Bozen (lpa) - Die Epidemiologische Beobachtungsstelle des Landes sammelt statistische Daten aus dem Gesundheitsbereich
für die Planung, die Ausrichtung und die Beurteilung der Gesundheitspolitik. In diesem Zusammenhang haben
sich Koordinatorin Carla Melani und Mitarbeiter Mirko Bonetti unlängst bei einem Kongress für einen internationalen
Vergleich der Variabilität in der Gesundheitsversorgung eingebracht.
Anlässlich der internationalen Konferenz der Wennberg International Collaborative (WIC) "Reducing
avoidable variation in Healthcare – A goal for regional strategies and actions", am 14. und 15. April 2016
in Pisa wurden die Koordinatorin der Epidemiologischen Beobachtungsstelle des Landes Südtirol Carla Melani
und Mitarbeiter Mirko Bonetti eingeladen, einen Vortrag mit dem Titel "Exploring the Variation in the Health
Care among the Small Areas: the Case of Bolzano" zu halten. Diese Konferenz wurde von der "Scuola Superiore
Sant’ Anna" in Pisa im Rahmen des Netzwerkes zur Beurteilung der Performance der regionalen Gesundheitssysteme
veranstaltet.
Bei dem diesjährigen Treffen der WIC legten die Kongressteilnehmer besonderes Augenmerk auf die Variabilität
in den Leistungsangeboten, die aus epidemiologischer Hinsicht manchmal schwer erklärbar sind und unabhängig
von der Größe des Einzugsgebiets gegeben sein können. Eine nicht gerechtfertigte Variabilität
kann Unterschiede in der Zugänglichkeit für die Bevölkerung aufzeigen, sowie Einfluss auf die Qualität
der Versorgung und die Inanspruchnahme der Dienste nehmen. "Die epidemiologische Beobachtung richtet sich
immer stärker nach diesen Kriterien aus, um die Ergebnisse von Studien und Analysen für eine Verbesserung
der Gesundheitsversorgung einzusetzen", erklärt Melani. Es sei daher wichtig Modelle zu entwickeln, die
allen Menschen eine effiziente und wirkungsvolle gesundheitliche Versorgung sichern. Welche Instrumente können
politische Verantwortungsträger und Führungskräfte im Gesundheitsbereich nutzen, um Unterschiede
des Versorgungsangebotes innerhalb eines Einzugsgebietes zu reduzieren? Welche Modelle gibt es und welche Ergebnisse
können erzielt werden? Wie können vergleichende Daten das Bewusstsein für diese Herausforderung
schärfen und den Handlungsbedarf aufzeigen? Dies waren die zentralen Fragen, mit denen sich die Kongressteilnehmer
in Pisa beschäftigten.
Bei ihrem Vortrag analysierten Melani und Bonetti die Krankenhausaufenthaltsrate pro 1000 Einwohner in Südtirol
(Hospitalisierungsrate) für eine Reihe ausgewählter chirurgischer Eingriffe: Im Vergleich mit anderen
italienischen Regionen zeigen die Südtiroler Daten mit einer Rate von 172 Aufenthalten pro 1000 Einwohner
eine höhere Inanspruchnahme der Krankenhausaufenthalte auf, zwischen den vier Gesundheitsbezirken gibt es
jedoch Unterschiede. "Zu unseren Stärken zählen Eingriffe in Zusammenhang mit einem Hüft- oder
Knieersatz sowie einer Arthroskopie: Der gewählte Ansatz und die erzielten Ergebnisse stehen mit jenen in
Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie der nordischen Länder, die in der Regel weltweit zu den
Besten zählen, im Einklang", so Koordinatorin Melani. Für das Venenstripping und die Tonsillektomie
hingegen können Unterschiede zwischen den vier Gesundheitsbezirken festgestellt werden, die auf organisatorische
Aspekte und unterschiedliche Auswahlkriterien der zu behandelnden Fälle gründen, etwa durch eine größere
Neigung zu einer stationären Aufnahme anstatt einer ambulanten Behandlung. Dieser Mangel an Einheitlichkeit
wird vonseiten des Südtiroler Sanitätsbetriebes laufend überwacht. Anhand von gezielten Maßnahmen
sollen Schritte zu einer landesweit einheitlichen Gesundheitsversorgung gesetzt werden.
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