Online-Präsenz, Ortskerne und fußläufige Nahversorgung künftig von zentraler
Bedeutung
Innsrbuck (lk) - Die meisten TirolerInnen nutzen heute aktiv das Internet. Das spiegelt sich auch in ihrem
Konsumverhalten wider, das sich durch die wachsenden Angebote des Online-Handels verändert. Dies hat Folgen
für den Tiroler Einzelhandel und dessen künftige Weiterentwicklung. Um eine objektive Grundlage für
strategische Entscheidungen in der Standort-, Wirtschafts- und Raumordnungspolitik zu erhalten, hat die Tiroler
Landesregierung in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Tirol eine Studie zur absehbaren Entwicklung des Einzelhandels
in Auftrag gegeben.
Raumordnungslandesrat Johannes Tratter fasst zentrale Inhalte der nun vorliegenden Studie, die vom Institut KMU
Austria ausgeführt wurde, zusammen. „Die Untersuchung zeigt, dass der Online-Handel in unserem Land ungebremst
zunimmt und Verkaufsflächen virtuell werden.“ Die Bevölkerung nutze zunehmend das Internet zur Information
und zum Kauf. „Das heißt aber auch, dass im Online-Handel eine zusätzliche Versorgungsmöglichkeit
im ländlichen Raum sowie eine Chance für regionale Anbieter zu sehen ist“, erläutert LR Tratter.
Als Raumordnungslandesrat sieht er vor allem in den „Kernzonen für Einkaufszentren“ ein zentrales Steuerungsinstrument:
„Sie unterstützen eine Konzentration des Einzelhandels in innerörtlichen Bereichen!“
Fußläufige Nahversorgung in Ortszentren stärken
„Die Nahversorgungförderung für Einzelhandelsbetriebe hat sich als sinnvoll und vernünftig erwiesen
und wird deshalb fortgesetzt. Der Lebensmitteleinzelhandel stellt das Rückgrat der Nahversorgung der Bevölkerung
mit Gütern des täglichen Bedarfs dar. Daher sollen neue Lebensmittelgeschäfte in die Siedlungsstruktur
integriert und für große Anteile der Wohnbevölkerung zu Fuß erreichbar sein“, erklärt
LRin Patrizia Zoller-Frischauf. Zudem weist die Wirtschaftslandesrätin noch auf die mittlerweile auch bei
uns große Bedeutung einer Online-Präsenz im Internet hin: „Die Online-Präsenz aller Einzelhändler
wird eine Notwendigkeit zur Sicherung der Wertschöpfung in Tirol. Deshalb fördern wir im Rahmen der Wachstumsoffensive
oder der Kleinunternehmerförderung Investitionen in den Aufbau von Online-Vertriebskanälen.“
Tiroler Handel im Umbruch
Für den Tiroler Handel ist die Studie eine wichtige Inventur der Handelslandschaft. „Wir sind mitten in einem
revolutionären Umbruch, der alle Facetten unseres Geschäfts betrifft: wo verkaufen wir in Zukunft, wie
verkaufen wir, wer sind unsere Kunden, der Handel als Ort der Begegnung bis hin zum Spannungsfeld Globalisierung
und Regionalität“, sagt Martin Wetscher, Obmann des Tiroler Handels in der Wirtschaftskammer Tirol. Die vorliegende
Studie liefert, so Wetscher weiter, den Status quo. „Wir werden dieses Grundlagenwissen jetzt nutzten, um für
unsere Mitglieder die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des Tiroler Handels zu stellen."
Zentrale Inhalte der Studie
Einzelhandel: Fokussierung auf Ortszentren
Die Orientierung des Einzelhandels soll gemäß der Studie in Zukunft immer mehr in die Ortszentren gehen.
Bereits in über 30 Tiroler Gemeinden sind sogenannte „Kernzonen für Einkaufszentren“ ausgewiesen. Diese
Kernzonen grenzen Bereiche ab, die durch ihre infrastrukturelle Ausstattung (traditioneller innerörtlicher
Handelsstandort) und dichte, oft zusammenhängende Bebauung besonders für die Errichtung und den Betrieb
von Handelsbetrieben geeignet sind. Der prognostizierte Rückgang der Einzelhandelsgeschäfte und die Reduktion
der Einzelhandelsfläche sprechen ebenfalls für die Möglichkeit der Nutzung kleinerer, innerörtlicher
Lagen.
Online Präsenz des Einzelhandels
Der Onlinehandel, dessen aktueller Anteil von etwa sieben Prozent am Gesamt- Einzelhandelsvolumen bis 2030
zumindest verdoppelt wird, macht Einkaufen von einer festen Verkaufsstelle, die Verkaufsfläche benötigt,
zunehmend unabhängig und sorgt damit für eine Reduktion der Einzelhandelsflächen. Das Ziel, dass
alle Einzelhändler bis 2030 online präsent sind und online Handel betreiben unterstützt diese Tendenz
der notwendigen Verknüpfung zwischen Ladengeschäft und online–shop, um möglichst viele Kunden durch
unterschiedliche Kanäle zu erreichen.
Verknüpfung Online Handel und Vor-Ort-Service stärkt ländliche Versorgung
Die demographische Entwicklung zeigt eine alternde Bevölkerung, die jedoch mit den neuen Technologien
immer besser umzugehen weiß. Annähernd drei Viertel der Tirolerinnen und Tiroler zwischen 16 und 74
Jahren informieren sich regelmäßig online über Einzelhandelswaren und über die Hälfte
aller Tirolerinnen und Tiroler kauft zumindest einmal im Jahr online - Tendenz steigend. Der ortsunabhängige
Einkauf übers Internet bietet auch für periphere Gebiete neue Möglichkeiten der Versorgung, z.B.
durch online Bestellung und Lieferung durch einen regionalen Anbieter. Regionales Kaufen nimmt an Wichtigkeit und
Bedeutung zu.
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