Mehr als zehntausend Menschen feierten die Befreiung vom Nationalsozialismus vor 71 Jahren
Wien (mkö) - Zeitzeugen sowie führende Politikerinnen und Politiker gedachten am 08.05. am Wiener
Heldenplatz der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 71 Jahren. ORF III übertrug das Fest der Freude mit
dem Gratiskonzert der Wiener Symphoniker live. Mehr als zehntausend Besucherinnen und Besucher hörten die
Worte des Zeitzeugen Daniel Chanoch und führender PolitikerInnen sowie das Konzert der Wiener Symphonikern
am 8. Mai 2016 am Wiener Heldenplatz. Das vom Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) zum vierten Mal veranstaltete
Fest der Freude ist jenem Tag vor genau 71 Jahren gewidmet, an dem der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich
ein Ende gesetzt wurde.
„Die Erinnerung an den Tag, an dem Österreich von der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten befreit
wurde, ist heute wichtiger denn je. Die aktuellen statistischen Daten sind mehr als Besorgnis erregend: Rechtsextreme
Straftaten sind im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen, in den letzten fünf Jahren sogar um 100
Prozent. Es braucht daher dringend einen nationalen Aktionsplan gegen Rechtsextremismus“, so Willi Mernyi, Vorsitzender
des Mauthausen Komitees Österreich.
KZ-Überlebender und PolitikerInnen erinnerten an die Opfer des Nationalsozialismus
Eröffnet wurde das Fest der Freude mit einem Videobeitrag über Solidarität und den KZ-Überlebenden
Daniel Chanoch, gelesen von Mercedes Echerer und Konstanze Breitenebner. Danach folgten Videobotschaften von Vertreter/innen
der Befreiungsnationen sowie dem Präsidenten des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes,
Rudolf Edlinger, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch sowie dem Verein GEDENKDIENST.
Während des Konzerts der Wiener Symphoniker erinnerten der Zeitzeuge und KZ-Überlebende Daniel Chanoch,
Bundesministerin Dr.in Sabine Oberhauser, Bundesminister Mag. Wolfgang Sobotka, Vizebürgermeisterin Mag.a
Maria Vassilakou, Wiener Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely und MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi an die Opfer
des Nationalsozialismus. Durch die Veranstaltung führte Schauspielerin Katharina Stemberger.
Daniel Chanoch verbindet mit einer Gruppe anderer Überlebender eine bewegende Geschichte zu Solidarität.
Die Wichtigkeit und Notwendigkeit von Solidarität zeigt sich heute auch in jenen Momenten, in welchen Menschen,
die nach Europa und nach Österreich flüchten, Hilfe brauchen. Solidarität ist daher der thematische
Schwerpunkt für das Fest der Freude im Jahr 2016.
Beethovens 3. Symphonie „Eroica“ gespielt von den Wiener Symphonikern
Unter der Leitung des Dirigenten Christoph von Dohnányi eröffneten die Wiener Symphoniker das Fest
der Freude mit „Fanfare for a Bowl Concert on motifs of Die Gurrelieder“ von Arnold Schönberg. Am Programm
des Traditionsorchesters standen weiters „Ein Überlebender aus Warschau“ – ebenfalls von Arnold Schönberg
– mit Star-Bariton Thomas Hampson als Erzähler und dem Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde unter
der Chorleitung von Johannes Prinz sowie Ludwig van Beethovens Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica“.
Fest der Freude auf ORF III und in der ORF-TVthek
Zum zweiten Mal zeigte ORF III Kultur und Information am 8. Mai das „Fest der Freude“ mit dem Festakt und dem anschließenden
Gedenkkonzert der Wiener Symphoniker live vom Wiener Heldenplatz. Die TV-Übertragung war der Höhepunkt
eines umfangreichen Thementags mit zahlreichen Dokumentationen, u. a. „Der Krieg ist aus!“, „Trümmerfrauen“,
„Österreich in Farbe – Die Besatzungszeit“ und „Der Wiener Stephansdom – Die Wiedergeburt eines Wahrzeichens“,
sowie Zeitzeugengesprächen und Interviews. Darüber hinaus überträgt ORF III am Sonntag, dem
15. Mai ab 9.50 Uhr live die Gedenk- und Befreiungsfeier aus Mauthausen.
Das „Fest der Freude“ – Sondersendung, Festakt und Konzert –, die zwei „Mauthausen vor der Tür“-Folgen sowie
alle ORF-III-Sendungen, sind via ORF-TVthek nach der TV-Ausstrahlung als Video-on-Demand unter http://tvthek.orf.at/
verfügbar.
Internationale Gedenk- und Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 15. Mai 2016
Die Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und dessen Außenlager wurden Anfang Mai 1945
von US-Truppen befreit. Gemeinsam mit seiner Partnerorganisation Comité International de Mauthausen und
weiteren Organisationen veranstaltet das Mauthausen Komitee die gesamten Gedenkfeiern anlässlich der Befreiung
des KZ-Mauthausen und seiner 49 Außenlager. Mehr als 80 Gedenkveranstaltungen werden heuer österreichweit
an Orten ehemaliger Außenlager und Stätten des NS-Terrors abgehalten und finden ihren Höhepunkt
in der europaweit größten internationalen Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 15.
Mai 2016 von 10.00 Uhr bis etwa 12.00 Uhr. Die diesjährigen Gedenk- und Befreiungsfeiern widmen sich dem Thema
„Internationale Solidarität“.
Bundeskanzler Werner Faymann
„Mit dem Fest der Freude feiern wir das Ende der Nazi-Diktatur vor 71 Jahren, gedenken der Opfer und würdigen
diejenigen, die den Mut fanden, Widerstand zu leisten. Wir setzen auf dem Wiener Heldenplatz ein Zeichen: Dass
sich die menschenverachtenden Gräuel und die Barbarei des Faschismus nie mehr wiederholen dürfen.“
Bundesministerin für Gesundheit Dr.in Sabine Oberhauser, MAS
„Solidarität ist der thematische Schwerpunkt des diesjährigen Fests der Freude – nicht zufällig:
Gerade angesichts der aktuellen Flüchtlingsbewegungen ist unsere Solidarität wieder mehr denn je gefordert.
Rufen wir uns den berühmten Ausspruch des US-amerikanischen Philosophen und Schriftstellers George Santayana
in Erinnerung: „Wer seine Geschichte nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Lassen wir das nicht
zu. Zeigen wir Solidarität, denn Solidarität ist die Kraft, die uns Menschen verbindet – damals wie heute.“
Bürgermeister der Stadt Wien Dr. Michael Häupl
Am 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten Europa vom Nationalsozialismus. Auch für Österreich war die Stunde
der Freiheit gekommen. Das sinnlose Töten, die Barbarei und der kaltblütige Mord an Verfolgten fanden
ein Ende. Die Freude der Menschen über das Kriegsende war verbunden mit unendlich großem Mut zum Wiederaufbau
eines neuen Österreichs. Mit dem Fest der Freude am 8. Mai gedenken wir dieser Menschen, aber auch der vielen
unschuldigen Opfer. Aus Trümmern haben wir unser Land und unsere Demokratie wieder aufgebaut. Heute liegt
es an uns allen, sicherzustellen, dass so etwas in unserem Österreich, genauso wie auf diesem Kontinent, nie
wieder geschehen kann. Unsere Geschichte verpflichtet uns, allen Anfängen von Intoleranz, Rassismus und Antisemitismus
mit aller Entschlossenheit entgegenzutreten.
Vizebürgermeisterin der Stadt Wien Mag.a Maria Vassilakou
Das Fest der Freude ist ein Bekenntnis zu einem freien, einem demokratischen Österreich ebenso wie zu einem
freien, demokratischen und geeinten Europa. Unsere gewonnene und geschenkte Freiheit gilt es zu bewahren und zu
verteidigen ohne Wenn und Aber.
Wiens Kulturstadtrat Dr. Andreas Mailath-Pokorny
Mit dem Fest der Freude feiern wir in Wien das Ende des Nationalsozialismus durch die Befreiung der Alliierten
1945. Wir begehen mit dem 8. Mai aber auch einen wichtigen Tag des Gedenkens an alle Opfer des damaligen Terrorregimes
und an all jene Menschen, die damals bereit waren, dagegen Widerstand zu leisten und so bewiesen haben, dass Gewalt
und Unterdrückung nicht hingenommen oder geduldet werden müssen. Wir besinnen uns damit auch der Bedeutung
des Beistands für Verfolgte und vom Tod durch Krieg und Terror bedrohte Mitmenschen. Die für uns errungene
Freiheit wollen wir in diesem Bewusstsein als Fest der Freude begehen.
Wiener Stadträtin Mag.a Sonja Wehsely
Der Entsolidarisierung der Gesellschaft, die die Basis für Hass und Rechtsextremismus bildet, müssen
wir mit einem starken Sozialstaat entgegen. Bei den Ärmsten zu kürzen bedeutet eine weitere Spaltung
der Gesellschaft.
Intendant der Wiener Symphoniker Johannes Neubert
Für die Wiener Symphoniker sind die Konzerte am Heldenplatz anlässlich der Befreiung Österreichs
vom nationalsozialistischen Terror immer ein Höhepunkt des Konzertjahres. Freiheit und Frieden sind in vielerlei
Hinsicht Grundbedingungen für unser Wirken als Künstler. Wir sind deshalb sehr glücklich, dass wir
auch in diesem Jahr durch die Kraft der Musik dazu beitragen dürfen, diesen Tag der Befreiung als einen Tag
des Gedenkens, aber eben auch der Freude zu begehen.
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