Wien (belvedere) - Lichtspiele, optische Täuschungen und regelrechte Wahrnehmungsmaschinen werden vom 27.
April bis 28. August 2016 im 21er Haus gezeigt. "Rück – Blick: Kinetika 1967" versammelt 25 Meisterwerke
der kinetischen Lichtkunst und Op-Art von u. a. Nicolas Schöffer, Julio Le Parc, Martha Boto, Heinz Mack und
Lily Greenham. Die Ausstellung zeichnet erlebbar nach, wie Technik, Kybernetik und visuelle Forschung in den 1960er-Jahren
jenseits der Leinwand Eingang in die Kunst fanden.
Als historische Referenz dient "Kinetika", die erste internationale Op-Art-Ausstellung in Österreich,
die 1967 im Museum des 20. Jahrhunderts, in der Vorgängerinstitution des heutigen 21er Haus, stattfand. Der
damalige Direktor, Werner Hofmann, holte Kunstströmungen der internationalen Avantgarde nach Wien, die ihren
Ausgangspunkt in der Ratio und nicht im Genius sahen.
"Es ist eine Aufgabe des 21er Haus Brücken zu schlagen – in diesem Fall konkret, indem die Schau von
1967 im Pavillon von Karl Schwanzer mit der heutigen Kunstproduktion zusammen gebracht wird. Bewegung und Licht,
Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie die Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Phänomenen
sind in der zeitgenössischen Kunst aktueller denn je", so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere
und des 21er Haus, über die "Wiederkehr" einer Ausstellung.
Die aktuelle Präsentation zeigt einen Querschnitt der damals teilnehmenden Vertreterinnen und Vertreter, die
Licht, Bewegung und die Ideen von Programmierung und Zufall in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten stellten. "All
jenen war die Beschäftigung mit Kunst als ein dynamisches, sich selbst erhaltendes System gemeinsam, das den
Betrachter nicht mehr in bloß passivem Staunen zurückließ, sondern ihn als einen gleichberechtigten
Kommunikator zwischen Werk und Künstler verortete", so der neue Chefkurator des 21er Haus, Harald Krejci.
Er wählte 25 Exponate aus, die variantenreich einen Bogen von der Konkreten Kunst über einfache Bewegungs-
und Lichtobjekte bis hin zu komplex ausgeführten lichtkinetischen Arbeiten spannen.
Zu den Hauptwerken in "Rück – Blick: Kinetika 1967" zählt die licht-dynamische Skulptur "Microtemps
Nr. 15" (1965) von Nicolas Schöffer. Durch die beweglichen Teile und das sich verändernde Licht,
das an den glänzenden Materialien reflektiert wird, verschwimmen die Grenzen zwischen Bewegung und Farbe.
Wie ein Nagelbrett hat Horacio Garcia Rossi unzählige Plexiglasstäbchen in seine Lichtbox "Boîte
lumineuse" (1964) gesteckt, die per Zufall in stetig verändernden Farben aufglühen. Koloman Novaks
Arbeit "Ohne Titel" (1965) lässt Lichtpunkte wandern. Steckt man "Jeux électroniques"
(1966) von Gregorio Vardanega unter Strom, leuchten gleichzeitig mal 4, 7, 12, mal mehr oder weniger Ringe in weißem
und türkisem Licht auf. Mithilfe einer Relaisschaltung werden variierende, regelmäßig wiederkehrende
Lichtmuster erzeugt. Im kinetischen Licht-Objekt "Losanges et carrés en mouvement" (1966) von
Lily Greenham werden die einzelnen Farben des diamant- und quadratförmigen Musters durch bunte Glühbirnen,
die an der Innenseite des Objekts rhythmisch nacheinander aufleuchten, verstärkt und in Bewegung versetzt.
Das Licht in "Scatola di luce" (1966) von Julie Le Parc strömt durch Schlitze in rotierenden Metallscheiben
und erscheint wie atmosphärische, in der Luft treibende Schwaden. Heinz Mack imitiert in seiner Arbeit "Sun
of the Sea" (1965) das Licht der Sonne, das auf der Wasseroberfläche gespiegelt und durch die Wellen
zum Schwingen gebracht wird.
"Rück – Blick: Kinetika 1967" wird an zwei Orten präsentiert: im Wotrubaraum im Untergeschoß
des Museums sowie im 21er Raum im Obergeschoß, wo noch bis zum 29. Mai die Schau "Abstract Loop Austria"
zu sehen ist. Diese Ausstellung stellt mit Werken von Marc Adrian, Richard Kriesche und Helga Philipp die Anfänge
der konstruktiv-konkreten Kunst und Op-Art in Österreich ins Zentrum.
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