BundespräsidentInnenwahl 2016

 

erstellt am
25. 04. 16
20:00 MEZ

Nach Auszählung der in den Wahllokalen abgegebenen und jener Stimmen, die per Briefwahl abgegeben wurden, steht nun das vorläufige Endergebnis der Bundespräsidentenwahl 2016 fest. Von den gültigen Stimmen entfielen auf:

Stimmen Prozent
Irmgard Griss 810.641 18,8 % parteiunabhaengig
Norbert Hofer 1.499.971 35,1 % FPOe
Rudolf Hundstorfer 482.790 11,3 % SPOe
Andreas Khol 475.767 11,1 % OeVP
Richard Lugner 96.783 2,3 % parteiunabhaengig
Alexander Van der Bellen 913.218 21,3 % von den Gruenen unterstuetzt

Zahl der Wahlberechtigten: 6.382.486
Abgegebene Stimmen: 4.371.912
Ungültige Stimmen: 92.742
Gültige Stimmen: 4.279.170
Wahlbeteiligung: 68,5 %

 

 

 

Da keine/r der Wahlwerbenden die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent erreicht hat, wird eine Stichwahl über den künftigen Bundespräsidenten erscheiden. Diese wurde für den 22. Mai 2016 festgelegt.

Norbert Hofer erreicht also in dieser Wahl mit großem Abstand den ersten Platz. Wie die ORF/SORA/ISA Wahltagsbefragung unter 1.210 Wahlberechtigten zeigt, haben vor allem Unzufriedenheit mit der Regierung sowie Enttäuschung und Ärger über die Politik die Stimmung bei dieser Wahl geprägt.

 

 

 

Negative Sicht auf die Entwicklung Österreichs und hohe Unzufriedenheit mit der Regierung
Die Entwicklung Österreichs in den vergangenen Jahren wird von einer absoluten Mehrheit von 52 Prozent negativ beurteilt. Einen positiven Trend erkennt nur rund jede/r zehnte WählerIn (12%), die übrigen Befragten (34%) sehen keine Veränderung.

Dementsprechend sind mit der Bundesregierung aus SPÖ und ÖVP nur 3 Prozent sehr und 27 Prozent eher zufrieden, über zwei Drittel (68 Prozent) sind unzufrieden.

Dabei konnte Norbert Hofer am stärksten die Stimmen der Unzufriedenen mobilisieren: 55 Prozent jener WählerInnen, die eine schlechte Entwicklung beklagen, stimmten für Norbert Hofer.

Personen, die positive oder keine Veränderungen feststellen konnten, wählten überdurchschnittlich oft Alexander Van der Bellen.

Emotionen zur Politik in Österreich
Die klare Mehrheit der WählerInnen ist derzeit über die Politik in Österreich enttäuscht (40 Prozent) oder verärgert (36 Prozent); zufrieden sind nur 19 Prozent.
Besonders hoch ist die Verärgerung bei WählerInnen von Norbert Hofer: Unter ihnen sind 63% Verärgerte.

WählerInnen von Irmgard Griss sind mehrheitlich enttäuscht; WählerInnen von Alexander Van der Bellen ebenso häufig enttäuscht wie verärgert.

Weitere Wahlmotive
Sehr wichtige Wahlmotive für die WählerInnen von Norbert Hofer waren sein Verständnis für die Sorgen der Menschen (67% „trifft sehr zu“). Dahinter folgen die Motive persönliche Kompetenz (62%), Sympathie (61%) und das Vertreten der „richtigen Werte“ (61%). 47% gaben als Wahlmotiv an, dass Hofer der Kandidat der FPÖ ist.

WählerInnen von Alexander Van der Bellen stimmten für ihn vor allem aufgrund seiner Kompetenz (77%), seiner Erfahrung (73%) und der Einschätzung, er vertrete die richtigen Werte (65%).

Griss-WählerInnen überzeugte in erster Linie ihre Parteiunabhängigkeit (84%) und ihre Kompetenz (74%).

Rudolf Hundstorfer wurde von seinen WählerInnen aufgrund seiner Kompetenz (78%), seiner Erfahrung (75%) und der von ihm vertretenen Werte (73%) gewählt.

Andreas Khol wurde ebenfalls wegen seiner Erfahrung (90%) und Kompetenz (80%) gewählt.

Für Richard Lugner ist aufgrund der geringen Gruppengröße in der Wahltagsbefragung keine gesonderte Auswertung möglich.

Wer hat wen gewählt?
Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl große Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.

Gender Gap: Große Unterschiede im Wahlverhalten von Männern und Frauen
Hätten bei dieser Wahl nur Männer abgestimmt, wäre Norbert Hofer auf 45% gekommen, vor Alexander Van der Bellen mit 17%.

Unter Frauen hingegen liegt Hofer mit 27% nur knapp vor Irmgard Griss mit 26%. Alexander van der Bellen kommt bei Frauen auf 22%.

Unterschiede nach Alter
Van der Bellen konnte überdurchschnittlich junge WählerInnen (Unter-30-Jährige) ansprechen, er lag hier bei 29%. Norbert Hofer wurde hingegen von allen Altersgruppen ähnlich stark unterstützt. Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol erreichten bei WählerInnen über 60 Jahren deutlich mehr Stimmen, Irmgard Griss mehr Stimmen von WählerInnen zwischen 30 und 59 Jahren.

Wahlverhalten nach Erwerbsstatus
Unter ArbeiterInnen war bei dieser Wahl Norbert Hofer der klare Gewinner, er kam auf 72 Prozent der Stimmen. Rudolf Hundstorfer erreichte noch 10 Prozent, alle weiteren KandidatInnen blieben im einstelligen Prozentbereich.

Auch unter Angestellten erhielt Hofer mit 37% eine relative Mehrheit, Alexander Van der Bellen lag in dieser Gruppe bei 23%. Selbständige sprachen sich zu 30 Prozent für den ehemaligen Parteisprecher der Grünen aus, unter PensionistInnen erzielten Irmgard Griss, Rudolf Hundstorfer und Andreas Khol ein überdurchschnittliches Ergebnis. Sieger in dieser Gruppe war mit 34% ebenfalls Norbert Hofer.

Wahlverhalten nach formaler Bildung
Die Unterscheidung nach formaler Bildung zeigt eine große Kluft: Personen mit Matura oder einer teriären (universitären) Ausbildung wählten zu zwei Dritteln Alexander Van der Bellen oder Irmgard Griss, unter WählerInnen ohne Matura war Norbert Hofer mit 45 Prozent klar der stärkste Kandidat.

Im Detail konnte Hofer vor allem die Stimmen der Personen mit Lehr- oder Pflichtschulabschluss gewinnen. Irmgard Griss übertraf ihr Ergebnis unter Personen mit Hochschulabschluss um mehr als zehn Prozentpunkte und erreichte in dieser Gruppe 33%.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erste Reaktionen

 

 

 Faymann: „Müssen noch härter arbeiten“
Dank Faymanns an Kandidat Rudolf Hundstorfer
Wien (sk) - SPÖ-Bundesparteivorsitzender Bundeskanzler Werner Faymann hat in einer ersten Reaktion auf die vorläufigen Ergebnisse der Bundespräsidentschaftswahl Rudolf Hundstorfer seinen Dank für dessen starken Einsatz ausgesprochen. Das Ergebnis sei „eine klare Warnung für die Regierung. Die Konsequenz ist: Wir müssen härter arbeiten und stärker zusammenarbeiten“. Damit werde man gleich beginnen, etwa, wenn am Dienstag der Finanzrahmen vorgestellt wird. „Die Wirtschaftskrise auf der einen Seite und die Flüchtlingskrise auf der anderen haben die Menschen verunsichert. Es gibt viel zu tun. Wir müssen uns noch mehr anstrengen“, sagte Faymann.

Personell sei die SPÖ gut aufgestellt, so Faymann: „Ich bin überzeugt, dass ein großer Teil der Bewegung dafür ist, dass man nach der Niederlage gemeinsam die richtigen Konsequenzen zieht.“ Das bedeute eine Programmdiskussion, eine Diskussion der Organisation und das Gespräch mit den Menschen zu stärken.

Für den Bundeskanzler und auch den Vizekanzler, mit dem Faymann bereits gesprochen hatte, sei klar: „Es ist noch viel zu tun in einer Zeit, in der Österreich so stark gefordert ist, in der es nur eine kurze Atempause in der Flüchtlingskrise gibt und EU-weit noch nichts gelöst ist, in der die Arbeitslosigkeit in Europa hoch ist. Man lässt das Land nicht im Stich, sondern tut, wofür man bis 2018 gewählt wurde.“

Bundeskanzler Faymann gibt keine Wahlempfehlung ab. Mit den FunktionärInnen sei man sich einig: „Die Wählerinnen und Wähler sollen selbst entscheiden.“ Faymann selbst werde seine Stimme Van der Bellen geben, da dieser noch eher für das Ausgleichende stehe, statt mit Gegeneinander und Gehässigkeit zu arbeiten wie die FPÖ, „damit kann man nichts lösen“.


 

 Mitterlehner: Regierung muss an Fahrt gewinnen und stärker an Reformen arbeiten
Wien (övp-pd) - Reinhold Mitterlehner dankt Dr. Andreas Khol für seinen Einsatz im Wahlkampf. Die Wahl muss aber Konsequenzen haben: Die Regierung muss an Fahrt gewinnen und stärker an Reformen arbeiten. "Ich möchte mich bei unseren Wählerinnen und Wählern bedanken und ganz besonders bei Andreas Khol. Andreas Khol hat einen sehr guten Wahlkampf geführt, der leider von einer generellen Anti-Establishment-Stimmung überlagert war."

McDonald: Keine übereilten Schlüsse ziehen
Peter McDonald stellt klar, dass es heute einen Erdrutsch gab, der die gesamte politische Landschaft in Österreich nachdenklich stimmen muss. Dennoch dürfen keine übereilten Schlüsse gezogen werden. Sein besonderer Dank gilt Dr. Andreas Khol und den Menschen, die sich für Andreas Khol engagiert haben, und natürlich jenen, die ihm das Vertrauen in der Wahlkabine ausgesprochen haben. "Andreas Khol hat ohne zu zögern Verantwortung übernommen und vier Monate mit vollem Einsatz und Herzblut wie ein Löwe um jede Stimme gekämpft. Er verdient unseren vollen Respekt."

Dr. Andreas Khol: Habe mich freudig der Kandidatur gestellt
In diesem Wahlkampf hat Dr. Andreas Khol als einziger Kandidat drei Österreich-Touren absolviert, dabei über 25.000 Kilometer zurückgelegt und ist in über 100 Gemeinden gewesen. In den letzten Tagen des Wahlkampfs kamen zu den Veranstaltungen in den Bundesländern immer doppelt so viele Menschen wie angemeldet. Auch für ihn ist das Ergebnis enttäuschend, dennoch möchte er seinen Dank an alle richten, die ihn immer unterstützt haben. "Ich danke allen, die mich in diesem Wahlkampf tatkräftig unterstützt und an mich geglaubt haben. Jetzt ziehe ich mich zurück und werde gemäß eines "Elder Statesman" das Ganze von außen beobachten."

 

 

 

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen
Parteien – sofern sie zur Zeit der Aktualisierung zur Verfügugung stehen.

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