St. Pölten (landentwicklung) - "In Niederösterreich genauso wie in anderen europäischen
Regionen stehen die LandbewohnerInnen heute gewaltigen Herausforderungen gegenüber, die nach raschen, zugleich
aber nachhaltigen und zukunftsfähigen Entscheidungen verlangen. Europaweiter Erfahrungsaustausch und Know-How-Transfer
erweisen sich dabei zunehmend als wichtige Wegbegleiter", erklärte der Vorsitzende der Europäischen
ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, Niederösterreichs Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll, St. Pölten,
am 28.04. bei einer Pressekonferenz im NÖ Landhaus. Als vorrangige Aufgaben, die es zu bewältigen gelte,
nannte er die Themen Überalterung und eine immer bunter werdende Gesellschaft, Klimawandel und Ressourcenverknappung,
schrumpfende Finanzhaushalte sowie Verstädterung, Land- und Stadtflucht.
Ländlicher Raum ist von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung
Pröll machte deutlich, dass ländliche Räume nicht auf die agrarische Dimension reduziert werden
dürfen. Wer sie stärken möchte, müsse die ökonomische Potenz und die Beschäftigung
in den ländlichen Kommunen fördern, die natürlichen Ressourcen nicht zuletzt durch eine umsichtige
Raumplanung schützen sowie die Lebensqualität der BewohnerInnen durch eine zeitgemäße Nahversorgung
und innovative Infrastrukturen in den Bereichen Gesundheit, Pflege, Betreuung und Bildung heben. Der Schlüssel
für eine erfolgreiche Entwicklung sei aber das menschliche Potenzial der Dörfer als Orte, in denen Betroffene
zu Beteiligten, das Ehrenamt gepflegt und das soziale Miteinander über gesellschaftliche Gruppen hinweg gelebt
würden. "Dörfer vermögen sich als soziale Quellen zu erweisen. Das ist ein Auftrag und eine
Chance zugleich", betonte Pröll.
Ländliche Gebiete, so Pröll weiter, erfüllten eine Reihe von wichtigen Funktionen auch für
die Menschen in der Stadt, so dass sich eine Politik zu ihren Gunsten zum Wohle der gesamten Gesellschaft erweise.
Der einjährige Projektzyklus der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung unter dem Titel
"European Rural Innovations & Benefits 2020" habe sich dieser Thematik angenommen und damit für
Europas Dörfer und Landräume Öffentlichkeitsarbeit im besten Sinne geleistet.
ARGE-Geschäftsführerin Theres Friewald-Hofbauer nannte als Bestandteile der EU- geförderten Maßnahme
"European Rural Innovations & Benefits 2020" einen Multimedia-Wettbewerb mit mehr als 250 Einreichungen,
der die Lebensqualität und die vielfältigen Funktionen ländlicher Räume ins rechte Licht rückte,
eine darauf aufbauende mobile Ausstellung mit Stationen in Berlin (Grüne Woche), Polen (Agrotravel Kielce)
und Klagenfurt, eine europäische Studienfahrt zu beispielhaften Gemeinde- und Regionalentwicklungsprojekten
in Bayern sowie internationale Konferenzen bzw. Seminare und Workshops in Slowenien, Deutschland und Luxemburg.
Als "Herzstück" der Kampagne verwies sie auf die Erstellung einer elektronischen "Rural Roadmap",
die noch im Mai online geschaltet werde (ruralroadmap.eu). "Dabei werden die europaweit besten Dorferneuerungsorte
auf einer virtuellen Landkarte per Mausklick auffind- und abrufbar sein, wovon wir uns einerseits exkursionstouristische
Attraktivität und andererseits Inspirationen für entwicklungsorientierte Landgemeinden erwarten",
erklärte Friewald-Hofbauer.
Europäischer Dorferneuerungspreis 2016 - Kirchberg/Pielach vertritt Niederösterreich
"Um in die ‚Rural Roadmap' aufgenommen zu werden, braucht es eine erfolgreiche Evaluierung im Zuge des Europäischen
Dorferneuerungspreises. der heuer zum 14. Mal vergeben wird. Mit der Marktgemeinde Kirchberg an der Pielach hat
Niederösterreich einen aussichtsreichen Preiskandidaten entsendet", so Pröll. Vor allem das Wettbewerbsmotto
"offen sein" sei der Mostviertler Gemeinde geradezu "auf den Leib geschnitten", zeichne sie
sich doch allem voran dadurch aus, dass sie offen für das Neue sei, Dorfgrenzen überschreite und gesellschaftliche
Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung begreife.
Der Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis wurde 1990 von der Europäischen ARGE Landentwicklung
und Dorferneuerung mit dem Ziel, den Erfah- rungsaustausch zu fördern, Europas Zusammenwachsen zu begünstigen
und die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der ländlichen Regionen der europäischen Öffentlichkeit
bewusst zu machen, ins Leben gerufen. Er wird im 2-Jahresrhythmus veranstaltet und bewertet neben der äußeren
Erscheinung vor allem die inneren Qualitäten der Dörfer und Gemeinden, also Aktivitäten im Sinne
einer Standort angepassten wirtschaftlichen Entwicklung, die Schaffung zeitgemäßer sozialer Einrichtungen,
die Auseinandersetzung mit Architektur, Siedlungsentwicklung, Ökologie und Energieversorgung sowie kulturelle
Initiativen und Weiterbildungs- maßnahmen. Wesentlich dabei sind ein ganzheitlicher Ansatz, eine Orientierung
in Richtung Nachhaltigkeit und eine von Bürgerbeteiligung, Eigeninitiative und Ko- operationsbereitschaft
geprägte Methodik der Umsetzung.
Die Preisträger unter den 24 Teilnehmern aus 11 Staaten werden von einer internationalen Wettbewerbsjury im
Rahmen von zwei Bewertungssitzungen und Vorortbesichtigungen aller teilnehmenden Gemeinden eruiert. Die Entscheidung
fällt Ende Juni, die Preisverleihung erfolgt am 9. September 2016 in Tihany, Ungarn, der Siegergemeinde des
Wettbewerbes 2014.
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