Enquete anlässlich 15 Jahre „Girls Day“ im Burgenland widmet sich der Analyse und Neuorganisation
des Aktionstages. Premiere für „Girls Day Mini“.
Eisenstadt (blms) - Eine Enquete zum Thema „Gendersensible Berufsorientierung“ fand am 28.04. auf Initiative
von Frauenlandesrätin Verena Dunst und des Frauenreferats im Beisein von Beisein von Frauenministerin Gabriele
Heinisch-Hosek, Jugendlandesrätin Mag.a Astrid Eisenkopf, Landtagspräsident Christian Illedits und Landesschulratspräsident
Mag. Heinz Zitz in Eisenstadt statt. Geladen waren Projektpartnerinnen und –partner, bisher teilnehmende Betriebe
sowie Lehrerinnen und Lehrer; die Tagung stand im Zeichen der Bestandsaufnahme und der Neuorganisation des „Girls
Day“, der zuletzt rückläufige Teilnehmerzahlen verzeichnete. Tenor: Einstellungen sind veränderbar,
Berufsinformation muss viel früher ansetzen, vernetzt und niederschwellig sein, und es braucht eine Pädagogik,
die alltägliche Rollenzuweisungen in allen Bereichen vermeidet. Als Pilotprojekt fand bereits am Vormittag
im Technologiezentrum Eisenstadt erstmals der „Girls Day Mini“ für Kindergarten- und Volksschulkinder statt.
„Seit 15 Jahren setzen wir im Burgenland Aktivitäten, um Mädchen für ‚untypische Frauenberufe‘ zu
begeistern. Trotzdem hat sich an der Berufswahl nur wenig geändert – diese Klischees aufzubrechen, ist eine
schwierige Aufgabe. Zum Jubiläum wollen wir deshalb den nächsten Schritt tun und bereits viel früher
mit veralteten Rollenbildern aufräumen, sie gar nicht erst entstehen lassen. Erstmals haben wir deshalb heuer
einen ‚Girl’s Day Mini‘ abgehalten“, erklärte Dunst.
„Neugierde junger Menschen nicht unterdrücken“
Es gebe eine kollektive Verantwortung in der gendersensiblen Erziehung, betonte Frauenministerin Heinisch-Hosek:
„Es braucht ein Zusammenspiel aller Kräfte, damit Mädchen den Sprung in gute Berufe schaffen. Es gibt
unglaublich viel, was Mädchen machen könnten, aber nicht wissen. Es geht vor allem auch darum, die Neugierde
junger Menschen nicht zu unterdrücken“. Der Girls Day sei eine tolle Initiative, gendersensible Berufsorientierung
müsse aber laufend stattfinden.
Starre Rollenbilder in der Berufswahl
Starre Rollenbilder prägen noch immer die Berufswahl von Mädchen und Burschen. Mehr als zwei Drittel
aller weiblichen Lehrlinge wurden 2014 in den „Top 10“ Lehrberufen ausgebildet, fast die Hälfte im Einzelhandel,
zur Bürokauffrau und Friseurin. Burschen entschieden sich für Metalltechnik, Elektrotechnik und Kraftfahrzeugtechnik.
Dieses Verhältnis hat sich in den letzten zehn Jahren nicht geändert. Das gleiche Bild zeigt der Schul-
und Hochschulbereich: Wirtschafts- und sozialberufliche Schulen werden hauptsächlich von Mädchen besucht
(87,9% bzw. 79,9%), während bei den technisch-gewerblichen Schulen mit 74,3% Burschen überrepräsentiert
sind. Nur 24 % Frauen schließen derzeit ein technisches, jedoch 77% ein geisteswissenschaftliches Studium
ab. Männliche Domänen sind vor allem die Studienrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik
- mit Frauenanteilen von teilweise unter 10%. Die Berufswahl wirkt sich jedoch nachteilig auf das Einkommen aus
- Frauen verdienen im Burgenland immer noch um 21,8 % weniger als Männer.
Neuer Zugang notwendig
Beim „Girls Day“ verbringen Mädchen einen ganzen Schultag in einem ausgewählten Unternehmen, können
dort selbst tätig werden und verschiedene Tätigkeiten ausprobieren, um so den Beruf besser zu „begreifen“.
Trotz vieler positiver Rückmeldungen und Erfahrungen habe es in den letzten Jahren rückläufige Teilnehmerinnenzahlen
beim „Girls Day“ gegeben, berichtete Mag.a Karina Ringhofer, Leiterin des Referats für Frauenangelegenheiten
im Burgenland. „Das war auch der Anlass, einen neuen Zugang zu überlegen“. Mit dem „Girls Day Mini“ habe man
nun einen Versuch gestartet, früher als bisher Rollenbilder aufzubrechen.
Berufsorientierung so früh wie möglich
Dass dies der richtige Ansatz ist, bestätigte Dr.in Margarete Bican, Geschäftsführerin des „Vereins
Sprungbrett“, die sich in ihrem Vortrag mit den Neigungen und Erwartungen junger Frauen und den Fakten beschäftigte.
Die Berufswahl sei kein linearer Prozess, er unterliege Richtungsänderungen und Rückschlägen; es
gebe auch nicht DAS Mädchen, und die Berufswahl stehe nicht allein als Herausforderung. Seien die Berufsvorstellungen
von Fünfjährigen noch sehr breit gefächert, so reduziere sich das Spektrum mit zunehmendem Alter
enorm. „Eltern, das soziale Umfeld, peer groups, die Schule und role models sind die größten Einflussfaktoren“.
Die Vorstellungen seien aber veränderbar, dazu brauche es eine Pädagogik, die über den Tellerrand
schaut. Zeitgemäße Berufsorientierung müsse so früh wie möglich ansetzen, niederschwellig
und gut vernetzt sein, und Methoden der „dekonstruktiven“ Pädagogik einbeziehen.
Premiere für „Girls Day Mini“
Beim ersten „Girls Day Mini“ im Burgenland, von MonA-Net in Kooperation mit dem Frauenreferat und der Industriellenvereinigung
veranstaltet, konnten Mädchen aus dem Kindergarten und der Volksschule einen spannenden Tag im Technologiezentrum
Burgenland erleben. Stationen mit Experimenten, eine Entdeckungsreise und ein Mitmachworkshop der Firma Sanochemia
begeisterten die jungen Forscherinnen.
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