Haslauer, Rössler und Mayr: Maßnahmenbündel wird in drei Pilotgemeinden entwickelt
Neumarkt am Wallersee/Salzburg (lk) - Die Stärkung der Orts- und Stadtkerne ist ein wichtiges Anliegen
der Salzburger Landesregierung. In einer Arbeitsgruppe wurden zahlreiche Bausteine zur Ortskernstärkung erarbeitet,
die eine positive Weiterentwicklung der Ortszentren erleichtern sollen. Bei einem Informationsgespräch informierten
am 26.04. in Neumarkt am Wallersee Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Landeshauptmann- Stellvertreterin Astrid
Rössler, Landesrat Hans Mayr sowie die Bürgermeister Adolf Rieger, Josef Tagwercher und Wolfgang Wagner
über den aktuellen Stand der Initiative "Ortskernstärkung" in den drei Pilotgemeinden Köstendorf,
Neumarkt am Wallersee und Radstadt.
"Salzburg hat viele intakte Dörfer und Städte mit wunderschönem, gepflegtem Ortsbild und intakter
Infrastruktur. Es gilt, Wohnen, Wirtschaften und Besucherfrequenz in den Orts- und Stadtkernen in einem Maß
aufrechtzuerhalten, dass diese nicht aussterben. Dabei wollen wir nicht das Rad der Zeit zurückdrehen oder
gar an den Bedürfnissen einer modernen Gesellschaft vorbei handeln. Die Arbeit mit den Pilotgemeinden soll
gezielte Maßnahmen zum Ergebnis haben, Leben in den Stadt- und Ortskernen zu gewährleisten", so
Wirtschafts- und Gemeindereferent Haslauer.
"Mit einem Maßnahmenbündel auf den verschiedensten Ebenen ist vielerorts eine Trendwende zu lebendigen
Ortszentren möglich", ist auch Astrid Rössler, ressortzuständig für Raumordnung, überzeugt.
"In einem ersten Schritt werden in drei Pilotgemeinden integrierte Stadtentwicklungskonzepte (ISEK) entwickelt,
die ein umfangreiches, spezifisch auf die Verhältnisse der jeweiligen Gemeinde zugeschnittenes, Maßnahmenpaket
beinhalten. Dieses gemeinsam mit den Akteuren in den Gemeinden erarbeitete Papier dient als Grundlage für
die weiteren Schritte. Die erforderlichen Maßnahmen betreffen die verschiedensten Ebenen – Raumplanung, Wohnungswesen,
Wirtschaftsentwicklung, Verkehr, Förderungen – sodass nur mit einer gemeinsamen und abgestimmten Vorgangsweise
die Stärkung der Ortskerne gelingen kann. Die aktive Mitarbeit der Akteure in den Gemeinden ist dabei ein
wertvoller Beitrag.
Wesentlich erscheint mir auch eine zukünftige Siedlungsentwicklung, die ihren Fokus auf die bestehenden Orts-
und Stadtkerne richtet. Nur dadurch kann gewährleistet werden, dass eine 'kritische Masse' an Personen vorhanden
ist, die als Kunden die bestehenden Einrichtungen nutzen."
Auch von der Wohnbauförderung wurde und wird auf das Anliegen der Ortskernstärkung mit den Zuschlagspunkten
für ortskernrelevante Bauten und einer Mobilisierung von Grundstücken in Ortskernlagen reagiert. "In
der neuen Wohnbauförderung können für Standortqualitäten – wie Verfügbarkeit von öffentlichen
Verkehrsmitteln, Versorgungseinrichtungen, Bildungsangeboten, Betreuungseinrichtungen oder Arztpraxen – zusätzliche
Zuschlagspunkte lukriert werden", erläuterte der für den Wohnbau zuständige Landesrat Hans
Mayr beim heutigen Informationsgespräch. Ein weiterer starker Akzent in Richtung Stärkung der Ortskerne
wird derzeit vorbereitet. Aktuell wird am Entwurf einer Novelle gearbeitet, die kommende Woche in Begutachtung
gehen soll. Geplant ist, für die Mobilisierung von Grundstücken in Ortskernlagen aus Mitteln der Wohnbauförderung
fünf Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Durch ein Bündel von Maßnahmen wird damit ein
wesentlicher Mobilisierungseffekt für die Entwicklung in den Ortskernen gesetzt. Es wird zum Beispiel ein
Zuschuss zum Ankauf einer Liegenschaft gewährt, wenn eine Gemeinde eine Liegenschaft ankauft und binnen fünf
Jahren ein Projekt vorliegt, welches vorwiegend förderbare Wohnungen in Verbindung mit einem Gesamtkonzept
vorsieht. "Durch die Gewährung dieses nicht rückzahlbaren Zuschusses zu den Grundkosten für
die Errichtung von förderbaren Wohnungen in Ortskernen leiste ich aus meinem Ressortbereich einen wichtigen
finanziellen Beitrag, um den Ankauf geeigneter Grundstücke zu fördern und die Ortskerne zu beleben",
so Landesrat Mayr.
Drei Gemeinden entwickeln Maßnahmenpaket mit
Zur Findung eines geeigneten Maßnahmenpakets zur Stärkung der Orts- und Stadtkerne wurde eine Arbeitsgruppe
eingerichtet. Zusätzlich wurden einige Unterarbeitsgruppen zu den Themen Wirtschaft, Gestaltungsbeiräte,
Ortsbildschutz und Architektur eingerichtet. In drei Pilotgemeinden werden auf Basis eines integrierten Ortsentwicklungskonzeptes
Maßnahmen erarbeitet, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden und die so zur Stärkung der Ortszentren
beitragen. Bis zum Herbst sollen die mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten Maßnahmenkataloge
erarbeitet sein. Zur Finanzierung der Planungsmaßnahmen stehen auch Gelder aus der Dorf- und Stadtentwicklung
und der ländlichen Entwicklung zur Verfügung, zusammen rund 130.000 Euro. Das Interesse, nach den Pilotgemeinden
an dem Programm teilzunehmen ist seitens der Gemeinden groß. Zur Umsetzung der Maßnahmen stehen neben
dem Gemeindeausgleichsfonds (GAF) auch Gelder aus dem EU-Leader-Programm bereit. Auch von der Wohnbauförderung
wurde und wird auf das Anliegen der Ortskernstärkung mit den Zuschlagspunkten für ortskernrelevante Bauten
und einer Mobilisierung von Grundstücken in Ortskernlagen reagiert.
Neumarkt am Wallersee: Nutzung mit Mehrwert
In der Hauptstraße von Neumarkt am Wallersee gibt es einige leerstehende Geschäftslokale und auch einige
innerstädtische Konversionsflächen sind vorhanden. Die Gestaltung der Hauptstraße ist in die Jahre
gekommen und bedarf eines Re-Designs. "Ziel ist es, gemeinsam mit den betroffenen Bürgerinnen, Bürgern
und Geschäftstreibenden ein integriertes Stadtentwicklungskonzept zu erarbeiten, in dem konkrete und praktische
Maßnahmen aufgelistet werden. Die Ergebnisse des vorangegangenen Bürgerbeteiligungsprozesses Agenda
21 werden eingearbeitet. Konzepte und Nutzungsmöglichkeiten für leer stehende Geschäftslokale werden
ausgearbeitet. Der Ortskern soll wieder vitaler werden, dazu zählt die Konzeptionierung eines Re-Designs der
Hauptstraße. Um das Ziel einer innerstädtischen Verdichtung zu unterstützen, wird nicht nur die
Ortskernabgrenzung überprüft, sondern auch die Möglichkeit einer Nutzung mit Mehrwert der ungenutzten
Brachflächen. Dieser Rahmenplan wird in Folge die Grundlage für weitere Maßnahmen und Planungen
sein", formulierte Neumarkts Bürgermeister Adolf Rieger den Ansatz in seiner Gemeinde.
Radstadt: Über die Stadtmauer hinaus gestalten
Im historischen Zentrum von Radstadt hat der letzte Lebensmittel-Nahversorger 2015 geschlossen. Rund zehn Prozent
der Geschäftsflächen stehen leer. Die Vorstadt hat sich in jüngsten Jahren nicht positiv entwickelt
und es sind einige ungenutzte Flächen vorhanden. Die fußläufige Anbindung zum Bahnhof und der Bahnhof
sind unattraktiv. "Beim Bürgerbeteiligungsprozess kristallisierte sich die Notwendigkeit einer erweiterten
Planung, die nicht nur das Gebiet innerhalb der ehemaligen Stadtmauer umfasst, sondern darüber hinaus. Ziel
ist es die vorangegangenen Planungen einerseits aufeinander abzustimmen und andererseits dann in Folge diese in
das integrierte Stadtentwicklungskonzept einfließen zu lassen. Das integrierte Stadtentwicklungskonzept integriert
Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Akteure des öffentlichen Lebens, Unternehmen, Gemeinde, Fachbehörden
und verschiedene Expertinnen und Experten. Es dient als Zentralessteuerungsinstrument", erläuterte Bürgermeister
Josef Tagwercher von Radstadt.
Köstendorf: Dörfliche Struktur erhalten
Im Köstendorfer Dorfzentrum gibt es einige leer stehende Geschäftslokale. Köstendorf hat derzeit
keinen Lebensmittel-Vollversorger. Die Nahversorgung wird durch einen Bäcker bzw. einen kleinen Lebensmittelhändler
sowie eine Metzgerei gewährleistet. Auch einige ortsbildprägende Gebäude stehen leer. Am unmittelbaren
Ortsrand liegt eine Brachfläche. "Auch wir wollen die Ergebnisse und Ideenimpulse eines vorangegangenen
Agenda21-Prozesses weiter bearbeiten und die Strategien und Leitziele der Plusregion umsetzen. Ziel ist es, eine
Sicherung und Verbesserung der wirtschaftlichen Existenz des Dorfes mithilfe einer Funktionsstärkung des Dorfkernes
zu erwirken. So wird die Erhaltung einer verbrauchernahen Versorgung gewährleistet. Wir wollen einen Rahmenplan
mit konkreten Vorschlägen und Maßnahmen entwerfen, der die dörfliche Struktur von Köstendorf
und kurze Wege erhält. Dabei ist verantwortungsbewusst mit unserem Dorfplatz umzugehen", beschreibt Köstendorfs
Bürgermeister Wolfgang Wagner die Vorhaben in seiner Gemeinde.
Bewusstsein auf breiter Basis schaffen
Mit der Stärkung der Ortskerne in Salzburger Gemeinden ist auch eine Reihe weiterer Handlungsansätze
verbunden. So sollten die Ortskernabgrenzungen überdacht und ein Weiterbildungsprogramm für Planer und
Entscheidungsträger entwickelt werden, um das Bewusstsein für diese Thematik zu schärfen. Auch eine
Partnerschaft mit der ÖROK und dem österreichischen Baukulturbeirat ist geplant, um dieses Thema österreichweit
zu diskutieren und auch auf österreichischer Ebene Lösungen zu erarbeiten. Einen wichtigen Schwerpunkt
wird neben diesen Tätigkeiten auch der Erfahrungsaustausch mit den Raumplanern bilden.
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