Sozialwissenschaftliches Paradigma im Fokus bei internationalem Symposium
Wien (universität) - Vom 28. bis 30. April 2016 findet das internationale Symposium "Social Constructivism
as Paradigm?" im Hauptgebäude der Universität Wien statt. Internationale ExpertInnen nehmen das
Erscheinen des Werks von Peter L. Berger und Thomas Luckmann "The Social Construction of Reality" vor
50 Jahren zum Anlass, dessen originären Theoriebeitrag, seine wissenschaftliche Bedeutung und sein Potential
für die künftige Theorieentwicklung in der Soziologie auszuloten. Am 28. April hält Berger im Rahmen
des Symposiums die "Jan Patocka Memorial Lecture 2016" des Instituts für die Wissenschaften vom
Menschen (IWM).
Vor 50 Jahren ist "The Social Construction of Reality. A Treatise in Sociology of Knowledge" erschienen.
Peter L. Berger und Thomas Luckmann haben damit einen soziologischen "Klassiker" geschaffen, ein von
der Sozialtheorie bis zur Gesellschaftstheorie reichendes Grundlagenwerk. Mit seiner Integration amerikanischer
Denkansätze des Pragmatismus und Interaktionismus mit den bis dahin unvereinbar geltenden europäischen
Ansätzen Durkheims, Webers und der Wissenssoziologie ist ein revolutionär neuer Ansatz entstanden.
Obwohl das an diese Theorie anknüpfende Label "Sozialkonstruktivismus" bis heute weit und intensiv
über die Sozialwissenschaften hinaus diskutiert wird, ist es bemerkenswert, dass die in diesem Buch angelegte
Theorie heute vor allem in der deutschsprachigen Wissenssoziologie gepflegt wird. Sozialkonstruktivistische Ansätze
und andere Konstruktivismen gehören – ebenso wie inter- und transdisziplinärer Diskursgemeinschaften
– mittlerweile zwar zum Standardrepertoire der Sozial- und Geisteswissenschaften; aber selbst Ansätze, die
explizit als "Social Constructivism" oder "Social Constructionism" etikettiert werden, klären
selten ihre Verbindung zu "The Social Construction of Reality".
Der Kongress nimmt das 50jährige Jubiläum des Buches zum Anlass, die Frage nach der paradigmatischen
Wirkung des Werkes zu stellen. Bildet der Sozialkonstruktivismus ein sozialwissenschaftliches Paradigma, oder hat
der immense Erfolg des Buches zwar dazu geführt, dass sozialkonstruktivistisches Denken zu einem Grundaxiom
der Sozialwissenschaften avanciert ist, seine schlagwortartige Verbreitung aber zugleich zu einer Verwässerung
der komplexen Theorieanlage beiträgt?
Das interdisziplinäre Symposium – mit Peter L. Berger und Thomas Luckmann als Ehrengästen – wird von
Michaela Pfadenhauer von der Universität Wien gemeinsam mit Hubert Knoblauch von der TU Berlin organisiert.
Internationales Symposium: Social Constructivism as Paradigm? 50 Years of Social Construction of Reality
Zeit: Donnerstag, 28. bis Samstag, 30. April 2016
Ort: Universität Wien, 1010 Wien, Universitätsring 1
Programm:
http://www.soz.univie.ac.at/symposium-social-constructivism/
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