Innovativer Religionsunterricht sprengt konfessionelle Grenzen
Klagenfurt (pgk) - Ein österreichweit einmaliges Modell eines innovativen Religionsunterrichtes katholischer,
evangelischer und orthodoxer Christen sowie Muslimen wurde kürzlich in Kärnten präsentiert. „Aufgrund
der guten Gesprächskultur mit den anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften ist uns etwas gelungen,
worauf wir wirklich stolz sein können“, freut sich Birgit Leitner, Leiterin des Bischöflichen Schulamtes.
Begeisterte Kinder
Kürzlich wurde an der Klagenfurter „Dr.-Karl-Renner-Schule“ (Volksschule 8) die erste interkonfessionelle
Religionsstunde abgehalten. Der enorme Vorbereitungsaufwand der Religionslehrerinnen und -lehrer machte sich mehr
als bezahlt: Die Kinder der 4a-Klasse nahmen den gemeinsamen Unterricht mit größter Begeisterung an.
„Es ist normal, verschieden zu sein“ lautete der Titel eines Liedes, und auf einem Transparent stand: „Alle Menschen
sind vor Gott gleich.“ „Dialogisch-konfessionelle Religionsstunde“ nennt sich diese innovative Unterrichtsform,
und vom Ergebnis waren alle überzeugt. Für Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger ist es ein
absolutes Vorzeigemodell. Ziel sei es, dass „alle Kinder die Möglichkeit haben, die Religion des anderen kennenzulernen“.
Gemeinschaftsarbeit
Verantwortlich für diese gelungene Unterrichtsstunde zeichneten die katholischen Religionslehrerinnen
Diana Erker und Alexandra Pernusch, der orthodoxe Pädagoge Mensur Memic und der islamische Religionslehrer
Vladan Pajic. Von den 25 Schülerinnen und Schülern der 4a sind übrigens neun katholisch, vier orthodoxe
Christen und zwölf Moslems. Aktiv unterstützt wird diese Form des interkonfessionellen und interreligiösen
Unterrichtes auch von Schuldirektorin Angela Hensel. So wird etwa darauf geschaut, dass die Religionsstunden im
Stundenplan parallel gelegt werden. Der dialogisch-konfessionelle Unterricht soll vor allem themenbezogen etwa
zu hohen Feiertagen eine Fortsetzung finden. Diese Stunde in der Dr.-Karl-Renner-Schule war übrigens dem Thema
„Barmherzigkeit“ gewidmet.
Thema Barmherzigkeit
Die Elemente des Unterrichtes sind bewusst auf alle Konfessionen und Religionsgemeinschaften abgestimmt. Wenn
vom barmherzigen Gott die Rede ist, wenn gebetet und gesungen wird, so fühlen sich alle Kinder – egal welcher
Religion – angesprochen. Entsprechend positiv war auch die Reaktion der Zehnjährigen. Sie legten im Laufe
der Stunde viele rote Herzen in die Mitte des Raumes und formulierten dabei Fürbitten – um Friede in der Welt
und Gesundheit für ihre Familien. Ein Seil, das in der Mitte des Raumes lag, war das „Freundschaftsband“,
an dem sich die Kinder festhielten.
Achtung und Respekt
Für Birgit Leitner vom Bischöflichen Schulamt ist „religiöse Bildung ein wichtiger Teil der
allgemeinen Bildung“. Dazu gehören auch die Achtung und der Respekt vor anderen religiösen und nicht
religiösen Überzeugungen. Selbstverständlich ist es daher, dass auch Schüler ohne religiösem
Bekenntnis am dialogisch-konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen dürfen. „Das kann auch helfen, die
Klassengemeinschaft möglichst ungeteilt zu erhalten und auch säkular begründete Weltanschauungen
mit auf den Weg zu nehmen“, so Leitner. Gerade heute, da so viel von Werten und Wertevermittlung gesprochen wird,
ist dieses Projekt ein wesentlicher Baustein, „bei dem bei bleibender Differenz im gemeinsamen Entdecken und Lernen
um Gemeinsamkeit gerungen wird“, freut sich Leitner auch darüber, dass der dialogisch-konfessionelle Unterricht
in Kärnten möglich ist. Eine wichtige Voraussetzung, dass diese Begegnung der Religionen möglich
wird, ist die gute, vertrauensvolle Kooperation der Religionslehrer und -lehrerinnen untereinander und mit der
Schulleitung.
Authentische Begegnung
Als ein Ziele dieser neuen, gemeinsamen Unterrichtsform wird ein vertieftes Bewusstsein der eigenen Konfession
genannt. Den Schülern wird die authentische Begegnung mit den anderen Konfessionen und Religionen ermöglicht.
Sie erfahren dabei die Offenheit der Kirchen für die jeweils andere Konfession oder Religion. Dies kann auch
im Mittelpunkt einer dialogisch-konfessionellen Stunde stehen. Ebenso die persönliche Lebensgestaltung oder
ethische Reflexionen zu Herausforderungen unserer Zeit. An einer Ausweitung dieser innovativen Form des Religionsunterrichtes
wird bereits intensiv gearbeitet.
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