Das intelligente Zimmer: Ein IT-System der TU Wien erhöht die Sicherheit älterer
Menschen und hilft dem Betreuungspersonal, im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein.
Wien (tu) - Ist vielleicht im dunklen Zimmer jemand gestürzt oder braucht jemand Hilfe? Ältere
Menschen, die in bestimmten Situationen auf Hilfe angewiesen sind, wünschen sich oft, dass jemand regelmäßig
in der Nacht nachschaut, damit sie im Notfall schnell Hilfe bekommen. An der TU Wien wurden nun technische Lösungen
entwickelt, die ganz automatisch gefährliche Situationen erkennen. Mit einigen einfachen Sensoren lässt
sich feststellen, ob Gefahr besteht und Hilfe gerufen werden muss.
Rasch helfen, aber Privatsphäre bewahren
„Kontrollrundgänge kosten in Institutionen viel Zeit und Geld, und sie sind immer ein Eingriff in die Privatsphäre“,
sagt Paul Panek vom Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien. Das Betreuungspersonal öffnet
die Wohnungstüre, horcht ob etwas Außergewöhnliches zu hören ist oder sieht nach, ob die Person
im Bett ist. Gerade Menschen mit Demenzerkrankungen sind nachts oft recht aktiv und brauchen ein größeres
Ausmaß an Fürsorge. Aber auch geistig fitten Menschen ist es wichtig zu wissen, dass sie im Notfall
rechtzeitig gefunden werden – etwa nach einem Sturz.
Um die Zeitspanne zwischen Unfall und Hilfeleistung möglichst klein zu halten und gleichzeitig die Privatsphäre
der Menschen zu schützen wurde das Forschungsprojekt SignAAL gestartet. Es wurde von der TU Wien geleitet,
auch mehrere Firmenpartner waren daran beteiligt. Das Konsortium unter Leitung von Prof. Wolfgang Zagler entwickelte
an der TU Wien ein Sensorsystem, das die Daten an einen Minicomputer sendet. Dieser kann dann im Notfall automatisch
Hilfe anfordern.
Flexibel definierbare Kriterien
„Wir haben Sensoren unter dem Bett installiert, die registrieren, wenn jemand die Füße aus dem Bett
gibt und aufsteht“, berichtet Paul Panek. „Ein weiterer Sensor kann sich unter der Matratze befinden, zusätzlich
haben wir Bewegungssensoren im Zimmer und auf der Toilette, sowie bei Bedarf Kontaktsensoren an der Ausgangstür.“
Das Computersystem, das die Daten verarbeitet, ist flexibel anpassbar: Manche Leute wollen in bestimmen Situationen,
dass schon Hilfe herbeigerufen wird, wenn sie in der Nacht innerhalb von fünfzehn Minuten nach Verlassen des
Betts nicht wieder zurückkehren. Bei anderen sind nächtliche Wachphasen, in denen sie durch die Wohnung
spazieren, ganz normal – bei ihnen werden andere Kriterien festgelegt. Im Bedarfsfall wird das Betreuungspersonal
am Mobiltelefon informiert. Außerdem werden die detektierten Ereignisse automatisch in einem angebundenen
Pflegedokumentationssystem abgelegt.
Dabei geht es nicht immer um akute Nothilfe nach einem Sturz. Oft kann das Unterstützungssystem auch dazu
beitragen, dass es gar nicht erst zu Stürzen kommt. Zum Beispiel, indem rasch Hilfe kommt, sobald stark sturzgefährdete
Personen dabei sind, das Bett zu verlassen. Manchen Leuten fällt es schwer, alleine wieder von der Toilette
aufzustehen, etwa wenn sie in der Nacht wieder ins Bett zurückkehren wollen. Wenn dann rechtzeitig Hilfe kommt,
müssen sie gar nicht unbedingt versuchen es alleine zu schaffen, und eine potenziell gefährliche Situation
ergibt sich gar nicht erst.
Erfolgreiche Tests
Umfangreiche Tests wurden bereits durchgeführt – sowohl in betreuten Wohnungen, in denen ältere Menschen
selbstständig leben, als auch in Hausgemeinschaften mit stark sturzgefährdeten Personen mit dementiellen
Erkrankungen. „Wir konnten dabei bereits zeigen, dass unser System großes Potenzial hat“, sagt Paul Panek.
In einigen Fällen konnten bereits Stürze verhindert werden. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang
auch rechtssoziologische und ethische Fragestellungen. Auch daran wurde im multidisziplinären Projektkonsortium
gearbeitet, sowie Richtlinien und Checklisten für Produktdesign und Produkterprobung erstellt.
Bei Interesse an einer Vorführung des SignAAL Prototyps wenden Sie sich bitte an CareCenter Software GmbH
(http://www.carecenter.at).
Das Projekt SignAAL wurde vom Zentrum für Angewandte Assistierende Technologien am Institut für Gestaltungs-
und Wirkungsforschung an der TU Wien geleitet. Beteiligt waren außerdem CareCenter Software GmbH, IRKS-Research
GmbH, LieberLieber Software GmbH, LOIDL Consulting & IT Services GmbH und die RALTEC Forschungsgruppe für
assistive Technologien. An der Erprobung wirkten das Diakoniewerk Wien, Hausgemeinschaften Erdbergstraße
und das Seniorenzentrum Schwechat mit.
Das Projekt SignAAL wurde vom BMVIT / FFG im Programm benefit (ProjNr. 846.226) teilgefördert.
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