Hardegg (nöwpd) - 50.000 Ausflugstouristen und Naturinteressierte besuchen jedes Jahr den Nationalpark
Thayatal bei Hardegg. „Davon zählen wir eine Hälfte im Nationalparkhaus mit seinen Serviceeinrichtungen,
die andere auf den Wegen, die durch das Schutzgebiet führen“, teilt Nationalpark-Direktor Ludwig Schleritzko
dem NÖ Wirtschaftspressedienst auf Anfrage mit. Der am linken Thaya-Ufer gegenüber gelegene, flächenmäßig
deutlich größere tschechische Nationalpark Podyji komme auf „100.000 bis 200.000 Besucher im Jahr. Da
gibt es nur grobe Schätzungen, weil unsere tschechischen Kollegen keine exakten Zahlen erheben.“
Für den Nationalpark Thayatal ist das Potenzial an Ausflüglern von jenseits der Grenze noch bei weitem
nicht ausgeschöpft, liegt doch die 40.000 Einwohner-Stadt Znaim nur einen Katzensprung entfernt. Zwar gibt
es auf tschechischer Seite Wege, die durch den Wald direkt ans Thaya-Ufer führen. Ein für gemütliche
Wanderer attraktiver Rundkurs fehlt aber bald 30 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs ebenso wie eine zweite
Brücke, die in Verbindung mit der bestehenden in Hardegg interessante Touren entlang des Flusses ermöglichen
würde.
Hier will Schleritzko einhaken und schlägt ein von der EU kofinanziertes Interreg-Projekt mit dem Bau einer
Hängebrücke von einem Thaya-Ufer zum anderen vor. „Als Standort käme z.B der alte Badeplatz von
Hardegg in Betracht, wo es vor Jahrzehnten schon einmal eine Brücke gegeben hat. Auch auf Höhe des Einsiedlerfelsens
wäre die Errichtung eines Übergangs möglich“, meint der Nationalpark-Direktor. Dabei könnte
man durchaus ein Modell verwenden, das die Tschechen schon jetzt bei ihren Thaya-Brücken weiter stromabwärts
einsetzen. „Diese Hängebrücken haben sich sehr bewährt, weil sie absolut hochwassersicher sind.“
Noch freilich fehlt zur Umsetzung des Vorhabens das Geld. „Leider kann man Interrreg-Projekte heute nicht mehr
so leicht verwirklichen wie früher“, sagt Schleritzko. In der Bevölkerung ist die Nachfrage nach einem
erholsamen Aufenthalt in der Natur jedenfalls groß. „Mehr als 80 Prozent der Niederösterreicher können
sich einen Urlaub in einem österreichischen Nationalpark vorstellen“, zitiert er aus einer von den sechs Nationalparks
Österreichs gemeinsam in Auftrag gegebenen Studie.
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