
der formellen Übergabe können die Eltern Unterstützung und Hilfe anbieten, solange sie akzeptieren,
dass sie nicht mehr die Entscheidungen treffen“, so Krickl.
Anmerkungen
Für die PwC-Studie Great expectations: The next generation of family business leaders wurden 268 Familienmitglieder
der neuen Generation aus 31 Ländern befragt, welche das Familienunternehmen wahrscheinlich übernehmen
werden.
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