Der Tod von Gunter Damisch hat mich wie die gesamte Kunstwelt in Österreich
tief getroffen.
Wien (albertina) - Damisch war - und ist - nicht nur einer der führenden Bahnbrecher in
den 1980er Jahren gewesen, die der Malerei wieder zum Durchbruch verholfen haben und den, nach Jahren der konzeptuellen
Enthaltsamkeit akuten Hunger nach Bildern mit ihren expressiven Arbeiten gestillt haben. Dieses wiedererstarkte
Vertrauen in den unmittelbareren malerischen und zeichnerischen Ausdruck hat Damisch konsequent über Jahrzehnte
verfolgt.
Sein Leitmedium war ihm die Zeichnung. In der Zeichnung war Gunter Damisch vielleicht überhaupt unerreicht
in Österreich. Nicht zufällig hat er als Professor an der Akademie viele Jahre erfolgreich Druckgraphik
gelehrt.
Als hochgebildeter, die Kunst weithin in all ihren Verästelungen überblickender Lehrer und Diskutant
war Damisch ein gern gesuchter Gesprächspartner, der wie kein anderer auf eine ernsthafte wie liebenswürdige
Weise seine Position klar darlegen konnte.
Gunter Damischs Tod ist ein großer Verlust für Österreich, für die Kunstwelt. Seine mikroskopischen
Weltentwürfe, die das Universum für mich bedeuten, waren mehr als nur ein Markenzeichen: sie waren Ausdruck
einer Weltanschauung, die sich der Endlichkeit und Kleinheit des Menschen immer bewusst war.
Die Albertina verliert mit Gunter Damisch einen der Großen der Österreichischen Kunstgeschichte, den
sie über viele Jahrzehnte gesammelt und ausgestellt hat. Erst jüngst hat der Künstler diese enge
Verbindung abermals durch eine großzügige Schenkung unterstrichen: wie wir heute mit großer Trauer
feststellen müssen, war diese ein Vermächtnis.
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