Faymann zum 8. Mai: "Gedenken heißt,
 die Dinge beim Namen zu nennen"

 

erstellt am
09. 05. 16
11:00 MEZ

Staatsakt zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkriegs
Wien (bpd) - "Gedenken heißt, die Dinge beim Namen zu nennen. Gedenken heißt, auszusprechen, was Europa und die Welt in die furchtbarste Krise seiner Geschichte gestürzt hat – in den Zweiten Weltkrieg mit 65 Millionen Toten weltweit und in den Holocaust mit sechs Millionen ermordeten Menschen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann am 08.05. anlässlich des Staatsaktes durch die Bundesregierung zum Gedenken an die Befreiung vom Nationalsozialismus und an die Beendigung des Zweiten Weltkriegs im Bundeskanzleramt.

"Wir müssen aber auch sagen, dass es viele Österreicherinnen und Österreicher gegeben hat, die sich gegen den Faschismus gestellt haben und ein unvorstellbares Beispiel an Zivilcourage gaben. Zehntausende Menschen sind in den Widerstand gegangen und Tausende haben dabei ihr Leben verloren. Der 8. Mai ist also auch ein Tag, wo wir uns an den Mut zum aufrechten Gang erinnern sollten. Es ist ein Tag des 'Niemals vergessen' und ein Tag des 'Nie wieder'", so Faymann.

"Frieden und gesellschaftlicher Frieden sind kein stabiler Dauerzustand, den man ohnedies kaum aus dem Gleichgewicht bringen kann. Das Gegenteil ist der Fall, oftmals zeigt uns das auch die Gegenwart. Die Geschichte lehrt uns, dass es lange dauert, um Demokratie und Wohlstand aufzubauen – und dass es oft nur ein paar Federstriche, Akte des Unrechts und der gezielten Gewalt braucht, um beides zu zerstören", sagte der Bundeskanzler.

"Ein ganz besonderer Zeitzeuge, der sein Leben der Erinnerung, der Warnung und der Aufklärung über die schlummernden Gefahren gewidmet hat, ist heute hier unser Festredner: Rudolf Gelbard. Er zählt zu jenen wenigen, die das KZ Theresienstadt überlebt haben. Er hat dann das gemacht, was uns als Vorbild dient: Nicht den Mantel des Schweigens, des Vergessens über das Erlebte geworfen, sondern er hat sich in den Dienst der Sache gestellt und in unzähligen Veranstaltungen diese Erinnerung und das Gedenken gelebt: Nie wieder Vertreibung, nie wieder Verfolgung, nie wieder millionenfacher Mord", so Faymann. Und weiter: "Die Demokratie lebt durchaus von gegensätzlichen Diskussionen, vom Ringen nach der besten Lösung - aber immer mit Respekt. Ohne Hass, ohne Antisemitismus, ohne Rassismus. Denn das sind die Feinde einer demokratischen Entwicklung. Der richtige Weg ist jener der Rechtsstaatlichkeit, der Solidarität, der Demokratie", sagte der Kanzler abschließend.

Rudolf Gelbard, Zeitzeuge und ehemaliger Häftling im Konzentrationslager Theresienstadt, hielt das Festreferat, in dem er von den schrecklichen Erlebnissen nach seiner Verschleppung in das KZ berichtete.

Für die musikalische Umrahmung des Staatsaktes sorgte das Streichquartett der Wiener Symphoniker.

 

 

 

zurück

 

 

 

 

Die Nachrichten-Rubrik "Österreich, Europa und die Welt"
widmet Ihnen der
Auslandsösterreicher-Weltbund

 

 

 

Kennen Sie schon unser kostenloses Monatsmagazin "Österreich Journal" in vier pdf-Formaten? Die Auswahl finden Sie unter http://www.oesterreichjournal.at